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Benefiz statt Privatsession Bremen-Nord: Vom Wohnzimmer ins Kirchenschiff

Ein Konzertmarathon der besonderen Art: Ralf "Ralli" Ziemer feiert seinen 65. Geburtstag mit einem musikalischen Großereignis.
03.04.2024, 08:00 Uhr
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Von Christian Pfeiff

Der Musiker Ralf „Ralli“ Ziemer hat sich in den vergangenen zehn Jahren rund um seine Aumunder Behausung quasi einen eigenen musikalischen Mikrokosmos erschaffen. Innerhalb dessen zelebriert er mit einem immer größer werdenden Kreis an befreundeten Musikern und Musikliebhabern in unregelmäßigen Abständen bisweilen bis zu zwölfstündige Privatkonzerte.

Nachdem sich innerhalb dieses Mikrokosmos bereits diverse Formationen und Projekte formierten und die privaten „Wohnzimmerkonzerte“ unter den Beteiligten bereits einen gewissen Kultstatus erworben haben, geht der musikalische Kreis um Ziemer nun einen Schritt weiter – beziehungsweise die „Wohnzimmerkonzerte“ erstmals offiziell an die Öffentlichkeit.

Comeback nach 27 Jahren

Für seinen 65. Geburtstag hat sich Ziemer eine Feierlichkeit der besonderen Art vorgenommen. Freilich handelt es sich dabei abermals um einen mehrstündigen Konzertmarathon der besonderen Art. Diesmal allerdings nicht im heimischen Wohnzimmer, sondern in den Räumlichkeiten der reformierten Kirche Farge, Farger Straße 19.

Zu diesem Anlass haben sich zahlreiche musikalische Mitstreiter angekündigt, die überwiegend bereits auch außerhalb des Ziemer'schen Wohnzimmers für Furore sorgten. So nutzen beispielsweise die einstigen bluesrockenden Lokalheroen „Harpface & The Heat“ um Sänger Rüdiger Estrup und „Harpface“ Reiner Söchting den Anlass, um ihr erstes Comeback-Konzert nach 27-jähriger Abstinenz zu spielen.

Ebenfalls im Programm: Die Bremer Bigband „Soulala“, die seit einem guten Jahrzehnt Säle und Plätze des Umlands mit zwingenden Grooves und knackigen Bläsersätzen zum Tanzen bringt. Unterstützt von der – natürlich aus regelmäßigen Mitwirkenden der Ziemer'schen Wohnzimmerkonzerte rekrutierten – „Sitzgrubbe“ präsentiert der Farger Musiker Tjard Cassens unter anderem die Songs seines unlängst veröffentlichten Minialbums „Three Faces“. Hinter dem Projektnamen „The Awful Angry Hash House“ verbergen sich in Person von Trommler Klaus Schniering, Harpspieler Axel Rosenbaum, Gitarrist Klaus Busse und Bassist Volker Haese bekannte Gesichter der hiesigen Musikszene.

Alle Musiker spielen unplugged

Die Pianistin und Sängerin Ella Winkelmann wird sowohl als Mitglied ihres Trios mit Cellistin Carolin Lenk und Gitarrist Michael Petersen als auch als Leiterin des Chores „Sound of Joy“ in Erscheinung treten. Als Newcomer komplettieren das Trio „Dry Klang“ und das junge Duo „Sound On“ das Line-Up des Festivals ab, in dessen Rahmen auch der Initiator selbst – unterstützt von zahlreichen illustren Gästen wie unter anderem Helga und Jürgen Fastje, Stefan Pelikan und Mareike Christ – in die Saiten greifen wird.

Zehn Stunden, von 13 bis 23 Uhr, soll der ehrgeizige Konzertmarathon andauern – und somit nicht ganz so lange wie ein durchschnittliches Wohnzimmerkonzert auf dem Ziemer'schen Anwesen. „Ich musste sogar vielen Musiker leider absagen, die gerne auch noch mitgemacht hätten – aber wir können ja nicht schon morgens um 5 anfangen“, erklärt Ziemer lachend.

Der Eintritt ist frei, um Spenden wird jedoch inständig gebeten – nicht für die samt und sonders ohne Gage sowie durchgehend unplugged aufspielenden Musikanten, sondern den wohltätigen Verein Hospiz Bremen-Nord, welcher den Gesamterlös dieses ersten auswärtigen "Wohnzimmerkonzerts" erhalten soll.

Auf diese Weise will Ziemer zwei Herzensanliegen miteinander verbinden: Die Freude an der Musik mit möglichst vielen Menschen teilen und gleichzeitig ein karitatives Ansinnen unterstützen, das dem vormaligen Rettungssanitäter persönlich am Herzen liegt.

Wer redet schon über den Tod?
Ralf Ziemer, Musiker und ehemaliger Rettungssanitäter

Zum einen vermutet Ziemer in der Musik einen persönlichen, lebensrettenden Anker: „Ich bin vor sieben Jahren an Borreliose erkrankt. Hätte ich die Musik nicht gehabt, ich weiß nicht, wie ich das überlebt hätte. Jetzt ist es besser geworden, viel besser.“ Die Achtung vor der Hospizarbeit wuchs bei Ziemer während seiner vierzigjährigen Berufstätigkeit im Rettungsdienst: „Wer redet schon über den Tod? Das ist irgendwie ein Tabuthema. Aber wenn du im Rettungsdienst bist, mit dem Krankenhaus arbeitest, betrachtest Du dieses Thema ganz anders. Und ich fand das immer faszinierend, was die Menschen da gemacht haben. Die gehen in die Krankenhäuser, die unterstützen dich zu Hause. Ich habe selbst sehr oft erlebt, dass Menschen, die im Rettungswagen auf ihrer letzten Fahrt waren, oft noch viel zu erzählen hatten, noch viel loswerden wollten.“

Entsprechend fließen alle am Konzerttag eingenommenen Spenden in die Arbeit des Hospizvereins: „Ich persönlich will mit dem Konzert und der Musik überhaupt nichts verdienen, übernehme auch selbst Organisationskosten wie beispielsweise Werbung und Gema-Gebühren“, erklärt Ziemer.

Zur Sache

Alle Bands spielen ohne Gage

Der zehnstündige Unplugged-Konzertmarathon mit zahlreichen lokalen und regionalen Mitwirkenden am Sonnabend, 6. April, beginnt um 13.00 Uhr in der reformierten Kirche Farge, Farger Straße 19. Bis 23 Uhr werden Bands und Künstler wie „Harpface & The Heat“, „Soulala“, „Die Sitzgrubbe & Tjard Cassens“, „The Awful Angry Hash House“, der Chor „Sound of Joy“ und viele weitere zugunsten des Hospiz Bremen-Nord musizieren. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Alle Mitwirkenden treten ohne Gage auf.

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