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Spanischer Künstler Nunatak: Songwriter-Rebell mit Punkvergangenheit

Der aus Spanien stammende Musiker Evilmrsod war im Blumenthaler Nunatak zu Gast. Wie das Konzert beim Publikum angekommen ist.
02.04.2023, 15:45 Uhr
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Von Christian Pfeiff

Häufig wird der Begriff „Singer-Songwriter“ vor allem mit zarten, fragilen Melodien assoziiert, die von adretten jungen Menschen sanft säuselnd über zart gezupfte Gitarrenharmonien vorgetragen werden. Doch dieses Genre beherbergt auch jene Rebellen, die einen kräftigen Gitarrenanschlag und dunklere Lyrik bevorzugen und ihre Künstlernamen in Frakturschrift auf Tourplakate drucken.

Ein solcher Rebell ist auch Evilmrsod, der bürgerlich auf den Namen Pablo Ramón Rodriguez Rivero hört. Seit über zwanzig Jahren mischt Rivero in der europäischen Szene mit, frönte mit seiner Band „Fuckin' Family Faces“ auf Teneriffa schnodderigem Punkrock, tritt seit seinem Umzug nach Berlin im Jahr 2005 jedoch vor allem als Solokünstler in Erscheinung. „Als ich diese Stadt besucht habe, wurde mir klar, dass ich dort leben will“, wird Rivero angesichts der Hauptstadt immer noch schwärmerisch – auch, wenn es ihn mittlerweile nach Leipzig verschlagen hat.

Seine rebellische Punkrock-Attitüde hat er sich dennoch bewahrt, vermengt diese jedoch gekonnt mit Elementen aus Blues, Grunge und sogar Country. Dies sind nicht zwingend Musikrichtungen, die zu den erklärten Favoriten regelmäßiger Konzertbesucher des Nunatak zählen dürften. Dennoch ließ sich das Hausleitungsduo Johanna Boehme und Christian Psioda trotz der archaischen Optik des schwertätowierten Liedermachers nicht davon abschrecken, ihn zu einem Auftritt in Blumenthal einzuladen.

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Im Gegenteil: „Wir stehen ja auch ein Stück weit für Vielfalt und sind entsprechend immer bemüht, den Konzertklängen auf unserer Bühne immer neue Facetten und Farben hinzuzufügen. Künstler, die sich bei uns bewerben, hören wir uns natürlich erst mal online an – und Evilmrsod fanden wir grundsätzlich sympathisch“, erklärt Psioda.

Zwar teilen am Freitagabend nur etwa knapp über zwei Dutzend Zuhörer die Neugier auf den spanischen Songwriter mit der Punkvergangenheit, von diesen dürfte jedoch niemand sein Erscheinen bereut haben. Und das, obwohl die Konzertsituation auch für den Künstler zunächst ungewohnt schien und dieser scheinbar selbst nicht einschätzen konnte, ob seine Kunstform vor einem sitzenden und respektvoll schweigenden Kulturpublikum mit einem Altersdurchschnitt deutlich über jeglicher Pogo-Affinität funktionieren würde.

„Ich hatte ja schon angekündigt, dass nach der Pause auch ein paar härtere, kräftigere Stücke drankommen würden, oder?“ rückversichert sich Rivero bei seinen Zuhörern. „Ja, das haben Sie gesagt“, bestätigen diese freundlich lächelnd. Gesagt, getan: Mit geschlossenen Augen greift „Evilmrsod“ in die Saiten seiner Westerngitarre, die er hin und wieder auch durch einen Verzerrer jagt, stampft den Rhythmus auf der Stompbox zu seinen Füßen und singt mit ebenso sonorer wie voluminöser Stimme seine selbst verfassten, klanggewordenen Geschichten. Es geht um Lügen, Tod und Bettgeschichten, zerbrochene Träume und Rock'n'Roll – auf kraftvolle, mitreißende Weise.

Musikalisch webt Rivero dazu mit rustikaler, aber trickreicher Spieltechnik und vielseitiger Musikalität einen roten Faden, der in manchen Momenten an Country á la Johnny Cash, in anderen hingegen wieder an treibende „Monster Magnet“-Momente erinnert – und dabei dennoch erstaunlich stimmig und kontinuierlich wirkt. Die Kombination funktioniert: Mit jedem weiteren Song gelingt es Evilmrsod, seine Zuhörer ein Stück weiter mitzureißen – und als diese zum Konzertende hin auf seine Aufforderung schließlich ein lautstarkes „Gimme, gimme, gimme!“ anstimmen, kann sich auch der Künstler mit dem wuschigen Bart und den düsteren Themen ein breites Grinsen nicht verkneifen: „Ihr seid großartig. So laut habe ich das noch nie gehört“, lobt er sein Blumenthaler Publikum.

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