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Gehen oder bleiben? Viele Bremer Familien ziehen ins Umland – ein Elternpaar erzählt

Wenn sie Kinder bekommen, denken viele Paare darüber nach, aufs Land zu ziehen. Das zeigt sich auch in Zahlen zur Umlandwanderung. Eine Bremer Familie erzählt, warum sie aus der Neustadt nach Stuhr gezogen ist.
23.06.2025, 05:00 Uhr
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Viele Bremer Familien ziehen ins Umland – ein Elternpaar erzählt
Von Sara Sundermann

Wenn ein Kind unterwegs ist, beginnen viele Paare mit dem Sichten der Wohnungsanzeigen. Und spätestens wenn das zweite Kind kommt, kehrt die Frage nach dem Wohnort für viele mit neuer Wucht zurück. Dann heißt es: Finden wir eine größere bezahlbare Wohnung in der Stadt – oder suchen wir jetzt im Bremer Umland oder zumindest an den ländlicheren Rändern der Stadt? Für die einen sind die kurzen Wege, die Infrastruktur und die sozialen Kontakte in der Stadt essenziell. Die anderen setzen auf mehr Ruhe, Natur und günstigere Wohnkosten auf dem Land.

Dass gerade Familien sich die Frage nach dem Gehen oder Bleiben stellen, spiegelt sich in der Statistik. In den vergangenen zehn Jahren hat Bremen im Schnitt jedes Jahr gut 2400 Menschen ans Umland verloren. Das zeigt der Wanderungssaldo (Zuzüge minus Fortzüge) mit Daten des Statistischen Landesamtes. Als Umland gelten dabei die niedersächsischen Gemeinden, die bis circa 30 Kilometer vom Bremer Marktplatz entfernt sind. 2024 zogen knapp 6400 Menschen von Bremen ins Umland – in die umgekehrte Richtung, also hinein in die Stadt, wechselten nur gut 3700 Personen.

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Am stärksten ist die Umland-Abwanderung dabei in der Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen und bei den unter 18-Jährigen, sprich: bei Familien mit Kindern. Doch natürlich verlassen längst nicht alle Eltern die Stadt. Es gibt auch viele Bremer Familien, die bewusst mit ihren Kindern in der Stadt bleiben. Wir stellen eine Familie vor, die Bremen gerade verlassen hat – und in Folge eine, die in der Stadt bleiben will.

In der Pärchen-Wohnung wird es enger

Jonas und Natalie Plenter sind beide Mitte 30. Und es hat sie mit ihrer kleinen Tochter Theresa, acht Monate, aufs Land verschlagen. Jetzt sitzen sie im eigenen Garten: Aus der dicht bebauten Bremer Neustadt sind sie in ein luftigeres Wohngebiet in Stuhr gezogen. Ihren Garten mit Bambusstrauch, Rasen und grünen Hecken können sie direkt aus ihrem ebenerdigen Wohn- und Esszimmer heraus betreten.

Ihre Stadtwohnung in Bremen mochten sie zwar. Doch für das neue Leben zu dritt erschien sie ihnen nicht mehr passend. Bis April bewohnten sie in Bremen 59 Quadratmeter mit zweieinhalb Zimmern. "Die Wohnung war eng, aber schön", sagt Jonas Plenter. "Das Bad war sehr klein, da konnte man sich kaum darin umdrehen." Toll für ein junges Paar Mitte 20, aber zu klein für eine kleine Familie, stellt auch Natalie Plenter fest.

Jetzt bewohnen sie in Stuhr knapp 90 Quadratmeter, haben vier Zimmer und zwei Badezimmer. Das Paar ist noch ein bisschen im Post-Umzugsstress: Ankommen als Familie macht viel Arbeit, und alles geht langsamer voran mit kleinem Kind. Aber die beiden fühlen sich schon wohl. "Hier haben wir genug Platz für ein Kinderzimmer und ein Hobbyzimmer für Jonas", sagt Natalie Plenter.

Mehr Wohnraum für weniger Geld

Stuhr hatte das Paar als Wohnort schon länger im Blick, weil sie beide ihre Arbeitgeber hier haben. Sie arbeitet als Personalsachbearbeiterin und kann ihrer Arbeit im Homeoffice nachgehen. Er ist als Servicetechniker für Hebebühnen beruflich zu Autowerkstätten in ganz Niedersachsen unterwegs. Seit anderthalb Jahren suchen sie nach einer neuen Bleibe. Anfangs wollten sie ein Haus im Umland kaufen. Aber die Finanzierung erschien ihnen dann doch zu knapp – zu hoch waren ihnen die Zinsen für einen Kredit, hinzu kam das geringere Einkommen während der Elternzeit. Jetzt wohnen die Eltern in ihrer neuen Wohnung zur Miete, sind aber auch so zufrieden. "Eine so große Wohnung hätten wir in Bremen für den Preis nicht bekommen", ist Jonas Plenter überzeugt.

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Sie habe die Bremer Neustadt früher gar nicht als besonders laut empfunden, schildert Natalie Plenter. Doch wenn sie jetzt ab und zu in Bremen ist, fällt ihr auf, wie leise es in ihrer neuen Wohnumgebung ist: "Ich habe mich schnell an die Ruhe hier gewöhnt, es gibt weniger Abgase und mehr frische Luft", sagt sie.

Bisher vermissen die beiden Bremen nicht sonderlich. Es sei zwar schon angenehm gewesen, dass man in der Neustadt viele Geschäfte, Restaurants und Kneipen zu Fuß erreichen konnte, stellen sie fest. Und Natalie Plenter erzählt, dass sie sich in Bremen unkompliziert mit anderen jungen Müttern treffen konnte: "Da hatte ich zuletzt viele Mama-Kontakte durch Babykurse, die ich gemacht habe." Mit wem sie sich hier in Stuhr in ihrer Elternzeit gut verabreden kann, muss sich noch zeigen: "Aber die Kontakte kommen bestimmt mit der Zeit", ist sie überzeugt.

Das Ende der mühsamen Parkplatzsuche

Die 33-Jährige schätzt vieles an ihrem neuen Wohnort: "Hier gibt es noch bezahlbaren Wohnraum, Ruhe und einen Parkplatz vor der Tür." Die Verkehrssituation in der Bremer Neustadt hat vor allem Jonas Plenter schon länger genervt: "Wir hatten schon länger zwei Autos, dafür zwei Parkplätze zu finden in der Neustadt, ist extrem schwierig – die tägliche Parkplatzsuche war für mich irgendwann nicht mehr zu ertragen." Dazu kam noch Stau und stockender Verkehr auf seinem Heimweg von der Arbeit. "Das war für mich auch ein Grund für den Umzug." In Stuhr hat die Familie nun eine eigene Garage und immer genug Platz am Straßenrand für das zweite Fahrzeug.

Und die ländlichere Atmosphäre gefällt ihnen. "Land und Ruhe, das hat mir in Bremen wirklich gefehlt", sagt Jonas Plenter. "Hier ist es möglich, dass man ganz in Ruhe spazieren gehen kann." Zuletzt haben sie einen Spaziergang beim Gut Varrel gemacht und zum Erdbeerhof nebenan, wo ein kleiner Laden lokale Lebensmittel verkauft, erzählt Natalie Plenter: "Wir freuen uns darauf, hier die Gegend mehr zu erkunden, mit Wald und Wiesen."

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