Unbekannte haben in Wätjens Park eine uralte Süntelbuche angezündet und massiv geschädigt. Ob der seltene Baum diese Attacke überleben wird, ist fraglich. Den Baumfrevel entdeckte der Beckedorfer Dirk Böge vor wenigen Tagen bei einem Spaziergang mit seinem Hund. „Ich habe gesehen, dass die alte Süntelbuche ganz verkohlt ist“, erzählt der 53-Jährige. Der Baum nahe der Rosenallee ist schon länger hohl und daher mit Stahlseilen gegen die Windlast abgespannt. Offensichtlich wurde glühende Grillkohle in den hohlen Stamm geschüttet.
„Oft werden in Wätjens Park Bänke zerstört, aber einen alten Baum anzuzünden, ist Frevel im wahrsten Sinne“, empört sich der gelernte Zimmermann und Brandschutzbeauftragte. „Ich habe keine Vorstellung, wie jemand auf eine solche Idee kommt. Das schreit zum Himmel.“ Böge schätzt, dass die Süntelbuche mindestens 16 Meter hoch ist und aus der Gründungszeit von Wätjens Park stammt. „Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass der Baum durchkommt“, sagt er.
Um das Attentat auf den Baum zu dokumentieren hat Dirk Böge zwei Fotos gemacht und den Vandalismus umgehend bei der Polizei in Lesum gemeldet. Er selbst habe aber keine Anzeige erstatten können. „Das muss der Umweltbetrieb als Besitzer machen oder vielleicht der Förderverein Wätjens Park.“ Böge plädiert dringend dafür, die Polizei einzuschalten, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen zu können. Jetzt hofft er aber erst einmal auf Hinweise aus der Bevölkerung.
Ebenso wie Rainer Frankenberg. Der erste Vorsitzende des Fördervereins Wätjens Park ist fassungslos. Insbesondere deshalb, weil in großer Höhe zusätzlich ein Loch in den Baum geschnitten wurde. „Grillen ist im Park natürlich nicht erlaubt. Aber ich denke, da hat trotzdem eine Party stattgefunden. Vermutlich haben die Leute dann ihre Grillkohle in den Baum geschüttet und übermannshoch sogar noch ein dreieckiges Loch in die Rinde geschnitten, damit das Feuer Zug kriegt und besser lodern kann.„ Ihm sei nicht klar, wie die Täter in dieser Höhe agieren konnten. “Die müssen kriminelle Energie gehabt haben.“
Ein Einzelstück aus der Zeit um 1870
Der Baum sei ein Einzelstück aus der Zeit um 1870 und hätte trotz des Hohlraums noch viele Jahrzehnte überleben können, sagt Frankenberg. Die Leitungsbahnen für die Versorgung der Süntelbuche lägen nämlich in der Rinde. Durch den Brand könnten diese jetzt zerstört worden sein. Womöglich sei der Baum nicht mehr zu retten, aber das müsse ein Gutachter klären.
„Wir als Verein sind empört“, sagt Frankenberg. Da werden Steuergelder für den Erhalt des Baums ausgegeben. Er wird mit Drahtseilen abgespannt, damit er bei Sturm nicht ins Schwanken gerät, ist extra beschildert, weil er beachtenswert ist, und dann passiert so was. Das ist traurig.“
Christina Ruschin, stellvertretende Pressesprecherin beim Umweltbetrieb Bremen, bestätigt, dass der Baum ohne den massiven Eingriff noch lange hätte leben können. Viele alte Bäume seien im Inneren hohl, das sei nichts Ungewöhnliches. Grundsätzlich müsse das kein Problem für die Standsicherheit sein. „Je nach Baumart und Stammdurchmesser reichen wenige Zentimeter Wandstärke für einen stabilen Stand. Diese alte und bereits geschwächte Süntelbuche hatten wir im Vorfeld allerdings bereits abgespannt, um die Standsicherheit zu gewährleisten und ihr noch ein paar Jahre zu schenken.“
Das Loch im oberen Stammbereich des Baumes ist nach Einschätzung des Umweltbetriebs mit einer Motorsäge gesägt worden. „Es handelt sich um einen recht großen Schaden, da teilweise lebendes Gewebe beschädigt wurde. Ein Gutachten wird den genauen Umfang des Schadens zeigen. Wir hoffen, dass wir den Baum halten können.“ Klar sei allerdings bereits jetzt, dass diese Aktion den Baum stark geschädigt und seine restliche Standzeit drastisch beeinträchtigt habe.
Der Umweltbetrieb hat die Hoffnung, Hinweise auf den Verursacher zu erhalten. Christina Ruschin: „Leider sind bisher keine eingegangen. Es wäre schön, wenn wir welche bekommen würden.“ Der Bürgerservice des Umweltbetriebs ist unter der Telefonnummer 04 21 / 36 17 90 00 erreichbar und per E-Mail unter der Adresse: office@ubbremen.de.