Was nun? Diese Frage dürfte jetzt die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde Bremen-Blumenthal umtreiben. Am Sonntag sollte über den Verkauf eines rund 5000 Quadratmeter großen Grundstücks an der Landrat-Christians-Straße abgestimmt werden, um eine drohende finanzielle Schieflage abzuwenden. Doch obwohl das Votum vom Kirchenvorstand als dringend eingestuft worden war, konnte sich die Versammlung nach Auskunft des Kirchenvorstands-Vorsitzenden, Pastor Dittmar Schütt und des Vorsitzenden der Gemeindeversammlung, Walter Reyers, nicht auf eine Abstimmung verständigen.
Dass es in der Blumenthaler Kirchengemeinde mit den Standorten Farger Straße, Himmelskamp, Wigmodistraße und Landrat-Christians-Straße heftig rumort, kam bereits vor einer Woche während eines Informationsabend im Gotteshaus an der Landrat-Christians-Straße unverblümt zur Sprache. Die finanzielle Schieflage der Gemeinde sei in den vergangenen Jahren vor allem wegen des eklatanten Rückgangs der Mitglieder immer dramatischer geworden, hieß es. Zumal aus den früher eigenständigen zwei reformierten und zwei lutherischen Gemeinden eine einzige geworden ist, die von der Bremischen Evangelischen Kirche auch nur noch finanzielle Zuwendungen für eine erhält.
Als Rettungsanker soll deshalb der Verkauf des Grundstücks auf dem Kirchenareal gegenüber dem Blumenthaler Amtsgericht für rund eine Million Euro dienen, auf dem das nordbremische Unternehmen M-Projekt eine Kindertagesstätte errichten will. Unternehmenschef Olaf Mosel möchte dort im Frühjahr 2024 mit den Bauarbeiten beginnen, wie er auf Anfrage betonte.
Das Zeitfenster werde also immer kleiner, sagt der Versammlungsvorsitzende der Blumenthaler Kirchengemeinde, Walter Reyers, der am Sonntagnachmittag den knapp 200 Gemeindemitgliedern im Saal der Himmelsgemeinde in Lüssum ebenso wie Pastor Dittmar Schütt noch einmal dringend nahelegte, ein Votum abzugeben. Ohne das der Immobilienverkauf nicht über die Bühne gehen könne.
Doch eine Abstimmung, so Reyers, sei durch immer neue Anträge und Wortbeiträge geradezu torpediert worden. Vor allem inszeniert von einer Protestgruppe aus den reformierten Gemeinden, die bestimmen wolle, wie der Erlös des Grundstücksverkaufs verwendet werde und die "wenig christlich" aufgetreten sei. Nach knapp dreistündiger teilweise turbulenter Debatte, in der auch die hochsommerlichen Temperaturen die Gemüter erhitzte, stellte Reyers schließlich den Antrag, die Versammlung zu beenden. So geschah es.
„Damit haben wir als Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde kein Ergebnis und können auch keinen Auftrag erteilen, das Grundstück zu verkaufen“, lautet die Schlussfolgerung von Dittmar Schütt. Er hat für den 5. Juli eine Sitzung des Kirchenvorstands anberaumt, um einen Ausweg aus der verfahrenen Situation zu finden. Der nach seinen Worten so aussehen könnte: „25 Gemeindemitglieder beantragen die Einberufung einer erneuten Gemeindeversammlung, um noch einmal zu versuchen, über den Immobilienverkauf zu entscheiden.“ Walter Reyers erwartet darüber hinaus mehr Unterstützung von der Bremischen Evangelischen Kirche, die bislang ziemlich zurückhaltend agiert habe.