Gleich mehreren Eltern aus Farge-Rekum bereitet die Betreuung ihrer Kinder am Nachmittag große Sorgen. Das Problem: In den beiden Blumenthaler Ortsteilen gibt es zu wenig Hortplätze. Um daran etwas zu ändern, haben sich die Familien nun an den Petitionsausschuss der Bremischen Bürgerschaft gewandt. Einen Mangel an Hortplätzen gibt es aber nicht nur in den nördlichsten Quartieren der Hansestadt.
Jahr für Jahr müssten Eltern in Farge-Rekum bangen, ob sie für ihren Nachwuchs einen Betreuungsplatz nach Schulschluss bekommen, schreiben die Familien in ihrer Petition. Im Falle eines negativen Bescheides gebe es jedoch nur wenige Alternativen. "Denn eine Umkreissuche fällt im nördlichsten Teil Bremens leider weg und die lang angedachte Ganztagsschule gibt es immer noch nicht", heißt es in der Eingabe. Zwar könnten die Mütter und Väter weniger Arbeiten, um sich um ihre Kinder zu kümmern. Doch das würde zwangsläufig bedeuten, dass sie auch weniger verdienen würden. Zudem stelle sich die Frage, ob der Arbeitgeber einer Stundenkürzung überhaupt zustimmt. "Oft sind es zudem immer noch die Mütter, die ihre Arbeitszeit in diesen Fällen wieder kürzen müssen, beruflich zurückstecken, weil der Spagat zwischen Beruf und Familie nicht vereinbar ist", schreiben die Eltern.
Außerdem sei zu befürchten, dass Kinder bereits im Grundschulalter den Nachmittag allein zu Hause verbringen müssen. Um das zu verhindern, fordern die Familien unter anderem mehr Hortplätze in Rekum sowie eine zweite Gruppe in Farge. Darüber hinaus sprechen sich die Mütter und Väter für kurzfristige Lösungen wie etwa Teilzeitplätze und einen betreuten Mittagstisch aus.
Dass es zu wenig Hortplätze in Farge-Rekum gibt, bestätigt Patricia Brandt. Allerdings kommt die Sprecherin von Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD) auf deutlich weniger Mädchen und Jungen, die in diesem Schuljahr eine Absage bekommen haben. Während sie von vier Kindern spricht, sprechen die Petenten von 17. Im Januar hatten Sozialarbeiterinnen aus Farge beklagt, dass 30 Plätze fehlen. Für das kommende Schuljahr rechnet die Behörde mit deutlich mehr Absagen als in diesem. Nach den Zahlen der Behörde fehlen für Farge-Rekum – Stand jetzt – 37 Plätze. "Für diese Kinder wird nach einer Lösung gesucht", sagt Brandt.
Dabei berücksichtigt das Ressort auch die Vorschläge der Eltern. "Wir sind gerade dabei, mit allen Beteiligten abzustimmen, was zum Sommer 2024 an Nachmittagsbetreuung möglich ist, um die Elternbedarfe abzudecken", erklärt Brandt. "Aktuell wird geprüft, wie Finanzierungs-, Raum- und Personalfragen gelöst werden können." Wie viele Hortplätze dadurch zusätzlich entstehen können, werde gerade ermittelt. Gleiches gelte für die von den Eltern geforderten kurzfristigen Lösungen.
Brandt zufolge gibt es aktuell 40 Hortplätze in den beiden Ortsteilen. Angeboten werden sie vom Kinder- und Familienzentrum Farge-Rekum. Die Betreuung findet allerdings in den Räumen der Grundschulen in Farge sowie in Rekum statt. Je Einrichtung gibt es jeweils 20 Hortplätze. "Versorgt werden hier nicht nur Kinder von berufstätigen Eltern, sondern vor allem auch Kinder, bei denen das Amt für Soziale Dienste eine Betreuung am Nachmittag für notwendig hält und deshalb eine Bescheinigung 'Hilfen zur Erziehung' erteilt hat", so die Behördensprecherin.
Zu wenig Hortplätze gibt es aber nicht nur in Farge-Rekum. Für den gesamten Bremer Norden kommt die Behörde auf 583 Betreuungsmöglichkeiten für Grundschulkinder. 240 davon befinden sich in Vegesack, 203 in Blumenthal und 140 in Burglesum. "Nicht versorgt werden konnten im Schuljahr 2023/24 in Vegesack 86 Kinder, in Blumenthal 37 und in Burglesum 23 Kinder", sagt Brandt. Deutlich mehr Familien dürften nach den Sommerferien ohne Betreuungsplatz dastehen. Stand jetzt fehlen der Behörde zufolge 172 Plätze in Vegesack, 117 in Blumenthal sowie 48 in Burglesum. Das Ressort suche aktuell nach Lösungen, wie weitere Betreuungsmöglichkeiten im Bremer Norden geschaffen werden können. Zeitgleich betont sie aber, dass es keinen Rechtsanspruch auf einen Hortplatz gibt.