Erst hat Christian Gerken mit Stadtteilpolitikern über seinen Plan gesprochen, aus der sogenannten Fliegerhalle auf dem Woll-Kämmerei-Gelände eine Schwimmhalle zu machen – jetzt spricht er immer häufiger auch mit anderen über ihn: mit Entscheidern der Sportbehörde, der Denkmalpflege, eines Architektenbüros. Inzwischen vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein Treffen wegen des Millionenprojekts ansteht. Vor Kurzem war der Vereinsfunktionär in der Sportdeputation, an diesem Montag ist er im Blumenthaler Zentrumsausschuss. Gerken will den Parteien über Neuigkeiten berichten. Und davon, sagt er, gibt es einige.
Dass der Chef der Schwimmsparte der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack quasi einen Termin nach dem anderen hat, bei dem es um das Bauvorhaben geht, kommt nicht von ungefähr. Seit die Wirtschaftsförderung ihm und seinem Projektteam die leer stehende Halle reserviert hat, gehört Gerken offiziell zum Arbeitskreis der Stadt, die das Woll-Kämmerei-Gelände voranbringen will. Ein anderer Grund ist, dass sich die Schwimmbad-Planer beeilen müssen. Die Reservierung des Gebäudes ist befristet. Sie gilt bislang für ein halbes Jahr. In dieser Zeit wollen Gerken und seine Mitstreiter die neun Millionen Euro zusammenbekommen, die sie für den Umbau veranschlagen. Von Sponsoren.
Es ist, das sagt der Spartenchef selbst, ein ehrgeiziger Plan. So ehrgeizig, dass die Behörde skeptisch ist. Und damit den Vereinsfunktionär und seine Mitstreiter nach eigenem Bekunden zusätzlich antreiben. Laut Gerken gibt es immer mehr Menschen, die gut finden, was sie vorhaben. Nicht nur Politiker und Eltern, die sagen, dass Becken und Bahnen gebaut werden müssen, weil die Wartezeit auf einen Schwimmkursus mittlerweile ein halbes Jahr beträgt, sondern auch Gutachter. Vor einiger Zeit haben sich die Badplaner mit Vertretern der Denkmalpflege getroffen. Sie wollten ausloten, ob das Amt eventuell Einwände hat – und bekamen zu hören, dass es bislang keine gibt.
Gerken und sein Team haben deshalb gemacht, was Denkmalpfleger und Parteivertreter ihnen gesagt haben: dass sie das Konzept fürs Schwimmbad verfeinern sollen. Der Spartenchef sagt, dass die Architekten jetzt einen Plan erarbeitet haben, der im Grunde keine Fragen mehr offen lässt – weder Politikern, die ihm zustimmen, noch Sponsoren, die ihn finanzieren sollen. Der Vereinsfunktionär spricht von einer noch genaueren Platzierung von Becken, Räumen und Technik. Und davon, dass jetzt auch klar ist, wie viele Stellplätze für Fahrzeuge es gibt und wo Mitglieder parken und die Mannschaftsbusse von Vereinen auf dem Kämmerei-Gelände stehen sollen.
Wird das Projekt noch in diesem Jahr abgesegnet?
Das Konzept sieht nämlich nicht irgendeine Halle vor, sondern eine Wettkampfhalle. Die Projektplaner wollen, dass Leistungssportler auf nationaler Ebene in Blumenthal gegeneinander antreten können – und dafür muss das Gebäude bestimmte Kriterien erfüllen. Und der Deutsche Schwimm-Verband dem Plan zustimmen. Nach Gerkens Reihenfolge soll die Dachorganisation zu den ersten gehören, die den finalen Entwurf für das Millionenprojekt bekommt. Gefolgt von der Gesundheits- und der Baubehörde, die einem Umbau ebenfalls zustimmen müssen, bevor er umgesetzt wird. Gerken hofft, dass das baurechtliche Prozedere noch in diesem Jahr abgeschlossen werden kann.
Und dass den Mitgliedern des Blumenthaler Zentrumsausschusses an diesem Montagabend die überarbeitete Fassung des Schwimmbad-Plans ebenso gefallen wird wie den Sponsoren, die ihn in den nächsten Wochen zu sehen bekommen sollen – bei einem Treffen vor Ort. Gerken will sie in der alten Halle herumführen, damit sie sich ein Bild davon machen können, was eine Neugestaltung bedeutet. Und wie ernst es ihm und seinen Mitstreitern damit ist, aus dem Industriebau ohne Funktion ein Gebäude mit Nutzen zu machen. Gerken – Unternehmensberater von Beruf – ist nach eigenem Bekunden mit immer mehr potenziellen Geldgebern im Gespräch.
Aber auch mit anderen, die später dafür sorgen sollen, dass sich die Schwimmhalle finanziell trägt. Zum Beispiel mit Krankenkassen, die Reha-Sport bezuschussen. Zum Beispiel mit der Deutschen Rheuma-Liga, die Aqua-Fitness im Programm hat. Zum Beispiel mit Sportmedizinern, die spezielle Kurse anbieten. Gerken stellt sich außerdem vor, dass die Schwimmsparte der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack, die Eigentümerin der Halle werden soll, Partnerschaften mit anderen Vereinen eingeht, um die Zahl der Mieter zu erhöhen. Wie viele Einnahmen es braucht, um die Ausgaben zu decken, ist noch unklar. Das, meint Gerken, wird gerade von einem Steuerberatungsbüro ermittelt.