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Kämmerei-Quartier Blumenthal Nachfrage nach Grundstücken steigt

20 Unternehmen mit rund 270 Mitarbeitern haben sich inzwischen im Kämmerei-Quartier angesiedelt, wo derzeit ein Berufsschulcampus entsteht. Wer an der Weser noch baut und bauen will
13.08.2023, 19:00 Uhr
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Nachfrage nach Grundstücken steigt
Von Patricia Brandt

Eigentlich wollte Frank Eickhoff mit seiner Firma schon im kommenden Monat ins Kämmerei-Quartier ziehen. Doch es wird wohl noch ein wenig dauern. Entweder passen die Sandwich-Elemente der Stahlbau-Halle mal wieder nicht oder die Monteure müssen schnell auf andere Baustellen sausen. Die Vegesacker Firma Weser Energietechnik ist nur eine von vielen, die in das Gewerbegebiet an der Weser drängen. „Wir glauben, dass das Gebiet durch den Berufsschulcampus an Attraktivität noch gewinnt. Wir haben eine gute Nachfrage“, sagt Juliane Scholz, Sprecherin der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB). Es gibt kaum noch freie Flächen.

Was ist das Besondere an dem Gelände?

Nachdem die Finanzkrise und hohe Produktionskosten das einst weltweit größte Unternehmen seiner Art, die Bremer Woll-Kämmerei (BWK), 2009 zur Aufgabe zwangen, hat Bremen das rund 32 Hektar große frühere Firmenareal mit seinen denkmalgeschützten Industriebauten zu einem Gewerbegebiet entwickelt. Seit bekannt wurde, dass aus dem Sortiergebäude von 1916/17 der BWK eine Berufsschule für 600 Schüler wird, wächst offenbar das Interesse der Unternehmer. Während die Bauarbeiten an der Schule in vollem Gange sind, werden an anderen Stellen des Kämmerei-Quartiers neue Hallen aus dem Boden gestampft.  

Wie viele Firmen sind heute ansässig?

Die WFB hat dazu keine eigenen Zahlen, sondern verweist auf Daten des Statistischen Landesamts: „Es sind mittlerweile 20 Unternehmen mit rund 270 Mitarbeitenden auf dem Gelände ansässig“, rechnet WFB-Sprecherin Juliane Scholz hoch. Stand 2021. „Das heißt, dass – aufgrund von uns bekannten Unternehmenserweiterungen – heute tatsächlich sogar mehr Beschäftigte auf dem Areal tätig sind, die allerdings noch nicht statistisch erfasst wurden. Angesiedelt haben sich Produktionsbetriebe, Dienstleistungsunternehmen, verarbeitendes Gewerbe und Handwerk. Juliane Scholz nennt zum Beispiel die Firma Lethe Exterior Doors, die sich auf Schiffs-Schiebetüren spezialisiert hat. Ebenso das Lackierzentrum Nord, Salomon Autokosmetik, die Tischlerei Petrovic und den Catering Service Weiser, der an der Straße Zum Krempel zum Beispiel „norddeutsches Fingerfood“ bietet. Oder die Marinetech Edelstahlhandel GmbH & Co. KG., die nach eigenen Angaben 1989 als Start-up begonnen hat und heute zu den größten Anbietern von rostfreien Edelstahl-Verbindungselementen in Europa zählt. Sogar ein Kindergarten findet sich inzwischen an der Straße Zum Krempel: Die Hansea Sana gGmbH betreibt die Kita Bremer Wolle Kids im früheren Direktorengebäude. Erworben hatte das Gebäude vergangenes Jahr die Hamburger HIH Invest für ihren Kita Fonds und an den Kita-Betreiber vermietet, wie Stephanie Stöber, Sprecherin der HIH Real Estate GmbH bestätigt. 

Wie viel Fläche ist noch frei?   

Das Kämmerei-Quartier misst nach Angaben der Wirtschaftsförderung Bremen insgesamt 32 Hektar. Aktuell ist aber nur ein Bruchteil davon frei. WFB-Sprecherin Juliane Scholz dazu: „1,06 Hektar sind erschlossen und frei verfügbar. 2,17 Hektar sind reserviert.“

Wer will neu bauen?

Zu laufenden Ansiedlungen oder noch nicht abgeschlossenen Grundstücksverkäufen im Kämmerei-Quartier will sich die Wirtschaftsförderung Bremen aus Gründen der Vertraulichkeit nicht äußern. Bekanntlich sollen auch eine Schwimm- und eine Turnhalle im Kämmerei-Quartier entstehen: „Wir führen viele Gespräche. Für die Schwimmhalle halten wir die ehemalige Fliegerhalle vor und sind in Gesprächen mit dem Investor. Für die Turnhalle führen wir mit einem Investor Gespräche über einen neuen Standort im Kämmerei-Quartier“, so Juliane Scholz von der WFB. „In Kürze erwarten wir außerdem Bauaktivitäten in Wassernähe auf einem 2022 vermarkteten Grundstück, können aber aus Rücksicht auf unseren Kunden hier noch keinen Namen nennen.“ Dazu kommen Erweiterungen, wie die über die Matthias Gill, Bauunternehmer aus Aumund-Hammersbeck, nachdenkt. Nicht zu übersehen ist unterdessen der Neubau, den Frank Eickhoff an der Straße Marschgehren errichten lässt. „Wir siedeln uns ganz neu an“, berichtet der Vegesacker Geschäftsmann. „Vorher hatten wir einen kleinen Keller als Lager und zwei Räume als Büro an der Weserstraße in Vegesack, aber wir sind jetzt 14 Mitarbeiter, das passt nicht mehr.“ Die 2016 gegründete Firma installiert Ladestationen für E-Autos. Die neue Halle misst 15 mal 25 Meter und bietet Raum für ein Lager für Solarmodule und Büros. Aber nicht nur der Platz und eine verkehrsgünstige Anbindung haben Frank Eickhoff ins Gewerbegebiet gelockt. Der Unternehmer hofft vor allem auf den Berufsschulcampus: „Dann haben wir schnell Zugriff auf Auszubildende und Praktikanten.“  

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