Der Senat hat die Anmietung von Räumen für ein Gesundheitsamt in Blumenthal am Dienstag ausgesetzt. Offenbar ist die Kaltmiete von 18,38 Euro pro Quadratmeter zu hoch. Die Blumenthaler CDU fürchtet nun, dass das ganze Projekt zum Scheitern verurteilt ist. Ausgerechnet in einem Stadtteil, der demnächst als Sanierungsgebiet eingestuft werden könnte, müsse der Senat Ernst machen mit quartiersnahen Gesundheits-Arbeitsplätzen am Blumenthaler Bahnhof, so der Nordbremer Bürgerschaftsabgeordnete Rainer Bensch.
Wie berichtet, bereitet Investor und Bauunternehmer Jan Kröger gerade den Einzug des Gesundheitsamtes in seinem zweigeschossigen Neubau an der Landrat-Christians-Straße 86 vor. Die Behörde wollte in dem Gebäude ab diesem Sommer 381 Quadratmeter nutzen. Die Räume sollten für 20 Jahre gemietet werden. Geplant ist ein neuer Kinder- und Jugendgesundheitsdienst. In dem Haus, heißt es in einer Verwaltungsvorlage, könnten 15 Arbeitsplätze eingerichtet werden. Vorgesehen war es, sechs Teams aus Ärzten, Gesundheits- und Krankenpflegern in Blumenthal einzusetzen, die zum Beispiel Gesundheitschecks bei Schülern anbieten. Ebenfalls vorhanden sind in dem Komplex Räume für das Team der aufsuchenden Hilfe und für Familienhebammen des Gesundheitsamtes.
Fröhlich: Das ist eine Ohrfeige für den Investor
Einen Eröffnungstermin gab es zwar bisher nicht, aber laut Jan Kröger hätten nur noch einige Details geklärt werden müssen. Dass der Senat das Projekt nun vorläufig gestoppt hat, wollte der Investor auf Anfrage unserer Zeitung nicht kommentieren.
Die Ressorts Gesundheit und Finanzen wollten mit Immobilien Bremen und dem Investor Jan Gerd Kröger "nachverhandeln“, hieß es am Dienstag in der Deputation. "Wir sind aktuell nochmal in Gesprächen mit dem geplanten Vermieter, um über die Preisfrage zu sprechen. Ein alternativer Standort ist dabei aktuell nicht in der Diskussion", so Lukas Fuhrmann, Sprecher des Gesundheitsressorts.
Einer, der hofft, dass das Projekt nicht kippt, ist Blumenthals Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich. "Meine Rolle ist derzeit, den Investor bei Laune zu halten. Nach Polizei und Ordnungsdienst ist das für ihn die zweite Ohrfeige." In dem Gebäude an der Landrat-Christians-Straße sollte eigentlich auch die Polizei untergebracht werden, doch die Behörde lehnte wegen der Mietkosten ab. Fröhlich macht keinen Hehl daraus, dass ihn die Haltung des Senats enttäuscht. "Wir waren uns alle einig, es sollte vorangehen mit Blumenthal." Er könne verstehen, dass ein Investor nichts zu verschenken hat. Er fürchtet, dass nun auch aus der geplanten Stadtteilbibliothek nichts wird. "Wenn 18 Euro zu viel sind, ist das Projekt dann noch hoffnungsvoll?"
CDU fordert zeitnahe Lösung
Rainer Bensch und Fraktionskollegen fordern den Senat indes auf, eine „größtmögliche Kraftanstrengung“ zu unternehmen, um ein Scheitern des Einzugs des Gesundheitsamtes zu verhindern. In der Deputationssitzung sagte der Blumenthaler CDU-Abgeordnete Rainer Bensch: „Es passt nicht zusammen, dass in der Bremischen Bürgerschaft das Blumenthaler Zentrum als Sanierungsgebiet eingestuft werden soll, der Senat jedoch bei einem konkreten Vorhaben Blumenthal im Stich lässt. Sowohl aus gesundheitspolitischer Sicht als auch zur Stärkung Blumenthal muss zeitnah eine Lösung her. Man kann dem Investor nicht zumuten, bis nach der Sommerpause zu warten.“
Der Fraktionssprecher der CDU im Blumenthaler Beirat, Hans-Gerd Thormeier, mahnt ebenfalls eine schnelle Lösung an: „Nach ausführlicher Planung etwaiger Alternativen präferiert das Gesundheitsamt aus fachlichen Gründen die Mietsache Bahnhof Blumenthal. Dieser Standort ist gut erreichbar, barrierefrei zugänglich und Parkplätze stehen ausreichend zur Verfügung. Es gibt definitiv keine andere machbare Lösung in einem überschaubaren Zeit- und Finanzrahmen. Wir erwarten vom Senat ein klares Ja.“
In der Vorlage für die Sitzung der Gesundheitsdeputation heißt es, dass die sozialpädiatrischen Herausforderungen in Bremen kontinuierlich zunehmen. Dabei geht um Einflüsse auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. „Bereits die Flüchtlingskrise im Jahr 2015 hat einen massiven Anstieg der Betreuungszahlen bedingt, der sich mit der Corona-Krise noch verstärkt hat. Auch die aktuelle Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine bringt einen zusätzlichen Anstieg der Fallzahlen mit sich. Um eine optimale Betreuung der Kinder und Jugendlichen und ihrer Familien gewährleisten zu können, mussten und müssen in einigen Stadtteilen zusätzliche Teams eingesetzt werden.“
Das Gesundheitsamt Bremen hat aktuell bereits zwei Standorte in Bremen-Nord, die gemeinsam an einem Standort zusammengefügt werden sollen. An beiden Standorten finden laut Gesundheitsbehörde bereits Schuleingangsuntersuchungen statt. Die aktuellen Angebote sind von der Verzögerung bislang nicht betroffen.