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Großprojekt in Blumenthal Campus-Bau verzögert sich

Eigentlich sollte die erste Schule auf dem Bildungscampus im Kämmerei-Quartier im nächsten Sommer starten – mittlerweile steht fest: Daraus wird nichts. Genauso wenig wie aus dem bisherigen Kostenplan.
26.11.2021, 18:00 Uhr
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Campus-Bau verzögert sich
Von Christian Weth

Anfangs hieß es, dass der Unterricht für die ersten Klassen auf dem geplanten Bildungscampus im Kämmerei-Quartier im nächsten Sommer startet – inzwischen ist klar: Der Termin kann nicht gehalten werden. Die Behörde geht davon aus, dass der Umbau des sogenannten Sortiergebäudes für das Blumenthaler Schulzentrum erst im Juli 2024 fertig ist. Und dass es auch bei den übrigen drei Berufsschulen, die folgen sollen, noch dauern wird. Ohne genau sagen zu können, wie lange.

Dass alles später kommen wird als anfangs angekündigt, steht erst seit Kurzem fest. Das neue Datum für den ersten Schulumzug hat Udo Stoessel kalkuliert. Der Referatsleiter der Bildungsbehörde sagt, dass die bisherigen Zeitpläne zu euphorisch für das Millionenprojekt waren. Ihm zufolge ist der Campus momentan das größte städtebauliche Vorhaben in Bremen, an dem das Ressort beteiligt ist. 3000 Schüler und mehrere Hundert Lehrer sollen den früheren Industriestandort zum Bildungsstandort machen.

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Stoessel sagt, dass ein neuer Umzugstermin hermusste, weil die Gespräche mit Architekten, Gutachtern und Denkmalpflegern am Ende nicht so schnell möglich waren wie anfangs gehofft. Der Chefplaner für Schulen und Kindergärten spricht von der Pandemie, die Prozesse verlangsamt und Preise für Projekte so sehr verändert hat, dass die Kosten für den Umbau des Sortiergebäudes neu berechnet werden mussten. Mit der Folge, dass es auch neue Verhandlungen im Haushalts- und Finanzausschuss gab.

Wie viel es jetzt kosten wird, damit die erste Schule umziehen kann, lässt Stoessel offen. Bisher haben Planer allein für die Sanierung des ersten Industriegebäudes eine Summe von 23 Millionen Euro veranschlagt. Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich rechnet damit, dass der Betrag längst nicht mehr ausreichen wird. Der Blumenthaler Verwaltungschef gehört zu einem Gremium, das die Campus-Entwicklung begleitet. Politiker schätzen, dass bei der zweistelligen Millionen-Ziffer mittlerweile eine drei am Anfang steht.

Für alle vier Schulen, inklusive Mensa, Bibliothek, Sporthallen und Verwaltungstrakt, sind mal Kosten von 200 Millionen Euro hochgerechnet worden. Und eine Bau- und Planungszeit von acht bis zehn Jahren. 2019 war das. Damals hieß die Bildungssenatorin noch Claudia Bogedan. Jetzt heißt die Behördenchefin Sascha Aulepp (SPD) – und hält es Referatsleiter Stoessel mittlerweile für realistischer, dass der Campus für die Schulen erst nach 2030 fertig wird. Eine Jahreszahl nennt er nicht.

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Dabei ist die immer wieder vom Blumenthaler Parlament eingefordert worden – wie auch ein Plan, wann welche Schule auf den Campus kommt. Beiratssprecher Hans-Gerd Thormeier findet, dass Projekte nur gelingen können, bei denen man weiß, wann sie enden sollen. Er fordert Klarheit für Schüler und Lehrer. Genauso wie Karin Haurenherm. Nach Ansicht der Leiterin des Schulzentrums ist es zwischenzeitlich so ruhig um das Projekt geworden, dass sie jetzt Bürgermeister Andreas Bovenschulte gefragt hat, ob es überhaupt noch kommt.

Nach Angaben von Chefplaner Stoessel ist die Behörde gerade dabei, die Planungen für den Anbau der Sortierhalle vorzubereiten. Die Ausschreibungen für den Umbau des Klinkergebäudes sind inzwischen raus. Der Referatsleiter kündigt an, dass die ersten Handwerker im Frühjahr loslegen werden – und Beiratssprecher Thormeier, dass die Blumenthaler Fraktionen nicht lockerlassen werden. Er hat am Freitag mit Ortsamtsleiter Fröhlich darüber gesprochen, dass der Zeitplan für den Campus erneut zum Thema werden soll. Und die Kosten.

Zur Sache

Das Campus-Konzept

Monatelang waren drei Planungsbüros damit beschäftigt, Konzepte für einen Blumenthaler Berufsschulcampus zu entwickeln. Den städtebaulichen Wettbewerb entschied das niederländische Unternehmen De zwarte Hond vor zwei Jahren für sich. Die Juroren befanden den Entwurf für innovativ und flexibel zugleich. Sie überzeugte die Verbindung des Schulgeländes mit benachbarten Quartieren und die Symbiose zwischen historischer und moderner Bausubstanz. Einige Gebäude sollen erhalten bleiben und andere, die nicht unter Denkmalschutz stehen, abgerissen werden. Um Wege für Firmen und Berufsschüler zu verkürzen, ist ein sogenannter Handwerkerpark geplant.

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