In der Evangelischen Kirchengemeinde Bremen-Blumenthal hängt der Haussegen schief. Die finanziellen Probleme sind so groß, dass wohl an dem Verkauf von Grundstücken und Gebäuden kein Weg mehr vorbei führt. Das jedenfalls ist am Dienstagabend während einer Informationsveranstaltung des Kirchenvorstands im Gotteshaus an der Landrat-Christians-Straße deutlich geworden.
Die finanzielle Schieflage der Kirchengemeinde mit den Standorten Farger Straße, Himmelskamp, Wigmodistraße und Landrat-Christians-Straße ist in den vergangenen Jahren immer dramatischer geworden. Doch jetzt lägen die Fakten auf dem Tisch und es sei Zeit zu handeln, mahnte der Kirchenvorstands-Vorsitzende Pastor Dittmar Schütt vor rund 80 Gemeindemitgliedern, die sich in der Kirche eingefunden hatten, um die unmissverständliche Hiobsbotschaft zu vernehmen. Die Entscheidungen, die jetzt unumgänglichen seien, machten keine Freude, sagten auch Vertreter der Bremischen Evangelischen Kirche und meinten damit vor allem den Verkauf von Immobilien.
Eine zentrale Rolle spielt dabei das Areal an der Landrat-Christians-Straße, das von dem viertgrößten Gotteshaus in der Hansestadt dominiert wird. Nach den den Informationen von Pastor Dittmar Schütt sowie dem Gemeindeversammlungsvorsitzenden Walter Reyers will das Nordbremer Unternehmen M-Projekt auf einer rund 5000 Quadratmeter großen Fläche eine Kindertagesstätte bauen. Dem das neue und das alte Pastorenhaus sowie das Gemeindehaus weichen müssten. Der Kirchenvorstand rechnet mit einem Verkaufserlös von rund einer Million Euro.
Was aber wird dann mit dem in den Jahren 1877 bis 1879 errichteten neogotischen Sakralbau, der unter Denkmalschutz steht und dessen Außen- und Innenrenovierung nach Schätzung von Walter Reyers allein rund vier Millionen Euro kosten dürfte? Für Dittmar Schütt eine heikle Frage, wie er während er Informationsveranstaltung nicht verhehlte. Die aber am Dienstagabend nicht beantwortet wurde.

Es gebe bislang kein klares Konzept, weder für die Zukunft der vier Gemeinde-Standorte noch für die Kita-Projekte, kritisierte Pastor Ulrich Klein. Ebenso wie andere Rednerinnen und Redner stufte er die für kommenden Sonntag am Standort Himmelskamp in Bockhorn auf einer außerordentlichen Gemeindeversammlung geplante Abstimmung über den Grundstücksverkauf als verfrüht ein.
Es sollten Fakten geschaffen werden, obwohl nichts zu Ende gedacht sei, lautete ein weiterer Kritikpunkt. Zu meinen, dass sich nach dem Grundstücksverkauf schon alles zum Guten wende, sei aber zu gutgläubig. Umstritten ist schließlich auch, wo die Evangelische Kirchengemeinde Blumenthal künftig beheimatet ist, wenn drei der bisherigen vier Standorte mit Kirchen und Gemeindehäusern aufgegeben worden sind. Als Favoriten werden momentan die Wigmodistraße und die Landrat-Christians-Straße gehandelt.
Die Kirchengemeinde Bremen-Blumenthal ist nicht nur nach Ansicht des Kirchenvorstands-Vorsitzenden Dittmar Schütt sowie der Bremischen Evangelischen Kirche in schweres Fahrwasser geraten. Doch obwohl die Zeit für einschneidende Entscheidungen dränge, wie während der Informationsveranstaltung wiederholt gemahnt wurde, steht hinter der für Sonntag in einer außerordentlichen Gemeindeversammlung geplanten Abstimmung über den Grundstücksverkauf an der Landrat-Christians-Straße ein dickes Fragezeichen. Diese Einschätzung teilten jedenfalls am Dienstagabend etliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Informationsveranstaltung. Mit ihren Bedenken beschäftigte sich der Kirchenvorstand auch noch einmal am Mittwochabend, um darüber zu befinden, ob der Tagungsordnungspunkt „Grundstücksverkauf“ gestrichen werden soll. Ein Ergebnis lag bis Redaktionsschluss noch nicht vor.