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Machbarkeitsstudie soll Eignung klären Staatsarchiv will Domshof-Bunker nutzen

Das Bremer Staatsarchiv könnte in den nächsten Jahren einen weiteren Standort erhalten. Als Lagerstätte für Aktenmaterial ist der frühere Tiefbunker unter dem Domshof angedacht.
12.10.2017, 18:07 Uhr
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Staatsarchiv will Domshof-Bunker nutzen
Von Jürgen Theiner

Der Tiefbunker unter dem Domshof wird wahrscheinlich zu einem neuen Außenstandort des Staatsarchivs umgestaltet. Nach Informationen des WESER-KURIER wird der Senat in Kürze rund 70.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie bereitstellen. Auf der riesigen Fläche im Bauch der Innenstadt wäre der Platzbedarf des Archivs nach Einschätzung seines Leiters Konrad Elmshäuser „bis zum Ende des analogen Zeitalters gedeckt“.

Handlungsbedarf besteht, weil die räumlichen Reserven der Behörde zur Neige gehen. Das Staatsarchiv nimmt jährlich zwischen 100 bis 130 Regalmetern an aufbewahrungswürdigem oder -pflichtigem Schriftgut auf. Der Hauptstandort am Präsident-Kennedy-Platz verfügt über einen Magazinturm mit zehn Stockwerken, doch der ist schon seit den Neunzigerjahren voll. Damals entschloss man sich, den Bunker hinter dem Ortsamt Mitte am Dobben zur Zweigstelle aufzurüsten. Dort sind zwei Stockwerke magazintechnisch hergerichtet, ein drittes wird inzwischen mitbenutzt. Die vierte Etage ist der letzte Puffer, den Elmshäuser noch zur Verfügung hat, sie eignet sich aber nur sehr eingeschränkt als Archivfläche. „In den nächsten zwei Jahren müssen wir Nägel mit Köpfen machen“, ist dem Historiker klar.

Der Bunker unter dem Domshof, der schon vor einigen Jahren außer Dienst gestellt wurde, wäre ihm wegen der Nähe zum Hauptstandort sehr recht. „Wir stehen ja vor ähnlichen Problemen wie viele großstädtische Archive“, sagt Konrad Elmshäuser. Weil geeignete Flächen oft kaum verfügbar seien, unterhielten manche Einrichtungen inzwischen weit entfernte Dependancen. Beispiel Hannover: Dort residiert das Niedersächsische Landesarchiv zwar mit seinem Hauptsitz zentral am Waterlooplatz, es musste mit seiner Zweigstelle aber bis in die benachbarte Kleinstadt Pattensen ausweichen. Entsprechend aufwendig ist es, kurzfristig auf dort gelagerte Bestände zuzugreifen. Ganz anders wäre es in Bremen, wenn die Option Domshof zum Tragen käme. Von dort bis zum Präsident-Kennedy-Platz im Rembertiviertel beträgt die Distanz nur etwa 400 Meter Luftlinie.

Bauphysikalisch und klimatechnisch ist der Bunker unter dem Domshof für die Lagerung von Archivgut offenbar gut geeignet. Das haben erste Erkundungen ergeben. Würde man die Gesamtfläche mit Rollregalen ausstatten, könnten dort bis zu zehn Kilometer Archivgut untergebracht werden. Dass Reserven dieser Größenordnung trotz der fortschreitenden Digitalisierung von Akten tatsächlich gebraucht werden, steht für Konrad Elmshäuser außer Frage. Die Bremer Behörden liefern ihr Material nämlich erst nach dem Ende eigener Aufbewahrungsfristen beim Staatsarchiv ab, oft erst 20 bis 30 Jahre nach der Entstehung. Elmshäuser und seine Mitarbeiter haben also noch langfristig mit umfangreichen Zugängen zu rechnen.

Die jetzt anstehende Machbarkeitsstudie soll unter anderem klären, ob der Bunker ausreichend gegen eindringendes Wasser gesichert ist. Der Bunker liegt in der Domdüne deutlich über dem Grundwasserniveau. Ratskeller und Domkrypta sind direkt benachbart, von dort sind keine jemals aufgetretenen Grundwasserprobleme bekannt. Theoretisch könnte der stillgelegte Zivilschutzraum allerdings durch Oberflächenwasser gefährdet werden, liegt er doch unter der vom Dom in Richtung Bischofsnadel abschüssigen Platzfläche. Die Gutachter müssten deshalb feststellen, ob jegliche Gefahr für das Archivgut ausgeschlossen werden kann und ob das unterirdische Bauwerk nachträglich ertüchtigt werden müsste.

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Pointe am Rande: Ein Zugang für Mitarbeiter des Staatsarchivs wäre neu anzulegen. Schon Erkundungsgänge durch Baufachleute sind ein Problem, denn alle ehemaligen Treppenanlagen und Rampen sind inzwischen überbaut oder aus anderen Gründen nicht nutzbar. Der einzige Weg in das künstliche Gewölbe führt zurzeit durch die Küche des Restaurants „Alex“.

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