Dennis Witthus hat schon öfter gesagt, was er vom sogenannten Zentren- und Nahversorgungskonzept der Stadt hält: nichts. Jetzt hat der Unternehmer und Vize-Vorsitzende der Interessengemeinschaft Blumenthal aktiv auch die überarbeitete Fassung des Papiers zum Schutz der Geschäftsviertel kritisiert und erklärt, warum der Plan der Behörden nicht zu einem Stadtteil am Rand von Bremen passt – und ihm im Grunde schadet statt hilft.
Der Blumenthaler Firmenchef gehörte wie die Beiratsfraktionen erst zu denen, die eine Überprüfung der Vorgaben gefordert haben, wo sich Firmen mit welchem Sortiment niederlassen dürfen und wo nicht. Jetzt zählt er wie die Parteien des Stadtteilparlaments zu den Enttäuschten, die meinen, dass die Vorgaben unterm Strich so geblieben sind, wie sie waren – und damit nicht auf Veränderungen des Handels und des Marktes reagiert wurde. Zumindest nicht so, wie es aus ihrer Sicht erforderlich gewesen wäre.
Witthus sagt, dass der Nahversorgungs- und Zentrenplan nicht die Ansiedlung von Firmen fördert, sondern verhindert: Ihm zufolge legt das Konzept nach wie vor fest, dass Läden in der Nachbarschaft von Geschäftsvierteln und -straßen nicht größer sein dürfen als 800 Quadratmeter, obwohl schon lange kein Supermarkt mehr so klein baut. Und immer noch gilt, dass bestimmte Waren ausschließlich in einem Zentrum verkauft werden dürfen, dort aber – wie in Blumenthal – keine Verkaufsflächen für diese Waren frei sind.
Der Unternehmer findet es richtig, dass eine Kommune versucht, ihren Einzelhandel vor der Konkurrenz auf der grünen Wiese zu schützen. Nur darf sie seiner Meinung nach nicht so weit gehen, am Ende dafür zu sorgen, dass spezielle Sortimente in einem Stadtteil gar nicht vorkommen – weder im Zentrum noch in der Peripherie. Witthus sagt, dass Blumenthal und Vegesack keinen Elektronikhändler haben, obwohl sich in beiden Stadtteilen Elektronikhändler ansiedeln wollen, allerdings außerhalb der Geschäftsquartiere.
Ausnahmen von der Regel
Er ist deshalb dafür, wofür auch andere sind: Dass die Behörde mehr als bisher auf die unterschiedlichen Anforderungen und Belange jedes einzelnen Stadtteils eingeht. Und dass sie auch Ausnahmen von der Regel zulässt und zuweilen Gebiete zu Sondergebieten erklärt. Wie es der Beirat für das Gelände an der Heidlerchenstraße fordert, das Gewerbebetrieben vorbehalten ist – und für einen Elektronikfachmarkt darum tabu. Auch wenn Anfragen von Betrieben gar nicht vorliegen, aber die eines Fachmarktes.
Witthus sagt, dass Blumenthal aktiv und Beirat eng zusammenarbeiten. Darum unterstützt die Interessengemeinschaft, in der rund 100 Firmen zusammengeschlossen sind, den Arbeitsauftrag des Stadtteilparlaments an die Baubehörde. Sie soll prüfen, ob ins Zentrenkonzept nachträglich mehrere Forderungen aufgenommen werden können: Zum einen wollen die Stadtteilpolitiker die Höchstmarke für Supermarktflächen heraufsetzen, zum anderen eine Sonderbehandlung des Geländes an der Heidlerchenstraße.
Im Prinzip will der Vizechef der Firmenvereinigung noch mehr. Er kritisiert, was Unternehmer für gewöhnlich nicht so häufig kritisieren: Für ihn ist in der Entwicklung mancher Bereiche des Stadtteils zu viel Markt und zu wenig Staat. Zum Beispiel in der Entwicklung des alten Ortskerns. Witthus meint, dass das Quartier nie wieder so werden kann, wie es mal war – aber dass man es auch nicht einfach aufgeben darf, nur weil eine Behörde an der Weserstrandstraße mehrere Märkte ansiedelt und sie zu Blumenthals neuer Mitte erklärt.
Anders als das Bauressort, das seine Planer angewiesen hat, sich beim Zentrenplan auf das E-Center und die umliegenden Geschäfte zu konzentrieren, sieht er nach wie vor Potenzial im Quartier nördlich des Marktplatzes. Nur, um das nutzbar zu machen, braucht es ihm zufolge Hilfe. Witthus findet es schade, dass der Senat es ablehnt, aus dem alten Ortskern ein Fördergebiet zu machen. Jetzt baut er darauf, dass die Landesregierung zu anderen Mitteln greift, um Schluss mit leeren Läden an der Mühlenstraße zu machen.
Umwandlung in Wohnhäuser
Der Unternehmer glaubt nicht, dass sich für alle ein neuer Pächter finden lässt. Er hofft aber, dass zumindest ein Teil der verwaisten Einzelhandelshäuser vom Senat in neue Wohnhäuser umgewandelt werden kann, um aus der schlechten Immobilienlage eine bessere zu machen – und die irgendwann vielleicht wieder so gut ist, dass die Mühlenstraße für neue Kaufleute interessant wird. Witthus geht von einem jahrelangen Prozess aus, so wie auch der Niedergang des alten Zentrums Jahre gedauert hat.
Dass es mit dem aufwärts gehen könnte, begründet Witthus wie viele andere: mit dem Bildungscampus für mehrere Tausend Berufsschüler auf dem Kämmerei-Gelände. Er rechnet zwar nicht mit mehr Menschen in der Mühlenstraße, bloß weil sich das Areal zu den angrenzenden Quartieren öffnen soll. Aber damit, dass das Projekt den Stadtteil für Familien und Firmen attraktiver machen wird. Die einen, meint er, suchen Schulplätze in Wohnortnähe, die anderen Auszubildende.