Monatelang haben Christian Gerken und sein Team auf eine Nachricht aus dem Bundesbauministerium gewartet. Jetzt ist sie da – und wird den Planern, die aus der Fliegerhalle im Kämmerei-Quartier eine Schwimmhalle machen wollen, quasi von offizieller Seite bescheinigt, dass ihr Businessplan aufgehen kann. Mit der Folge, dass es in den vergangenen Wochen erst Gespräche mit Bremer Politikern gab, dann mit Entscheidern der Bremer Bäder. Momentan wird ausgelotet, ob die städtische GmbH bei dem Millionenprojekt einsteigt. Als Ankermieterin.
Im März gab es Vor-Ort-Treffen mit Partei- und Gesellschaftsvertretern, in dieser Woche noch mal mit den Interimsgeschäftsführern der Bremer Bäder. Gerken spricht von ersten, aber vielversprechenden Gesprächen. Und davon, dass alle das Vorhaben gut finden. Was den Projektplaner nicht verwundert. Der Chef der Schwimmsparte der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack weiß sozusagen aus erster Hand, dass in Bremen zusätzliche Becken gebraucht werden, weil Hallen und damit Hallenzeiten fehlen. Darum hat der Vereinsfunktionär mit anderen Nordbremern gemacht, was sonst die öffentliche Hand macht: ein Bad geplant – und den Bund davon überzeugt, dass er finanziell helfen muss.
Jetzt versuchen die Projektplaner, auch die Stadt als Partnerin zu gewinnen – in Form der Bädergesellschaft. Uwe Siefke, einer ihrer vorübergehenden Chefs, muss eigentlich nicht überzeugt werden. Er sagt, was auch Gerken sagt: Dass Wasserflächen in Bremen fehlen – für Vereine, fürs Schulschwimmen, für Reha-Gruppen, für Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Und dass Bremen vermutlich nie wieder so günstig an ein Bad kommen wird wie in diesem Fall. Zehn Millionen Euro hat der Bund für das Projekt zugesagt. Was mehr als die Hälfte der Baukosten ist. Nach Gerkens Rechnung werden jetzt noch sechs Millionen Euro gebraucht, um aus der leeren Industriehalle eine Schwimmhalle zu machen.

Spartenleiter und Projektplaner: Christian Gerken
Einen Teil können die Badplaner nach eigenen Angaben über Sponsoren und andere Zuschüsse aufbringen, den restlichen wollen sie über einen Kredit finanzieren. Und um den zu bekommen, käme eine städtische Gesellschaft wie die Bremer Bäder GmbH als Ankermieterin gerade recht. Gerken hofft, dass eine Bank schneller von dem Vorhaben überzeugt werden kann, wenn nicht nur der Bund als Geldgeber hinter ihm steht, sondern auch die Kommune als verlässliche Mietzahlerin. Ob es tatsächlich so weit kommt, kann Interimsbäderchef Siefke noch nicht sagen. Das macht er vom Verlauf weiterer Gespräche abhängig. Auch Sportstaatsrat Olaf Bull war zuletzt bei den Treffen dabei.
Ginge es nach Gerken, würde bis zum Sommer feststehen, ob die Bädergesellschaft nun mitmacht oder nicht. Und wie viel Geld aus der Vermietung der beiden geplanten Becken in der Fliegerhalle von ihr monatlich kommt. Der Spartenleiter und Projektplaner will, dass der Umbau so schnell wie möglich beginnt, weil eben schon so lange freie Kapazitäten für Schwimmer und Schwimmanfänger fehlen. In den vergangenen Jahren hat er immer wieder neue Termine genannt, an denen nach seinem Zeitplan das Bad eröffnen sollte. Fast viereinhalb Jahre ist es her, dass Gerken und sein Team zum ersten Mal ihr Konzept den Blumenthaler Beiratsfraktionen vorgestellt haben.
In dieser Zeit sind nicht nur die Baukosten gestiegen, sondern auch die Anforderungen an ein Bad, das vom Bund mitfinanziert wird. Erst sollte das Projekt weniger kosten, als mittlerweile von Berlin als Zuschuss zugesichert sind. Inzwischen geht es um Fotovoltaik, den Anschluss an ein Nahwärmenetz und um Technik, die aufsteigende Luft einfängt und sie fürs Heizen der Halle nutzbar macht. Und weil das Bad ein Wettkampfbad werden soll, sind spezielle Physioräume geplant, acht 50-Meter-Bahnen und ein kleines Becken für Nichtschwimmer. Das große soll einen Hubboden bekommen, der die Wasserfläche in mehrere Bereiche unterteilen kann.
Die Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack, die das Bad betreiben soll, will nämlich noch andere Mieter haben als die Bremer Bäder: Krankenkassen, Ärztepraxen, Rheuma-Verbände. Gerken und seine Planungsmitstreiter können sich viele Nutzer vorstellen. Nur eines nicht: Dass die Schwimmhalle zu einer öffentlichen Halle wird – auch wenn die Bädergesellschaft vielleicht zum Partner wird. Sie soll das Bad ausschließlich für Schulen nutzbar machen, damit es in erster Linie so bleiben kann, wie es die Planer angelegt haben. Als Vereinsbad.