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Millionenprojekt Fernwärmenetz in Nordbremen: Wie die Trassenarbeiten vorangehen

Im Januar sind die ersten Straßenabschnitte in Blumenthal für den Bau des Fernwärmenetzes gesperrt worden, demnächst werden die ersten wieder freigegeben und kommen die nächsten dran – ein Baustellenbesuch.
23.03.2025, 17:45 Uhr
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Fernwärmenetz in Nordbremen: Wie die Trassenarbeiten vorangehen
Von Christian Weth

Der Mittwoch ist immer Bremen-Nord-Tag. Seit Monaten ist das bei Sören Rasch so – seit die Planung für den Trassenbau des Fernwärmenetzes in Blumenthal begonnen hat. Rasch leitet ihn. Wie auch andere Projekte in anderen Städten, bei denen es um Energie geht. Zum Beispiel in Hannover. Zum Beispiel in Hamburg. Aber keines davon ist momentan so groß wie das Vorhaben im nördlichsten Teil Bremens. Es geht um knapp drei Kilometer. Was in der Branche viel ist für einen ersten Bauabschnitt. Und kompliziert, weil die meisten Baustellen an Hauptverkehrsstraßen liegen.

Helm ist Pflicht. Genauso wie die Warnweste. Rasch und Managementkollegin Maria Deutsch wollen an diesem Nachmittag zeigen, was die Arbeiter geschafft haben und was sie noch schaffen müssen. Es geht auf zwei Baustellen, wo schweres Gerät im Einsatz ist: Bagger, Kranfahrzeuge, Traktoren, Lastwagen. Und wo die Arbeitskolonnen erst Fahrbahnen aufmachen, ausschachten und später wieder zumachen. Jetzt sind es noch zwei Trupps, später werden es drei sein. Auf einem Plan im Büro der Trassenbauer im Kämmerei-Quartier sind sie in Farben unterteilt: Grün, Blau, Rot.

Streng genommen sind es sechs Kolonnen. Zu den Tiefbauarbeitern, die alles öffnen, um danach wieder alles zu schließen, kommen nämlich noch die Trupps, die vorher die Leitungen verlegen. Wo die Straßen Zur Westpier und Marschgehren zusammentreffen, wird gerade beides gemacht: In zwei Metern Tiefe schweißen zwei Männer ein Leitungselement an ein anders, während Bagger die nächsten Schachtmeter vorbereiten. Rasch und Deutsch zeigen auf einen ersten Fahrbahnabschnitt, der bis auf die neue Fahrbahndecke fertig ist. Mitte April soll die Straße Zur Westpier wieder freigegeben werden.

Dann war sie zweieinhalb Monate gesperrt. Auch das steht auf dem Plan im Büro der Projektmanager: jede Bauzeit. Und jede Straße, die zur Baustelle wird. Sowie jeder Abschnitt, in den diese Straße unterteilt ist. Unterm Strich kommen Rasch und Deutsch auf acht Verkehrsstrecken und 15 Baustellenbereiche – sowie auf etliche Gespräche mit etlichen Entscheidern: Polizei und Feuerwehr sind involviert, die Baubehörde, das Amt für Straßen und Verkehr, die Autobahn GmbH und auch die Fährgesellschaft. Deren Arbeiten am Anleger in Vegesack sorgen für mehr Verkehr in Blumenthal. Und das beeinflusst den Trassenbau.

Darum machen die Kolonnen auch erst einmal dort weiter, wo die Quelle für die Energie des Wärmenetzes ist: im Kämmerei-Quartier, in der Nähe des Heizkraftwerks. Der Projektleiter und seine Kollegin sind jetzt in der Straße Marschgehren, die zwar kurz ist, aber mehr Herausforderung hat als andere Strecken. Um den Leitungsschacht graben zu können, mussten die Arbeiter erst mal Gleise wegnehmen. Sie sind nicht das einzige Hindernis in diesem Abschnitt. Auch die Aue ist eines. Rasch beschreibt mit der Hand eine horizontale Linie in der Luft: Die Leitungen sollen später über dem Gewässer verlaufen.

Die meisten stapeln sich noch auf einem Gelände beim Kämmerei-Quartier, das zum Materialdepot geworden ist. Alles wird zwischengelagert: Sand, Schotter, Maschinen und eben Rohre. Wie Baumstämme liegen sie dort. Drei Längen gibt es – sechs, zwölf und 18 Meter – und vier Durchmesser – 45, 35, 20 und 15 Zentimeter. Die Breite der Schächte, in denen sie kommen, bleibt dagegen gleich. Rasch sagt, dass sie auf 2,20 Meter kommen. So viel Platz, meint er, muss sein, damit die Schweißer genug Platz haben. Und weil immer zwei Rohre nebeneinanderliegen. Der Projektleiter spricht vom Zu- und Rücklauf.

Entlang der Straße Zum Kammstuhl sind Arbeiter dabei, die ummantelten Leitungen noch einmal zu ummanteln. Der Abschnitt der Isolierer zählt zu den kürzeren Strecken und zu den nächsten, die wieder geöffnet werden. Auf der einen Seite, wo Baken den Weg versperren, ist das Kraftwerk schon in Sichtweite. Das letzte Stück bis dort kommt bei den Trassenbauern trotzdem später dran. Genauso wie der Anschluss an die Anlage. Damit soll bis zum Sommer gewartet werden, weil dafür das alte Wärmenetz im Quartier abgeschaltet werden muss – und die Bestandskunden nicht frieren sollen.

Die Neukunden, für die jetzt die Leitungen verlegt werden, sind woanders: an der Lindenstraße und an der Hammersbecker Straße. Seit Juli vergangenen Jahres steht fest, dass die Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge und das Klinikum angeschlossen werden wollen. Erst soll die Einrichtung des Landes zum Fernwärmeabnehmer werden, dann das Krankenhaus. Rasch geht davon aus, dass es Ende dieses Jahres, spätestens Anfang des nächsten so weit sein wird. Bis dahin sind zwischen Kämmerei-Quartier und den beiden neuen Großkunden immer wieder sogenannte Wanderbaustellen vorgesehen.

Manche werden über die ganze Straßenbreite gehen, andere über die halbe. In Richtung Krankenhaus sind beide Varianten im Wechsel geplant. Vorübergehend müssen auch die Auf- und Abfahrten zur A 270 gesperrt werden. Der Trassenbau entlang der Landrat-Christians-Straße und Lindenstraße ist da aus Sicht von Rasch und Deutsch einfacher zu planen. Eine Herausforderung bleibt er dennoch, auch für die Anwohner. Die Strecke bei Wätjens Park war in den vergangenen Jahren immer wieder Baustelle, zuletzt 2024. Die Fahrbahn gehört zu den neuestens im Bremer Norden. Jetzt muss sie wieder aufgemacht werden.

Zur Sache

Die Investitionen

Mehr Kunden, mehr Leistung: Um in den nächsten Jahren zusätzliche Abnehmer mit Fernwärme versorgen zu können, ist das Blumenthaler Heizkraftwerk technisch erweitert worden. Nach eigener Rechnung hat die Bassumer Abfallwirtschaftsgesellschaft, der die Anlage gehört, dafür inzwischen 13,5 Millionen Euro ausgegeben. Sie ist der Wärmeerzeuger, aber nicht der Lieferant. Das ist Enercity-Contracting, ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Hannover. Es ist für den Bau der Leitungen zuständig. Sind die ersten drei Trassen-Kilometer fertig, sollen die nächsten folgen – in Richtung Vegesack, aber auch entgegengesetzt nach Farge. Enercity hat angekündigt, auf zehn weitere Leitungskilometern kommen und rund 40 Millionen Euro in den Ausbau des Nordbremer Fernwärmenetzes investieren zu wollen.

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