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Nach Tod des Investors Bau des Ärztehauses in Blumenthal immer unwahrscheinlicher

Die Erben des Blumenthaler Baugrundstücks, auf dem ein Ärztehaus entstehen sollte, planen den Rückbau der Baustelle. Es fehlt ein Investor. Ursache könnte die innovative Haustechnik sei, die hier geplant war.
22.04.2019, 17:13 Uhr
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Von Imke Molkewehrum

Die Bauarbeiten an dem geplanten Ärztehaus in Blumenthal stagnieren. Noch im April will die Familie des verstorbenen Investors Günter Schlagowski mit dem Rückbau beginnen, um monatlich anfallende Kosten in Höhe von 5000 Euro einzusparen. „Ein Zaun reicht für die Baustelle“, sagt Dina Lühring, Tochter des verstorbenen Bauherrn.

Die Verbundwände würden daher entfernt und die Zufahrten für die Nachbarn sowie die Gehwege rechts und links wiederhergestellt. Abgebaut wird auch die Ampelanlage. Somit müssen Fußgänger hier fortan nicht mehr die Straßenseite wechseln. Ein potenzieller Investor ist nicht in Sicht.

Womöglich wird mit dem Rückbau das Ende des Bauvorhabens eingeläutet. Das sieht zumindest der Nordbremer Bauunternehmer Jan-Gerd Kröger so. Der 59-Jährige war kurzzeitig selbst an dem Projekt interessiert, hat aber schnell einen Rückzieher gemacht.

Das Wissen ist mit ihm gestorben

Kröger: „Günter Schlagowski hat die Haustechnik in dem Objekt sehr individuell geplant. Er hat sich da was ganz Innovatives ausgedacht und die gesamte Konstruktion darauf abgestellt. Aber leider ist dieses Wissen mit ihm gestorben, denn er hat davon nichts zu Papier gebracht.“ Der Entwurf für das Gebäude sei zwar fertig, aber es sei unmöglich, Rückschlüsse auf die höchst moderne Haustechnik zu ziehen, denn dazu gäbe es eben keine Pläne. „Was man nur im Kopf hat, kann man aber leider nicht vererben“, bedauert Kröger.

Der Bauunternehmer nennt als Beispiel die Betonkernerwärmung durch Heizschlangen, die Schlagowski für das Ärztehaus geplant hatte. „Der Anspruch, sehr wenig Energie zu verbrauchen, war sehr modern. Bis dato habe ich das im Privatbau aber noch nie gesehen“, sagt der Experte Kröger. Somit müsse ein neuer Investor gegebenenfalls einen ganz neuen Entwurf machen:

Andere Deckenhöhen, Fenster und Treppen. Die Kosten würden dadurch aber um etwa 130 000 bis 150 000 Euro steigen, schätzt er. „Und daran scheitert das Projekt. Wenn das eine 08/15-Bude wäre, könnte jeder weiterbauen“, so Kröger. Schlagowski habe sich jedoch immer wieder neu erfunden und sei seiner Zeit womöglich voraus gewesen.

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Der Mangel an Parkplätzen sei da eher ein nachgeordnetes Problem bei der Suche nach einem Investor. „Dieses Problem ist besser handhabbar als die Haustechnik“, meint der Nordbremer Bauunternehmer. „Wenn die Erben jetzt noch einen technikbegeisterten Investor finden, ist das wie ein Sechser im Lotto.“

Für die Familie täte es ihm sehr leid, sagt der Bauexperte, er habe seine Meinung aber kundgetan. Blumenthal werde an dieser Stelle vermutlich kein Ärztehaus bekommen. „Das Gelände ist wohl verwunschen, ein Vorgänger ist daran auch schon grandios gescheitert.“

Die Bürger machen sich unterdessen Gedanken, wie das Projekt zu retten ist. Eine Idee für die benötigten Parkplätze hat Karin Seemann-Ruschin aus Lesum. Sie plädiert für eine Tiefgarage auf dem ehemaligen Areal der Bremer Wollkämmerei (BWK) – „mit E-Ladestationen und Car-Sharing“.

Trotz Verlust vollkommen hinter dem Projekt

Das geplante Ärztehaus könne dann „die benötigten Parkplätze von der Brepark kaufen, pachten oder mieten“. Parkplätze würden für ein florierendes Blumenthaler Zentrum immer gebraucht, schreibt die Lesumerin und ergänzt: „Die Menschen sind von Natur aus bequem.“ Daher solle man „Nägel mit Köpfen machen“. Wobei die städtische Parkplatz-GmbH Brepark aber abwinkt: Derzeit sei etwas derartiges auf dem BWK-Areal nicht geplant.

Auch die Familie gibt noch nicht auf und hat die Gesamtkosten abermals durchgerechnet. „Nach Durchsicht der Unterlagen und Kostenschätzungen beläuft sich die Summe für die Fertigstellung des gesamten Bauvorhabens, nach 'Ablöse' der bereits bezahlten Rechnungen und des Grundstückes, auf circa 4,5 Millionen Euro“, sagt Dina Lühring. Zwar mache die Familie dabei Verluste, „aber das ist uns egal“, versichert die 50-Jährige aus Stuhr.

Ein Investor muss her

Wichtiger sei, dass es auf der Baustelle weitergehe. Deshalb würden die Erben von Günter Schlagowski auch Investoren akzeptieren, die im Zentrum Blumenthals etwas anderes bauen möchte – „ohne die Kontakte zu berücksichtigen, die mein Vater bereits geknüpft hat.“

Lühring räumt aber ein, dass einige Interessenten die veranschlagten Kosten bereits berechnet und daraufhin entschieden hätten, dass die Rendite zu gering ist. „Nach den Parkplätzen haben die erst gar nicht erst gefragt.“

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