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Lateinformationen Grün-Gold-Club: Warum die WM-Vorbereitung schweißtreibend wie nie war

Mit Vollgas und fast ohne Pause haben sich die Formationstänzer des Grün-Gold-Clubs Bremen auf die kommende Weltmeisterschaft vorbereitet. "Wir sind dabei an unsere Grenzen gestoßen", sagt Kapitän Michel Spiro.
12.10.2022, 06:00 Uhr
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Grün-Gold-Club: Warum die WM-Vorbereitung schweißtreibend wie nie war
Von Frank Büter

Es liegen anstrengende Wochen hinter der Lateinformation des Grün-Gold-Clubs Bremen. Seit Ende Juli hat das A-Team quasi durchtrainiert. Fünf Tage pro Woche inklusive der Wochenenden. Vollgas. Immer wieder Vollgas. "Für mich war das die anstrengendste Vorbereitung in meiner Karriere", sagt Michel Spiro. "Da sind wir echt an unsere Grenzen gestoßen – körperlich und auch psychisch." Manchmal, so schildert es der Kapitän, habe ihm während des Trainings sogar schlichtweg die Kraft gefehlt, um sich zu beschweren. Um dem Trainerteam zu signalisieren: Wir können nicht mehr, wenn zum Ende der Einheit noch einmal ein kompletter Durchgang getanzt werden sollte. "Das war schon heftig", sagt Spiro.

Im fünften Jahr ist Michel Spiro bereits Teil des Bremer Erfolgsteams, das zuletzt dreimal in Folge den Weltmeistertitel gewonnen hat. Elf WM-Titel stehen bis dato insgesamt in der Vereinschronik zu Buche – und an diesem Sonnabend soll Titel Nummer zwölf hinzukommen. Zwei Monate früher als geplant und einen Monat vor der ursprünglich als Saisonauftakt avisierten Deutschen Meisterschaft in Bremen am 12. November, findet in der Volkswagenhalle in Braunschweig die Weltmeisterschaft 2022 statt. Die Titelkämpfe hätten eigentlich erst im Dezember in Wien ausgetragen werden sollen, wurden aber aufgrund einer fehlenden Arena nach Braunschweig verlegt, wo nun parallel auch die WM der Standardformationen stattfindet.

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Der Jahreshöhepunkt steigt also gleich zu Beginn der Saison – und eben das ist der Grund, warum das Bremer Trainertrio mit Roberto und Uta Albanese sowie Sven Emmrich den Titelverteidiger in den zurückliegenden Wochen derart intensiv rangenommen hat. Gleich nach Bekanntgabe der Terminverschiebung wurde die Sommerpause abrupt beendet. Schließlich galt es, in kürzester Zeit die körperlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, möglichst schnell auch inhaltlich und tänzerisch an der Choreografie "Emozioni" arbeiten zu können. Um die Darbietung weiter zu verfeinern. Um den Ausdruck zu steigern und die Synchronität noch zu verbessern.

Mehr als 50 Bilderwechsel, ein ungemein hohes Tempo, viele rasante, anspruchsvolle Highlights und eine stimmungsvolle Musik mit italienischen Klängen: Das ist die Choreografie, mit der Grün-Gold im zurückliegenden Jahr die Bundesliga dominiert und bei DM, EM und WM für reichlich Emotionen gesorgt und die Goldmedaillen abgeräumt hat. Daran möchte Bremen nun anknüpfen. "Wir wollen den Titel verteidigen. Das ist der Anspruch", sagt Uta Albanese. Und um diesem Anspruch gerecht werden zu können, sei die Vorbereitung "extrem hart" gewesen, man habe das Team "heftig geschlaucht", so die Trainerin.

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22 Aktive sind dieses Pensum mitgegangen. Zwölf Herren und zehn Damen haben durchgezogen bis zum Schluss, jeweils acht davon werden am Sonnabend zum Einsatz kommen. Mindestens. Weil Onondari Nergui, Melanie Sotskov, Alke Hinz, Philipp Ziehdorn und Roland Piekarczyk, die allesamt bei der Europameisterschaft Ende Mai in Wien noch zum festen Stamm gezählt haben, aus verschiedenen Gründen nicht mehr dabei sind, wird es jetzt auch einige neue Gesichter und neue Paarkonstellationen geben.

Eines dieser neuen Gesichter ist Rückkehrer Jakob Kohmüller. Der 21-Jährige hatte zuletzt eineinhalb Jahre pausiert, "jetzt bin ich wieder da", sagt er. Der Jurastudent kommt eigentlich aus Verden, lebt inzwischen aber in Bremen und spart dadurch im Gegensatz zu früher einiges an Fahrzeit ein. Er habe das Tanzen vermisst, sagt Jakob Kohmüller. Inklusive der Schinderei, denn die gehöre dazu. "Unser Ansporn ist es, aufs Parkett zu gehen und auf den Punkt über sechs Minuten abzuliefern. Die Reaktion und der Applaus des Publikums auf unseren Auftritt ist die Bestätigung für unsere Arbeit", sagt Kohmüller. "Das sind Gänsehautmomente, für die man brennt. Dafür macht man das."

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Diese Schinderei im Vorfeld der WM hat sich offenbar gelohnt. Uta Albanese zeigt sich jedenfalls zufrieden mit dem Stand der Vorbereitung. "Die Mannschaft ist tänzerisch sehr viel weiter und auch noch synchroner als im Vorjahr", sagt sie. Gleichwohl müsse man noch ein Auge auf die neuen Paare haben, die seien schon noch mal an der einen oder anderen Stelle etwas wackelig. Jetzt hofft nicht nur die Trainerin, dass die Formation die Dinge am Sonnabend auch im Wettkampf so umsetzt, wie es zuletzt im Trainingsalltag geklappt hat. Der Weg dahin war durchaus stressig, sagt Michel Spiro. Der Kapitän sagt aber auch: "Die WM ist das wichtigste Turnier im Jahr. Wir sind bereit und wollen unsere beste Leistung abliefern!"

In Abwesenheit der weiterhin gesperrten russischen Top-Teams Vera Tyumen und Duet Perm, darin sind sich Spiro und Uta Albanese einig, ist der HSV Zwölfaxing aus Österreich der stärkste Konkurrent. Und auch der TSG Bremerhaven, im Vorjahr immerhin WM-Vierter, werden gute Medaillenchancen eingeräumt. Die Vorrunde mit insgesamt 14 teilnehmenden Lateinformationen beginnt am Sonnabend um 14.15 Uhr, Zwischenrunde und Finale folgen am Abend ab 19 Uhr.

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