Ob Großbrand auf der Lürssen-Werft oder Hochwasser der Elbe, Retter, Feuerwehrleute und Katastrophenhelfer brauchen Verpflegung. Seit 2017 gibt es bei der Feuerwehr Bremen ein Verpflegungskonzept, damit Menschen, die sich stundenlang flammender Hitze aussetzen oder bei Katastrophen Leben retten mit Essen und Trinken gut versorgt sind.
Die Freiwillige Feuerwehr Neustadt ist für Bremen Verpflegungsstützpunkt. Mathias Schulz, Leiter des Teams, und sein Vertreter Jörg Sager sind das Kernteam der neunköpfigen Abteilung Verpflegung. Die Abteilung gehört dem 63-köpfigen Team der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt an. „2018 hatten wir acht Einsätze, 2019 bereits vier“, verrät Mathias Schulz. 2019 brannte eine Jacht im Hafen, mehrere Gartenlauben gingen gleichzeitig in Flammen auf, und auch das Späne-Lager eines Holzverarbeiters war in Brand geraten und schwierig zu kontrollieren. Immer wenn ein Rettungseinsatz so umfangreich oder andauernd ist, dass Verpflegung gebraucht wird, fordert der Einsatzleiter die Verpflegungsunterstützung an.
Liegt der Einsatz außerhalb der Stadt Bremen, etwa in Bremerhaven oder Niedersachsen, wird geprüft, ob die Versorgung für Bremen gewährleistet bleibt. Nur unter der Voraussetzung wird der Hilfeeinsatz angenommen oder angeboten. Drei weitere Feuerwehren Bremens können das Verpflegungsteam der Neustadt mit ihren Küchen unterstützen. Ausgerüstet ist der Versorgungspunkt für alle erdenklichen Fälle. Der Küchenwagen steht ständig an Druckluft und Strom angeschlossen in der Halle bereit, damit er jederzeit losfahren kann. Dort ist auch eine komplette Küche mit Kühl- und Tiefkühlraum, mit Konvektomat, der leicht 100 Frikadellen gleichzeitig braten kann, ein zweiter kleinerer Konvektomat ist im Einsatzwagen installiert, mit Kaffeemaschine, die zweihundert Tassen binnen Minuten fertig brüht, mit Warmhalte- und Suppenschüsseln in Mannschaftsstärke. Doch wichtiger können Getränke werden. Wenn die Rettungskräfte in voller Montur einen kräftezehrenden Einsatz haben, ist es wichtig, den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Ob Kaltgetränke, Tee oder Kaffee, 250 Rettungskräfte können jederzeit versorgt werden, so groß sind die Vorräte. Mathias Schulz, der seit 1986 der Freiwilligen Feuerwehr angehört, sagt: „Wir haben Abmachungen und können für Noteinsätze bei Bremer Großhändlern jederzeit Getränke und Lebensmittel einkaufen, auch wenn die offiziell geschlossen haben“.
Herausforderung Landeszeltlager
Eine Herausforderung, der sich das Verpflegungsteam Neustadt gewachsen fühlt, kommt mit dem Landeszeltlager der Jugendfeuerwehren im Juni auf sie zu. Etwa 700 Personen müssen eine Woche lang versorgt werden, von Frühstück über Mittag bis Abendbrot inklusive der Snacks für zwischendurch und Obst. „Etwa 50 Helfer der Freiwilligen Feuerwehr werden im Einsatz sein,“ schätzt Mathias Schulz. 10 000 Brötchen und 2500 Liter Milch sind geordert. Während Tausende Brötchen vor Ort zum Frühstück ausgegeben werden, kocht ein anders Team bereits das Mittagessen in der stationären Küche der Halle und wird vom Team für das Abendbrot abgelöst. Allerdings: „Wir brauchen nicht abzuwaschen“, freut sich Mathias Schulz, denn die Jugendfeuerwehren bringen eigenes Geschirr mit und halten es auch sauber. Im Katastrophenfall könnte das Team Versorgung seinen Anhänger mit Geschirr für eintausend Personen anhängen oder auch den neuen Gulasch-Wagen, der zeitgemäß gleich vier getrennte warme Mahlzeiten in 120 Liter Mengen bieten kann mit Fleisch, vegetarisch und Suppe.
„Wir treffen uns alle zwei Wochen für vier Stunden und bilden zusätzlich an Sonntagen aus. Jeder Handgriff muss sitzen“, sagt Schulz über sein Team Verpflegung, das immer durch Helfer der Freiwilligen Feuerwehr ergänzt werden kann. Zum Team Verpflegung gehört Karl-Heinz Hustedt, der seit 52 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr ist und aktiv in der Küche wirkt, auch für die regelmäßigen Treffen der Feuerwehrleute.
Von außen ist der Verpflegungswagen ein Feuerwehrauto. Innen glänzt sauberer Nirosta-Stahl. Kühlschränke voller Getränke, ein Fach Schokoriegel als schnelle Energiespender, Konvektomat und Kaffeemaschine, vor den Koch- und Spülstellen eine Ablaufrinne für flüssig Übergeschwapptes und wichtig, betont Schulz, ein großer Vorrat an zusammengefalteten Waschplätzen. „Hygiene ist sehr wichtig, wenn die Kollegen aus dem Feuer oder von einer Rettung zum Essen kommen“, betont Mathias Schulz.