Schnell sollte es gehen, und schnell ging es auch: Rund zwei Stunden, dann war alles gesagt im Blumenthaler Beirat. So wie es das Ortsamt für das Oktober-Treffen der Fraktionen geplant hatte. Dabei war die Liste an Themen nicht kürzer als bei anderen Sitzungen der Parteien. Und ging es gleich zu Beginn um eines der größten Wohnbauprojekte seit Jahrzehnten. Worüber die Stadtteilpolitiker am Montag diskutierten – und wie sie abstimmten. Ein Überblick.
Großvorhaben: Eine schriftliche Stellungnahme der Fraktionen steht zwar noch aus, aber dass sie den B-Plan fürs Dillener Quartier gut finden, haben sie schon jetzt erklärt. Diskutiert wurde trotzdem. Denn einiges, was im städtebaulichen Entwurf für das Großvorhaben in Rönnebeck vorgesehen war, ist jetzt anders – und manches auch den Projektentwicklern und Architekten neu. Zum Beispiel, dass ein Teil des 7,3 Hektar großen Geländes möglicherweise für ein hydraulisches Verfahren vorgesehen ist, um die Schadstoffe, die vom stillgelegten Tanklager ausgehen, aus dem Grundwasser zu filtern. So haben es jedenfalls die Grünen auf der Beiratssitzung erklärt.
Ob es tatsächlich so kommt, wollen Projektentwickler und Behörde jetzt prüfen. Was sie dagegen sicher wissen, ist: Wer eines der bauträgerfreien Grundstücke kauft, kann später wegen des belasteten Grundwassers keinen Gartenbrunnen bohren – so wie niemand in diesem Gebiet. So soll es jetzt festgeschrieben werden. Und auch, dass die Siedlung eine nachhaltige Siedlung werden soll. 50 Prozent der Dachflächen sind für Fotovoltaik vorgesehen. Geplant sind 115 Wohneinheiten plus Senioreneinrichtung, Kita und Schule. Von einem SOS-Kinderhaus ist keine Rede mehr. Die Grundstücke sollen zwischen 180 und 200 Euro pro Quadratmeter kosten. Baustart ist für nächstes Frühjahr geplant.
Projektzuschüsse: Im März gab es rund 40.000 Euro an Zuschüssen für soziale Projekte im Quartier, jetzt haben die Parteien noch einmal halb so viel Geld unter Vereinen, Gruppen und Initiativen aufgeteilt. 13 Anträge lagen den Politikern bei der zweiten Vergaberunde der sogenannten Globalmittel vor. Den größten Betrag – 5000 Euro – bekam diesmal der TSV Farge-Rekum für Fußballtore, den kleinsten – 300 Euro – das Lidice-Haus für neue Arbeitsjacken. Auch der Verein Burg Blomendal, der Blumenthaler SV und das Dokumentations- und Kulturzentrum wurden unterstützt. Mal ging es um einen Treppenlift, mal um Geräte für Spielfeldmarkierungen, mal um Druckkosten.
Verkehrssituation: Eigentlich hatten die Parteien gedacht, den Kreuzungsbereich zwischen Betonstraße und Witteborg entschärft zu haben. So wie es Anlieger wollten. Jetzt wissen sie, dass sie falsch gedacht haben. Jedenfalls nach Ansicht von Jörg Kalisch, der dort ebenfalls wohnt. Er hat zwar nichts dagegen, dass die Stadtteilpolitiker einen Teil der Fahrbahn, der für verbotene Abkürzungen genutzt wurde, weiß schraffieren ließen – aber gegen die Verkehrsschilder, die im Anschluss gekommen sind. Die hält Kalisch nämlich für lebensgefährlich, vor allem für Radler, die aus Richtung Betonstraße kommen. Ob das wirklich so ist, wollen die Fraktionen jetzt prüfen lassen. Von der Polizei.
Problemstrecke: Die Kalfaterstraße ist eine kurze Straße mit einer langen Liste an Problemen. So sieht das zumindest ein Anwohner. Der findet, dass der Platz beim Altkleidercontainer zum Sperrmüllplatz verkommt. Dass die Autos ständig auf Gehwegen parken. Und dass das Verkehrsaufkommen zu groß für die kleine Asphaltstrecke ist, vor allem morgens zum Schulbeginn. Darum schlägt er vor, die Kalfaterstraße zur Einbahnstraße zu machen. Und die angrenzende Helgenstraße gleich mit. Im Prinzip haben die Parteien keine Einwände. Immer vorausgesetzt, dass auch die Behörde keine hat. Sie soll jetzt vom Ortsamt eingeschaltet werden, um die Angelegenheit anzugehen.
Straßenname: Einen Stolperstein für Luise Otten gibt es schon, jetzt soll es auch eine Straße geben, die nach ihr benannt wird. So hat es eine Initiative vorgeschlagen – und auch die Politik beschlossen, ohne allerdings zu sagen, welche Straße. Dafür nennen jetzt die Initiativen-Mitstreiter eine: den Abschnitt zwischen Samlandstraße und Rönnebecker Parzellengebiet. Nach dem Willen der Fraktionen soll sich jetzt die Verwaltung darum kümmern, dass es dort bald eine Luise-Otten-Straße gibt. Die Rekumerin war von den Nazis zum Tode verurteilt, dann begnadigt und inhaftiert worden. Das Regime warf ihr Wehrkraftzersetzung vor. Nach 45 Jahren wurde sie als Opfer des Faschismus anerkannt.
Gerätehaus: Dietmar Segger hat schon viele Bürgeranträge gestellt, jetzt gibt es eine neue Forderung – doch für die, das sagen Politiker und Ortsamtsleiter, ist das Stadtteilparlament eigentlich nicht zuständig. Segger will, dass das Gerätehaus der Umweltwächter beim Spielplatz auf der Bahrsplate bunt angemalt wird. Das Problem dabei: Das Haus wird von Immobilien Bremen verwaltet – und der städtische Grundstücks- und Gebäudeverwalter will nicht mit einer Privatperson verhandeln, sondern nur mit einem Träger. Für die Parteien ist es allein Seggers Sache, einen zu finden. Gegen einen bunten Anstrich des Gerätehauses auf der Grünanlage haben sie nichts.