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Wilde Müllkippen in Blumenthal Aufräumen mit Hindernissen

Ullrich Vey hat es wieder getan: Der Blumenthaler Biobauer meldete der Stadtreinigung eine wilde Müllkippe am Rand eines Naturschutzgebietes – und erneut gab es Probleme, sie zu beseitigen.
19.09.2021, 15:00 Uhr
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Aufräumen mit Hindernissen
Von Christian Weth

Ullrich Vey hat es wieder getan: Erst fotografierte der Blumenthaler Landwirt eine wilde Müllkippe, dann lud er die Aufnahme samt Koordinaten beim Mängelmelder der Stadtreinigung im Internet hoch – um Wochen später darüber informiert zu werden, dass seine Nachricht vergeblich war. Sie kann nicht bearbeitet werden. So teilte es ihm das System mit, und auch warum. Erst muss geklärt werden, ob der Abfall von dort abgeholt werden darf, wo Vey ihn gefunden hat. Der Biobauer findet das absurd. Es ist das zweite Mal, dass er den Mängelmelder bemängelt.

Für ihn liegt der Fall ähnlich wie beim ersten. Da weist jemand wie gewollt auf verdreckte Plätze und Straßenränder hin, nur passiert nichts. Oder zumindest nicht so schnell, wie man es sich erhofft. In den Sommerferien hatte Vey dem Onlinesystem mehrere Plastiksäcke gemeldet, die am Rand eines Naturschutzgebietes entsorgt worden waren – und bekam die Rückmeldung, dass die Stadtreinigung in diesem Fall nicht zuständig sei, weil es sich bei den Säcken um Gelbe Säcke handelt und die von einer anderen Firma entsorgt werden. Vey sollte zu ihr Kontakt aufnehmen.

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Die damalige Nachricht, das weiß er jetzt, war eine Falschnachricht. Der Abfallentsorger erklärte später, dass er sich um jede Meldung kümmert, die auf der Online-Plattform eingeht – und sei es, dass er sie an die richtige Stelle weiterleitet. Sozusagen auf dem kurzen Dienstweg. So wie es Vey eigentlich von Anfang an erwartet hatte. Was für einen Sinn, fragte er sich beim ersten Fall, macht schließlich ein Mängelmelder, wenn die Firma, die ihn anbietet, nicht automatisch dafür sorgt, dass der gemeldete Mangel auch beseitigt wird. Ob von ihr oder von einem anderen Entsorgungsunternehmen.

Heute fragt er sich etwas anderes: Weshalb muss erst geprüft werden, wem eine Fläche gehört, bevor die wilde Müllkippe, auf der sie entstanden ist, abgeholt werden kann? Und warum dauert das so lange? Vey findet, dass jeder Abfall, der illegal entsorgt wurde, beseitigt werden muss – egal, wo er liegt. Und dass es nicht 14 Tage dauern darf, bis ein Mängelmelder auf einen gemeldeten Mangel reagiert. Das Foto von seinem neuesten Müllfund hat er Ende August hochgeladen, die Nachricht, dass der Fall nicht bearbeitet werden kann, kam Mitte September. Das System hat ihn als "ungelöst abgeschlossen" deklariert.

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Auch diesmal geht es um Plastiksäcke. Auch diesmal wurden sie am Rand des Naturschutzgebietes weggeworfen. Zwölf sind es, alle vollgestopft mit Gartenabfällen. Dabei, sagt Vey, ist die Recyclingstation, die den Grünschnitt kostenlos annimmt, nur ein paar Straßen weiter. Neben den 100-Liter-Säcken hat der Biobauer die Reste eines Metallzauns gefunden. Beim Mängelmelder gab er an, dass die Abfallmenge groß und der eiserne Zaunrest gefährlich ist. Er wurde am Rand eines Weges abgelegt, auf dem Radfahrer und Fußgänger unterwegs sind, mal mit Hunden, mal ohne. Vey bewirtschaftet in der Nähe einen Acker.

Im Grunde hat er alles richtig gemacht. Nur mit seiner Annahme, dass Abfall gleich Abfall ist und von überall abgeholt werden darf, liegt er falsch. Jedenfalls aus Sicht der Verwaltung. Laut Torben Kapp ist die Stadtreinigung bei jeder Mängelmeldung verpflichtet zu prüfen, wem das Grundstück gehört, auf dem Müllsäcke, Autoreifen oder kaputte Möbel illegal entsorgt wurden. Oder wer es verwaltet. Der Unternehmenssprecher sagt, dass es sowohl um Rechte als auch um Zuständigkeiten geht. Und damit immer um eine Antwort auf die Frage, wer am Ende dafür zahlt, dass der Abfall verschwindet.

Die Kosten dafür steigen kontinuierlich, weil es immer mehr wilde Müllkippen gibt. Kapp sagt, dass die Stadtreinigung im Vorjahr auf 8000 gekommen ist – und dass sich ihre Zahl seit 2014 verdreifacht hat. Die Summe, sie zu beseitigen, beziffert er inzwischen mit einer Million Euro jährlich. Meistens, meint er, sind die Teams der Stadtreinigung nach wenigen Tagen vor Ort, um den gemeldeten Abfall abzuholen. Eben so schnell, wie sich klären lässt, wem eine Fläche gehört, auf dem er sich angesammelt hat. Kapp hat im Haus nachgefragt: Die Zuständigkeit im Fall der zwölf Säcke mit Grünschnitt ist immer noch nicht geklärt.

Weg sind sie mittlerweile trotzdem. Vey sagt, dass er nicht mehr warten wollte, bis endlich raus ist, wem die Fläche gehört, auf dem sie liegen. Er rief jemanden von der Stadt an, der die Sache so sieht wie er: Dass man manchmal einfach handeln muss.

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