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Dreharbeiten für Kinofilm Blumenthal: Oliver Korittke ist Wirt der traurigsten Bar der Welt

Wenn aus einem leer stehenden Baumarkt eine Kneipe und ein Supermarkt wird, könnten Filmaufnahmen dahinter stecken. In Blumenthal wurden nun Szenen für den Kinofilm "Superbuhei" gedreht – mit Oliver Korittke.
14.07.2025, 13:15 Uhr
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Von Ulrike Schumacher

Klaus Meine hätte vermutlich genug andere Dinge um die Ohren gehabt. Für den Scorpions-Sänger und seine Band stand gerade das große Jubiläumskonzert auf dem Programm. Seit 60 Jahren gibt es die Band aus Hannover nun schon. Trotzdem: Der Sänger musste noch einen Besuch in Blumenthal einplanen. Und so ließ sich Meine dieser Tage im Gewerbegebiet an der Heidlerchenstraße blicken. Genauer: in einer Kneipe namens "Klaus Meine". Noch genauer: wegen ihr. Es könne doch nicht sein, entrüstete sich der ebenso berühmte wie beliebte Sänger, dass dieser, von etwas heruntergekommenem Charme geprägte Ort und noch dazu eine Raucherkneipe ausgerechnet seinen Namen trägt.

Ob Klaus Meine mit seinem Beschwerde-Besuch Erfolg hatte? Für die Antwort auf diese Frage wird man sich noch gedulden müssen. Mindestens bis Herbst kommenden Jahres. Frühestens dann wird die Szene auf der Leinwand zu sehen sein. Im Kinofilm "Superbuhei", in dem Meine einen Gastauftritt hat. Weil er laut Drehbuch seinem Ärger über den Kneipennamen eben Luft machen soll. Was wiederum Wirt Jesse Bronske, dargestellt von Oliver Korittke, nicht gefällt. Schließlich ist er großer Klaus-Meine-Fan. Und schließlich sind die Drinks, die er über die Theke reicht – und denen er selbst nur schwer widerstehen kann – eine Hommage an Scorpions-Songs. "Gin of Change" steht ebenso auf der Cocktailkarte wie "Grogg you like a Hurricane".

Die Dreharbeiten bedeuten neues, wenn auch nur vorübergehendes Leben für einen leer stehenden Baumarkt in Blumenthal. Darin befindet sich für eine Woche nicht nur die traurigste Bar der Welt, wie der Norddeutsche Rundfunk in seiner Pressemitteilung zu den Filmaufnahmen schreibt, sondern auch ein Supermarkt samt Kassen und Regalen voller Waren – das "Superbuhei". So heißt auch der Roman von Sven Amtsberg, der dem Kinofilm zugrunde liegt. Neben Oliver Korittke wirken in dem Film auch Silke Bodenbender, Jan Georg Schütte und Leni Rabbel mit.

Spielort ist Hannover-Langenhagen. Gedreht werden die Szenen rund um den Supermarkt und die Kneipe, die im "Superbuhei" den sonst typischen Bäcker ersetzt, aber in Blumenthal. Auf der Suche nach angemessen großen Räumen mit Leerstand, in denen neben der Kneipe und dem Supermarkt auch noch das Büro des Marktleiters aufgebaut werden kann, sei man in Blumenthal auf den einstigen Baumarkt aufmerksam geworden, berichtet Janina Sara Hennemann. Sie und Jan Philip Lange sind die Produzenten des Kinofilms. "Der Eigentümer des Baumarkts war von Anfang an total offen für die Filmaufnahmen und hat uns die Halle vermietet", sagt sie.

Ein günstiger Standort sei es auch deshalb, weil vor dem Gebäude ein großer Parkplatz liegt. Ideal für die Logistik, freut sich die Produzentin. Neben etlichen Wohnwagen, die sich am Parkplatz-Rand aufreihen, stehen diverse Lastwagen mit allerlei technischen Geräten für Beleuchtung und Tonaufnahmen. Ein paar Männer sind gerade dabei, Scheinwerfer und Beleuchtungsgeräte wieder einzuladen. "Sie werden nicht mehr benötigt und gehen zurück an die Verleihfirma", erklärt Janina Sara Hennemann. Sie muss auch die Kosten im Blick behalten. Das Budget liege unter dem für einen "Tatort". Der Film entsteht im Rahmen des Talentförderprogramms "Nordlichter". "Der NDR, die Moin- Filmförderung Hamburg/Schleswig-Holstein und die Film- und Medienförderung Niedersachsen/Bremen bieten jungen Filmschaffenden die Chance, moderne und eigenwillige norddeutsche Genre-Geschichten zu erzählen", sagt Hennemann. Sie hofft, dass der Film noch vor dem Kinostart auf Filmfestivals laufen wird.

Für sie ist es der erste lange Film, den sie produziert. Auch für Regisseur Josef Brandl ist es ein Langfilm-Debüt. Neben den jungen Filmschaffenden seien außerdem filmerfahrene Kolleginnen und Kollegen im Team. "Eine gute Mischung", findet die Produzentin. "Wir können von ihnen lernen." Das Filmemachen reize sie, "weil alle gemeinsam etwas schaffen und am Ende ein gemeinsames Werk steht", beschreibt Hennemann. "Ohne jeden Einzelnen geht es nicht."

Über dem Drehort liegt eine konzentrierte Ruhe. Niemand ruft "Action". Jedenfalls ist es in der Halle nicht zu hören. Etwas abseits sind – im aufgebauten Büro des Supermarktleiters – die Kameras auf Jan Georg Schütte gerichtet. Zaungäste sind hier tabu. Niemand soll den Dreh stören. Das Team hat keine Zeit zu verschenken. Insgesamt sind für diese Produktion nur 20 Drehtage angesetzt, acht davon in Blumenthal. Für vier bis fünf Filmminuten brauche das Team in der Regel einen Drehtag. Für die Nachtszenen sei die Zeit schon ein bisschen knapp gewesen, erzählt die Produzentin, weil es erst so spät dunkel wurde. Die rund 40 Leute, die hier neben den Schauspielern zu tun haben, arbeiten routiniert Hand in Hand. 20 Tage seien "ein paar Tage zu wenig", findet Oliver Korittke, der gerade eine Pause hat. Gleichwohl sei es möglich, in dieser kurzen Zeit einen Film zu drehen. "Wir haben hier eine tolle Ausstattung", schwärmt der Wirt-Darsteller, der während der Dreharbeiten in Vegesack wohnte. "Alles passt gut zusammen, und die jungen Leute, die hier arbeiten, machen alle einen tollen Job."

Seine Rolle reizt ihn, "weil es eine Doppelrolle ist", erzählt Oliver Korittke. "Eine tolle Figur." Der Schauspieler verkörpert zusätzlich Jesse Bronskes bösartigen Zwillingsbruder Aaron. Vor dem war der Wirt einst geflohen – und nun sieht er sich von ihm verfolgt. Ob es für ihn auch Lieblingsszenen im Film gibt? "Alle Szenen mit Silke Bodenbender", antwortet Oliver Korittke prompt. Sie spielt in dem Film seine Partnerin Mona, die im "Superbuhei" an der Kasse arbeitet und die sich darum bemüht, das Leben ihres Partners in geregelten Bahnen zu halten. Gar nicht so einfach. Noch dazu häufen sich die Beschwerden ihres Chefs. Diese Szenen, aber auch die Szene mit Klaus Meine in der Kneipe habe ihm gefallen, fügt Oliver Korittke hinzu. Eben jene Szene, in der Klaus Meine das "Klaus Meine" aufsuchte, um ordentlich zu meckern.

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