Das goldene Dutzend ist voll: Die Lateinformation des Grün-Gold-Clubs Bremen hat bei der Weltmeisterschaft in der Braunschweiger Volkswagenhalle den Titel verteidigt und zum zwölften Mal in der Vereinsgeschichte den WM-Pokal gewonnen. Die Erfolgsstory der Choreografie "Emozioni" geht also weiter: Im zurückliegenden Jahr hatte Grün-Gold damit bereits sämtliche Trophäen auf nationaler und internationaler Ebene abgeräumt. Mehr als 2500 Zuschauer feierten Grün-Gold mit stehenden Ovationen; für den Sieger gab es 36,00 Punkte, der Abstand auf den Zweitplatzierten Moon Dance aus der Mongolei betrug mehr als zwei Zähler. Dritter wurde die TSG Bremerhaven.
"Die Mannschaft war insgesamt sehr präsent", hatte Grün-Gold-Trainer Roberto Albanese bereits nach der Vorrunde gesagt. In der Zwischenrunde und dann auch noch mal im Finale hatte das gegenüber der Europameisterschaft im Mai in Wien auf fünf Positionen neu formierte Bremer Team jeweils noch eine Schippe draufgelegt. Mehr als 50 Bilderwechsel, ein ungemein hohes Tempo, viele rasante, anspruchsvolle Highlights und eine stimmungsvolle Musik mit italienischen Klängen: Das ist die Choreografie, mit der Grün-Gold an diesem Samstagabend den vierten WM-Titel in Folge gewonnen hat.
Die Mannschaft präsentierte sich sehr harmonisch und synchron, tanzte quasi wie aus einem Guss. "Das war eine klare Steigerung gegenüber der Vorrunde", sagte Albanese vor der finalen Runde. "Da war viel mehr Energie drin. Die Highlights fand ich besser. Und auch die Bildergenauigkeit war höher." Im Finale der besten Sechs folgte schließlich die erneute Krönung des alten und neuen Weltmeisters, der weiterhin in einer eigenen Liga tanzt und für reichlich Emotionen sorgt.
Als Dritter aufs Treppchen schaffte es die TSG Bremerhaven, die nach dem Rücktritt des langjährigen Trainers Dirk Buchmann im Sommer einen personellen Umbruch hatte und mit vielen neuen Gesichtern aufwartete. Drei komplett neue Paare wurden in die Formation eingebaut, zudem zeichnet nun bei den Seestädtern ein Trainerduo verantwortlich. Mathias Beutler (39) feierte als Coach auf dem Stuhl eine gelungene Premiere zur bewährten Choreografie "Time Machine", während der zweite Trainer Lars-Ole Rühmann noch als Tänzer auf dem Parkett mitwirbelte. "Wir wollen den nächsten Schritt machen und uns weiterentwickeln", hatte Rühmann im Vorfeld gesagt. Die TSG hielt Wort und zeigte sich gegenüber der EM in Wien, wo Bremerhaven ebenfalls Bronze gewonnen hatte, noch stabiler und ausdrucksstärker.
14 Lateinformationen hatten insgesamt für diese WM gemeldet, die an diesem Sonnabend in Braunschweig gemeinsam mit den Titelkämpfen der Standardformationen quasi im XXL-Format mit insgesamt 29 Formationen aus elf Nationen ausgetragen wurde. Mit dabei war auch das Lateinteam Adagio aus der Ukraine, das sich trotz äußerst schwieriger Bedingungen in der vom russischen Angriffskrieg gebeutelten Region um Irpin auf den Weg gemacht hatte, um sich in Braunschweig dem Publikum zu präsentieren. Passend dazu lautet der Titel der Darbietung "Unbreakable". "Wir müssen stark sein", hieß es vonseiten des viermaligen ukrainischen Champions, der erst am Freitag die Gewissheit hatte, tatsächlich mit seinen jungen, wehrfähigen Tänzern ausreisen zu können.

Voller Einsatz: Die TSG Bremerhaven bei der WM in Braunschweig.
Mit dabei war auch Moon Dance aus der Mongolei. Das Team hat eine neue Choreografie entwickelt, viel Zeit und dem Vernehmen nach auch viel Geld investiert, um tänzerisch den noch fehlenden Schritt in Richtung Weltspitze zu machen. Nur am Outfit hatte man gespart – und damit beinahe die WM-Teilnahme riskiert. Der Oberschiedsrichter hatte am Abend zuvor die Bekleidung nicht abgenommen, die Röcke waren schlichtweg zu kurz. Dank einer befreundeten Schneiderin und einer Nachtschicht wurde das Outfit schließlich noch dem Regelwerk angepasst. Der Einsatz sollte sich lohnen: Trotz eines Sturzes und diverser Fehler im Finale gab es die Silbermedaille.
Der Endstand im Finale:
1. Grün-Gold-Club Bremen 36,00
2. Moon Dance/Mongolei 33,75
3. TSG Bremerhaven 33,40
4. Star Dance/Mongolei 32,85
5. Adagio/Ukraine 32,51
6. HSV Zwölfaxing/Österreich 31,56
Für den Grün-Gold-Club Bremen tanzten: Michel Spiro, Franziska Streeb; Kevin Berger, Lisa Brückner; Julian Warnke, Carmen Kupisz; Lukas Witte, Joyce Hildebrandt; Adin Basic, Lea Buerfeind; Raban Bottke, Maya Michels; Jan Frost, Nora Speckhardt; Jakob Kohmüller, Diana Starnets.
Dieser Artikel wurde am 15. Oktober 2022 um 23:28 Uhr aktualisiert.