Denkort, Mahnmal, Ausstellungsstätte – und Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Farge. Seit Kurzem hat der Bunker Valentin, der seit dem Auszug der Bundeswehr eine Gedenkstätte ist, eine zusätzliche, wichtige Funktion. Dazu kam es, weil ab der kommenden Woche das alte Gerätehaus an der Farger Straße abgerissen und dann an selber Stelle ein neues gebaut wird. Die Feuerwehrleute samt ihren Einsatzfahrzeugen und Geräten benötigten deshalb dringend eine vorübergehende Bleibe.
Mit der Freiwilligen Feuerwehr Seehausen ist die Farger Feuerwehr die einzige in Bremen, die mit einer eigens geschulten Ersthelfergruppe bei Notfällen noch vor dem Rettungsdienst vor Ort sein kann. Das ist insbesondere in den Randbezirken Bremens wichtig, denn in ländlichen Gebieten gibt es bei Einsätzen längere Anfahrtszeiten. „Das ist auch der Grund, warum man uns nicht vorübergehend vom Dienst abmelden kann und wir dringend einen neuen vorübergehenden Standort benötigten. Deshalb sind wir in den Bunker umgezogen“, erläutert Leif Köbernik, Beauftragter für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Freiwilligen Feuerwehr Farge.
Die „Ersthelfer vor Ort“ zur Verstärkung des Rettungsdienstes sind auch Teil des aktuellen „Strukturkonzepts für die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehren in der Stadtgemeinde Bremen“, das Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) im Oktober 2018 vorgestellt hatte. „In den Ortsteilen Farge-Rekum und Seehausen verkürzen sie effektiv das therapiefreie Intervall bei Patienten mit Notarztindikation“, heißt es in dem Strukturkonzept. Leif Köbernik erläutert: „Während der Bauzeit finden die Dienstveranstaltungen, sowohl für die Einsatzabteilung als auch für die Jugendfeuerwehr, überwiegend im Bunker Valentin statt. Von hier aus werden auch alle Einsätze bedient, sodass auch während der Bauzeit die Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr Farge sichergestellt ist.“
Nachdem die Mitglieder der Farger Feuerwehr jahrelang auf den Bau eines neuen Gerätehauses gewartet haben, geht es nun also endlich voran. Das alte Gebäude entsprach längst nicht mehr den modernen Anforderungen, es gab keine getrennten Umkleiden, das Haus war nicht auf Computertechnik ausgelegt und die Fahrzeuge mussten beim Ein- und Ausparken zentimetergenau rangiert werden. „Bereits seit 1976 ist bekannt, dass das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Farge nicht mehr den Anforderungen genügt und zu ersetzen ist. Doch zu der ab dem Jahre 1977 geplanten Umsetzung der bereits damals geplanten Neubaumaßnahme kam es seinerzeit nicht“, erläutert Leif Köbernik.
Erst infolge des ersten, im Jahr 2011 erstellten „Strukturkonzepts der Freiwilligen Feuerwehren“ wurden die Planungen für einen Neubau wieder aufgenommen. Im Januar und Februar dieses Jahres gingen die Vorbereitungen auf dem Grundstück mit Baumfällarbeiten schließlich los. Zwischen den Monaten März und Juni haben die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Farge dann das alte Gerätehaus geräumt und den Standort im Bunker Valentin hergerichtet.
Mitte Juni wurde die Baustelle eingerichtet; außerdem wurde mit der Schadstoffsanierung des alten Gerätehauses begonnen. Köbernik: „Diese Tätigkeiten werden bis Ende der ersten Juliwoche abgeschlossen sein, sodass anschließend der eigentliche Abriss erfolgen kann. Für August und September sind die erforderlichen Erd- und Kanalarbeiten geplant, ab Ende September wird mit den Betonarbeiten für die Sohle begonnen.“
Da sich bislang alle Arbeiten zeitlich im Plan befinden, so Köbernik, könne derzeit davon ausgegangen werden, dass das neue Gebäude Ende 2020 fertiggestellt wird und dann bezogen werden kann. Diesen Termin nennt auch Michael Richartz, Sprecher der Feuerwehr Bremen: „Die Baustromanschlüsse liegen, in Kürze ist Baustart, die Fertigstellung ist für Ende 2020 vorgesehen.“ Während es bei diesem Projekt vorangeht, hat sich bei einem anderen, das ebenfalls Teil des neuen Strukturkonzept für die Freiwilligen Feuerwehren ist, seit der Vorstellung vor acht Monaten nicht viel bewegt.
Mit dem Aufbau einer „Schwerpunktwehr West“ kündigte der Innensenator eine bedeutende Veränderung für Bremen-Nord an. Für diese neue Schwerpunktwehr sollen die Freiwilligen Feuerwehren Gramkermoor, Burgdamm und Lesumbrok zusammengelegt werden. Passiert ist seither allerdings nicht viel. „Wir sind da noch nicht viel weiter, weil der Neubau eine Menge Geld kosten wird“, sagte Michael Richartz, Sprecher der Feuerwehr Bremen, auf Nachfrage. „Die Haushaltsmittel fehlen noch.“
Anbau für Gerätehaus
Die Innenbehörde geht nach Angaben von Sprecherin Rose Gerdts-Schiffler von einem Kostenvolumen „in Höhe eines mittleren einstelligen Millionenbetrages“ für den Neubau eines Gerätehauses für die Schwerpunktwehr aus. Das Strukturkonzept sieht nach der Fertigstellung des neuen Gerätehauses für die Freiwillige Feuerwehr Farge zunächst einen Anbau für das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Blockland vor.
„Der Neubau für eine Schwerpunktwehr West folgt daran anschließend“, so Gerdts-Schiffler. Angestrebt werde, dass die Mittel in der kommenden Legislaturperiode bereitgestellt werden. Laut Michael Richartz soll sich die Gestaltung des neuen Gebäudes am Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Lehesterdeich orientieren, das 2016 eingeweiht wurde.
Wo genau die neue Schwerpunktwehr angesiedelt werden soll, steht noch nicht fest. In Feuerwehrkreisen ist der Standort Gewerbegebiet Steindamm in Burgdamm im Gespräch. Dazu sagt die Sprecherin der Innenbehörde: „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es noch keine konkreten Pläne – das Gewerbegebiet Steindamm wäre sicherlich interessant.“
Drei Schwerpunktwehren gibt es insgesamt in Bremen bereits: in Blumenthal, in der Neustadt und am Lehesterdeich. Schwerpunktwehren müssen personell und technisch so ausgestattet sein, dass sie auch tagsüber innerhalb von zehn Minuten ausrücken, Sonderaufgaben wie beispielsweise Gefahrguttransporte übernehmen und die Berufsfeuerwehr bei ihren Einsätzen unterstützen und entlasten können.
Eine Schwerpunktwehr muss zudem über eine Mindeststärke von 40 ehrenamtlichen Einsatzkräften verfügen, Tag und Nacht einsatzfähig sein, einen modernen und für die Sonderaufgaben geeigneten Fuhrpark verfügen. Die Freiwillige Feuerwehr Grambkermoor mit Sitz Am Burger See in Grambke hat aktuell 21 aktive Mitglieder. Die Freiwillige Feuerwehr Lesumbrok, deren Gerätehaus an der Lesumbroker Landstraße 152 steht, hat 16 aktive Feuerwehrleute. Die Wehr in Burgdamm am Burgdammer Ring 68 ist mit 33 aktiven Mitgliedern und einer Jugendfeuerwehr mit 20 Aktiven die Größte unter den drei Wehren, die zu einer Einheit zusammengelegt werden sollen.
Bei der Bekanntgabe der Pläne hatte Innensenator Mäurer betont, die drei Wehren hätten selbst diesen Vorschlag gemacht. Bis es soweit ist, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Rose Gerdts-Schiffler betont: „Eine formelle Zusammenlegung der drei Wehren Burgdamm, Grambkermoor und Lesumbrok ist erst mit der Inbetriebnahme des neuen Gerätehauses beabsichtigt. Bis dahin muss auch ein von allen akzeptierter Name gefunden sein.“ Schwerpunktwehr „West“ sei nur ein Arbeitsbegriff.
Eine komplizierte Angelegenheit
Lediglich mit einem Satz erwähnt wird im Strukturkonzept des Bremer Innenressorts die Notwendigkeit, die Fassade des Gerätehauses der Freiwilligen Feuerwehr Vegesack an der Weserstraße zu sanieren. „Die Sache ist ziemlich kompliziert, weil die Fassade unter Denkmalschutz steht“, erläutert Michael Richartz. Das Gerätehaus befindet sich in der ehemaligen Remise der Villa Fritze und gehört zusammen mit ihr und dem Teehaus an der Weserstraße zu einer Denkmalgruppe. „An der Fassade sind Holzarbeiten notwendig“, erläutert Peter Schulz, Sprecher der Liegenschaftsverwaltung Immobilien Bremen (IB). Auch die Fenster müssen laut Schulz erneuert und der Brandschutz des Hauses auf den aktuellen Stand gebracht werden. Nach einer erneuten Untersuchung des Gebäudes werde als Nächstes ein Sanierungsvorschlag erarbeitet, kündigt der IB-Sprecher an.