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Nordbremer Millionenprojekt Hochwasserschutz in Blumenthal: Vorhaben verzögert sich erneut

Im Vorjahr hieß es, dass die Arbeiten am Blumenthaler Hochwasserschutz in diesem Jahr fertig werden. Jetzt gibt es einen neuen Termin für das Ende des teuersten Projektes des Deichverbandes im Bremer Norden.
18.07.2024, 18:00 Uhr
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Hochwasserschutz in Blumenthal: Vorhaben verzögert sich erneut
Von Christian Weth

Erst wurde die Strecke zwischen Deichschart und Bahrsplate zur Großbaustelle, jetzt arbeiten die Hochwasserschützer mit schwerem Gerät auf der anderen Seite: zwischen Deichschart und dem Autoterminal von Egerland. Kräne und Betonmischer stehen an diesem Mittwochmorgen beim Siel- und Schöpfwerk, das den Ablauf der Blumenthaler Aue in die Weser regelt. Seine Mauer ist – wie zuvor die Spundwand – so erhöht worden, wie es der Generalplan Küstenschutz vorgeschrieben hat. Jetzt geht es um die Betonsohle dahinter, die neu gemacht werden muss. Was nur zu bestimmten Zeiten geht. Und den Zeitplan des teuersten Projektes des Deichverbandes im Bremer Norden ein weiteres Mal durcheinanderbringt.

An diesem Vormittag ist der Pegel so hoch, dass Wasser über die provisorische Spundwand gelaufen ist, die den Sohlenbereich wie ein rechteckiges Schwimmbecken von der Weserseite her abschirmt. Arbeiter blicken in braunes Brackwasser. Gearbeitet wird trotzdem. Muss. Taucher werden eingesetzt, um den Beton am Grund an die richtigen Stellen zu bringen – und zu überprüfen, ob er auch dortbleibt, wo er hinsoll. Die Abläufe sind so ähnlich wie im April, als Schäden an den Fähranlegern in Farge und Berne unter Wasser repariert werden mussten. Und deshalb genauso aufwendig. Projektleiterin Nicole Raming spricht von Monaten, die am Siel- und Schöpfwerk nahe dem Kämmerei-Quartier gearbeitet wird. Und davon, dass es im nächsten Jahr weitergeht, weil nicht alles in der sturmflutfreien Zeit erledigt werden kann.

Weil auf die Blumenthaler Schutzwand noch mal 75 Zentimeter draufkamen, muss auch der stählerne Steg an der Flussseite des Siel- und Schöpfwerks erhöht werden – und mit ihm Infrastruktur wie Stromleitungen. Raming sagt, dass die Konstruktion gebraucht wird, damit Arbeiter die Mauern überprüfen und sie von außen zu den Ausgängen des Siel- und Schöpfwerks gelangen können. Die Anlage sorgt dafür, dass einerseits kein Weserwasser in die Blumenthaler Aue fließt. Und andererseits, dass das Wasser des Baches bei Bedarf in den Fluss abgeleitet werden kann, damit Gebiete landeinwärts nicht volllaufen. Nicht zuletzt das Terrain rund um Burg Blomendal, wo die Aue bei Starkregen immer mal wieder für Land unter gesorgt hat, sodass für diesen Bereich inzwischen besondere Vorsorge getroffen wurde.

Auch fürs Arbeiten jenseits der Spundwände gelten vorbeugende Regeln. Zum Schutz der Hochwasserschützer ist im Oktober, wenn die Sturmflutsaison beginnt, zwangsweise Schluss. Mit der Folge, dass sie im Fall des Siel- und Schöpfwerks laut Projektchefin Raming 2024 nicht fertig werden – und die Steinsetzer mit dem Pflastern der geplanten Promenade beim Kämmerei-Quartier gar nicht erst beginnen. Dabei sollte im Herbst die Strecke für Fußgänger und Radfahrer freigegeben werden. Das hat die Planerin des Deichverbandes noch im vergangenen Jahr gehofft. Mittlerweile nennt sie einen neuen Termin: 2025. Damit liegt das Großprojekt, Stand jetzt, ein Jahr und neun Monate hinter dem ursprünglichen Zeitplan. Im Oktober 2020 ist es den Blumenthaler Beiratsfraktionen erstmals vorgestellt worden.

Dass es nicht so schnell geht wie gedacht, hat sich schon vor Längerem abgezeichnet. Die Gründe dafür füllen mehrere Aktenordner. Raming hat dokumentiert, was auf der Baustelle alles dazwischengekommen ist. Im Vorjahr zeigte sie Fotos von Rohren, die im Weg waren. Von Pfählen sowie Betonbrocken. Und von einer Grube, die nahe der Wasserkante ausgehoben werden musste – so breit und tief, dass ein kleines Haus darin Platz gehabt hätte. Raming zufolge war klar, dass man auf Hindernisse stoßen wird, weil der Baustellengrund mal Industriegrund war. Aber so viele Schwierigkeiten, wie es sie am Ende gab, hatten nach ihren Worten nicht mal die wochenlangen Probebohrungen erahnen lassen. Auch zwischendurch ist das Gelände immer wieder untersucht worden.

Das und die Preissteigerungen beim Stahl seit Beginn des Ukraine-Krieges haben die teuerste Hochwasserschutz-Baustelle im Bremer Norden noch einmal teurer werden lassen. Aus dem 19-Millionen-Projekt ist im Vorjahr ein 27-Millionen-Vorhaben geworden. Ob sich die Summe in der Zwischenzeit abermals erhöht hat, kann Raming im Moment nicht sagen: Die Kalkulation läuft noch.

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