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Energie aus Blumenthal Nordbremer Nahwärmenetz: Das sind die ersten Großabnehmer

Im Vorjahr haben sich zwei Unternehmen zusammengetan, um ein Nahwärmenetz für den Bremer Norden zu schaffen – jetzt stehen die ersten Großabnehmer fest, die angeschlossen werden wollen.
17.07.2024, 18:00 Uhr
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Nordbremer Nahwärmenetz: Das sind die ersten Großabnehmer
Von Christian Weth

Über Monate wurde verhandelt, jetzt stehen die ersten Großabnehmer für das Nordbremer Nahwärmenetz fest. Zwei sind es: das Klinikum an der Hammersbecker Straße und die Zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge an der Lindenstraße. Damit wird das Millionenprojekt von Anfang nicht bloß einen Stadtteil betreffen, sondern zwei Stadtteile. Mit dem Verlegen der Leitungen soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Trassenentwickler Enercity Contracting will Tempo machen. Ende nächsten Jahres, so der Plan, soll der erste der beiden Neukunden angeschlossen sein – das Krankenhaus.

Klinikum und Aufnahmestelle sind für das Unternehmen aus Hannover so etwas wie der erste Bauabschnitt. So sagt das Enercity-Vertriebsleiter Sascha Brandt. Und auch, wie lang die Strecke ist, die von den Arbeitern mit neuen Leitungen versehen werden soll: rund drei Kilometer. Der Startpunkt des neuen Netzes ist das Heizkraftwerk im Blumenthaler Kämmerei-Quartier. Im Vorjahr haben die Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, die Bassumer Abfallgesellschaft, und des Energiedienstleisters aus der Landeshauptstadt ihre Zusammenarbeit schriftlich besiegelt. Der eine sorgt für Wärme, der andere liefert sie. Das Projekt ist so groß, dass Enercity Contracting mittlerweile ein Büro auf dem früheren Blumenthaler Industriegelände eröffnet hat.

Dass der Kraftwerksbetreiber einen Partner gesucht hat, der ein neues Leitungs- und damit auch ein neues Kundennetz aufbaut, hat einen simplen Grund: Nach Angaben der GmbH aus dem Landkreis Diepholz könnte die Anlage, in der Müll verfeuert wird, nämlich deutlich mehr Energie als bisher erzeugen, um sie anschließend in Wärme umzuwandeln – statt 10.000 künftig 120.000 Megawattstunden. Was rein rechnerisch für ungefähr 12.000 Wohnungen reichen würde. Früher hat das Kraftwerk die Bremer Woll-Kämmerei versorgt, heute sind einige Firmen auf dem Gelände angeschlossen. Der Betreiber hat mittlerweile begonnen, die Technik zu erneuern, damit das Klinikum und die Aufnahmestelle ans Netz gehen können. Und irgendwann noch weitere Abnehmer.

Nach eigenen Angaben investieren der Wärmeerzeuger und der Wärmelieferant jeweils siebenstellige Summen in das gemeinsame Vorhaben. Etwa 13,5 Millionen Euro sind es beim Kraftwerksbetreiber, rund zehn Millionen beim Trassenplaner – für den ersten Abschnitt. Vertriebsleiter Brandt sagt, dass die ersten Leitungen die kostspieligsten sind, weil ihr Umfang deutlich größer ist als bei allen anderen. Nach seinem Zeitplan sollen die Bauarbeiten spätesten im Frühherbst beginnen. Die Anträge an die Baubehörde, sagt er, sind seit Längerem raus. Ist das Krankenhaus angeschlossen, soll wenige Monate später die Aufnahmestelle für Flüchtlinge ans Netz genommen werden. Der Vertriebschef spricht von Frühjahr übernächsten Jahres.

Für das Klinikum kommt das neue Leitungsnetz genau zur richtigen Zeit. Laut Eduard Gallwas stand die Krankenhausleitung vor der Wahl: entweder ins eigene Blockheizkraftwerk und das Gasheizungssystem investieren, die inzwischen an die Grenzen ihre Haltbarkeit gekommen sind, oder Nahwärmekunde werden. Der Technik- und Gebäudemanager des Nordbremer Klinikums sagt, dass die Entscheidung am Ende nicht schwergefallen ist. Aus finanzieller und ökologischer Sicht. Ihm zufolge bezahlt das Klinikum nun ein Fünftel von dem, was andernfalls an Investitionen notwendig geworden wäre und die noch nicht mal den CO2-Ausstoß des Krankenhauses verringert hätten. So wie es jetzt beim Nahwärmeanschluss der Fall sein wird.

Gallwas hat es ausgerechnet: Ist das Klinikum am Netz, verringert sich die Kohlenstoffdioxid-Menge, die jährlich abgegeben wird, um fast 1700 Tonnen. Auch das Kontingent an Gas, das künftig wegfällt, ist nach seinen Worten enorm: im Schnitt 7,7 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. Ihm zufolge werden mit dem Anschluss an die Nahwärmeleitung die ersten Ziele der Klimaschutzstrategie des Landes erfüllt. Bis 2038 will Bremen den CO2-Ausstoß auf null gebracht haben. Welche Abnehmer als Nächstes ans Netz gehen, lässt Enercity-Vertriebsleiter Brandt offen. Dass es mehr werden, gilt für Geschäftsführer Manfred Schüle als ausgemacht. Im Mai kündigte er an, die Leitungen in den nächsten fünf Jahren auf eine Länge von zehn Kilometer bringen zu wollen.

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