Wie ein "Lost Place" liegt die 47-Jahre-alte Bezirkssportanlage Süd (BSA Süd) an der Volkmannstraße in der Bremer Neustadt. Turngeräte und Gebäude-Ausstattung sind teilweise zerstört, das Licht funktioniert in den langen Fluren nur teilweise und fast alle Duschen weisen starken Schimmelbefall auf. Eine zugesagte Sanierung der Anlage im Sommer 2024 wurde kurzfristig vom Sportamt abgesagt – ohne Nennung eines Grundes und trotz einer bewilligten Millionenförderung vom Bund. Wie berichtet, soll die Sanierung nun Ende des Jahres beginnen. Wie geht es den Menschen, die die städtische Sportanlage nutzen (müssen) und wie hoch sind für sie die Gesundheitsrisiken angesichts des starken Schimmelbefalls für die Nutzer der Anlage zu denen auch viele Kinder gehören?
"Mich hat das Grauen gepackt"
„Ehrlich gesagt hat mich das Grauen gepackt, als ich die Kabinen und Duschräume das erste Mal nach 40 Jahren wieder betreten habe“, sagt Oliver Gufler (53). „Früher habe ich selbst an der Volkmannstraße Fußball gespielt“, erzählt er. „Da war noch alles in Ordnung.“ Internationale Fußball-Turniere mit bis zu 50 Mannschaften wären damals auf der BSA Süd veranstaltet worden. „Die Sportanlage war für Kinder und Jugendliche ein Ort der Begegnung und des Miteinanders. Das sieht jetzt leider ganz anders aus.“
Umziehen auf dem Außengelände
Seit letztem Sommer trainiere nun sein elfjähriger Sohn Tammo auf der Anlage, erklärt der Familienvater, der selbst als Trainer auf der BSA Süd tätig ist. „Keiner von den Jungs aus Tammos Mannschaft zieht sich in den Umkleideräumen um, weil sie sich so ekeln“, berichtet der 53-Jährige. Auch bei anderen Mannschaften würde er dies beobachten. "Alle ziehen sich auf dem Fußballplatz um und versuchen, ihre Bekleidung bei Regen dadurch zu schützen, dass sie sie während des Trainings in eine Plastiktüte stopften." Eltern würden das Gebäude ebenfalls nicht betreten und den Zustand der Sportanlage bemängeln.
Diebstahl und Schimmel
„Auch die Kabinen lassen sich nicht abschließen", berichtet der 53-Jährige. Erst vorletzte Woche seien vier Handys von einer Mannschaft aus einer vermeintlich abgeschlossenen Kabine während des Trainings entwendet wordene. „Die Schlösser sind so kaputt, dass man verriegelte Türen einfach aufdrücken kann.“
Um einiges schlimmer sei der Zustand der Nassräume: „Die Kinder lehnen es kategorisch ab, in den verschimmelten Räumen zu duschen“, berichtet der Vater. „Sie kommen in Sportklamotten zur Anlage, trainieren und fahren danach ungeduscht nach Hause. "Für kleine Kinder geht das vielleicht noch", so der 53-Jährige. "Aber Jugendliche, die hier trainieren und nicht duschen können – das geht überhaupt nicht."
Aus dem Gesundheitsressort heißt es dazu: "Duschen ist bei einem derartigen Schimmelbefall nicht zu empfehlen. Grundsätzlich stellen erhöhte Schimmelpilzkonzentrationen in der Raumluft ein gesundheitliches Risiko für die Nutzer dar und sollten daher vermieden werden." Nutzern der Sportstätte werde vom Gesundheitsressort geraten, die Türen zu den Duschräumen geschlossen zu halten und zu Hause zu duschen.
Auch Schulsport wird auf der maroden Anlage betrieben
Olliver Gufler ist sauer: "So können unsere Kinder nicht vernünftig Sport machen", sagt er. Sein Sohn Tammo geht in der Neustadt in die Wilhelm-Kaisen-Schule. "Ein großer Teil des Schulsports findet ebenfalls auf der BSA Süd statt", sagt er. "Sehr viele Kinder können nach dem Sport aufgrund des Schimmels nicht duschen und müssen danach verschwitzt im Unterricht sitzen. Das ist doch nicht zu fassen." Auch die teilweise kaputten Sportgeräte würden beim Schulturnen benutzt werden, so der Vater. "Die Stadt Bremen wirbt immer dafür, dass Kinder in Sportvereinen aktiv sein sollten", sagt er. "Dafür tun sie aber überhaupt nichts." Schlimm fände er auch, dass die städtische Sportanlage im aktuellen Zustand kein Treffpunkt für Kinder und Jugendliche sei. "Stattdessen hocken sie dann vor dem Computer oder sitzen auf der Straße", meint Gufler. "Für die Stadt Bremen ist das ein Armutszeugnis."
Fabio Cecere, Sprecher von Immobilien Bremen, das die Anlage verwaltet, dazu: "Wir haben die BSA Süd am Mittwoch zusammen mit dem Gesundheitsamt Bremen (GAB) aufgesucht. Auf Empfehlung des GAB haben wir alle acht Duschräume und eine Umkleide verschlossen." Es solle nun eine gründliche Reinigung der Nassräume stattfinden, so Cecere weiter. "Danach sollten die Duschen in den kommenden sechs Monaten bis zum Beginn der Kernsanierung wieder nutzbar sein." Ob es sich bei den weißen Deckenplatten in der (Schul-) Sporthalle der 47 Jahre alten Anlage um asbesthaltiges Material handelt, wurde auf zweifache Anfrage des WESER-KURIER von der Behörde nicht beantwortet.