Herr Schmidt, im Mai 2022 haben Sie und andere Bundestagsabgeordnete mitgeteilt, dass Berlin zehn Millionen Euro für das geplante Blumenthaler Hallenbad geben wird. Wann kommt denn nun das Geld?
Uwe Schmidt: Das Geld ist beim Bundesbauministerium im Bearbeitungsstatus. Es gab auf Bundes- und Länderebene noch Klärungsbedarf, was den Zuwendungsbescheid angeht. Ich habe mehrere Gespräche mit dem Bremer Finanzsenator geführt und ihm gesagt, dass das Verfahren schneller gehen muss. Demnächst wird es noch einen Vor-Ort-Termin mit Entscheidern des Ministeriums geben.
Was gibt es denn nach dem Brand der denkmalgeschützten Fliegerhalle im Kämmerei-Quartier, die zum Schwimmbad werden sollte, noch zu besichtigen?
Das Industriegrundstück und das, was von der Halle nach dem Feuer im vergangenen Sommer noch übrig geblieben ist.
Wann ist denn der Termin?
Das ist noch in der Abstimmung. In dieser Woche hat es ein Gespräch zwischen dem Staatssekretär im Bundesbauministerium und den Badplanern gegeben.
Und wann kann der Millionen-Zuschuss nun abgerufen werden?
Ich gehe davon aus, dass die Planungsmittel in den nächsten Monaten abrufbar sind und noch in diesem Jahr der Baustart sein wird.

Das Bad als Computergrafik: Jahrelang wurde daran gearbeitet, aus der Fliegerhalle eine Schwimmhalle zu machen.
Es hieß schon häufiger, dass die Freigabe des Geldes bald kommt. Was macht Sie so optimistisch, dass es diesmal klappt?
Dass es bei den Planungen nur noch um Details geht. Und die Stadt inzwischen verstanden hat, dass sie dieses Bad braucht, weil so viele andere Bremer Schwimmhallen abgängig oder sanierungsbedürftig sind.
Und warum hat nun alles so lange gedauert?
In der Regel liegt es nicht am Geld und nicht an der Gesetzgebung. Es liegt meist an einzelnen Personen.
Wen meinen Sie?
Es hat mich schon sehr überrascht, dass ein Denkmalpfleger innerhalb einer Woche, ohne Einzelheiten zur Brandursache oder zur Bezuschussung abzuwarten, den Denkmalschutz für die Fliegerhalle aufhebt. Auch hat es immer wieder Bedenkenträger in Bremer Behörden gegeben, die gemeint haben zu wissen, was geht und was nicht.
Die Nachricht, dass der Bund einen Millionen-Zuschuss fürs Bad genehmigt hat, ist jetzt fast drei Jahre her. Wie viele Projekte sind Ihnen bisher untergekommen, bei denen sich die Förderung so lange hingezogen hat?
Viele. Das Blumenthaler Vorhaben ist keine Ausnahme, wenn es um die Länge des Verfahrens geht.

Das denkmalgeschützte Gebäude von innen: Die Planer wollten zwei Schwimmbecken einbauen lassen, ein großes und ein kleines.
Und bei wie vielen Vorhaben ist es so wie bei diesem, dass die Projektentwickler keine Profis sind, sondern Privatleute, die machen wollen, was eigentlich die öffentliche Hand machen müsste, zum Beispiel ein Bad bauen?
Das kommt häufiger vor als manche glauben. Eigentlich gibt es ähnliche Projekte in allen Nordbremer Stadtteilen. Nehmen wir zum Beispiel Vegesack und den Museumshafen, in dem Schiffe liegen, die von Vereinen und Privatleuten instand gehalten werden und die dafür Fördermittel brauchen, auch vom Bund.
Was schlagen Sie vor, damit die Behörden bei solchen Vorhaben mehr Tempo machen, damit privates Engagement nicht irgendwann aufhört?
Vereine, Privatpersonen und Initiativen können in der Regel gar nicht einschätzen, was auf sie zukommt, wenn sie Bundesmittel beantragen. Vieles ist viel zu umständlich und zu kompliziert. Da müssen wir ran: Die Landesverwaltung muss die Bundesprogramme, die in Berlin beschlossen werden, administrieren und nicht mit Bürokratie überfrachten.
Das Planungsteam des Blumenthaler Bades hat seit der Zusage der Millionen vom Bund immer wieder neue Anforderungen erfüllen müssen. Wie oft ist es vorgekommen, dass Sie ihm sagen mussten, jetzt nicht aufzustecken?
Ich bin mit dem Team im ständigen Kontakt. Wir tauschen uns regelmäßig über den Sachstand aus und sprechen über nächste Schritte und darüber, was getan werden muss, wenn Probleme auftreten. So gesehen, gibt es immer einen Blick nach vorne und ein lösungsorientiertes Vorgehen.
Was haben Sie den Planern gesagt, als die Fliegerhalle abgebrannt ist?
Ich habe ihnen gesagt, dass das, was von der Halle noch übrig geblieben ist, für mich noch schützenswert ist. Dass es nicht nur um ein denkmalgeschütztes Gebäude geht, sondern auch um ein denkmalgeschütztes Gelände. Und dass ich von Bremen erwarte, dass das vom Feuer zerstörte Ensemble wieder hergestellt wird. Aus meiner Sicht ist der Stadt mit dem sofort angeordneten Abriss ein Vermögensschaden entstanden.

Rechnet damit, dass die Fliegerhalle im Kämmerei-Quartier teilweise rekonstruiert wird: SPD-Bundestagsabgeordneter Uwe Schmidt.
Und was folgt nun?
Ich gehe davon aus, dass die Halle zumindest in Teilen wieder aufgebaut wird. Für mich existiert das Denkmal noch. Die Bodenplatte ist vorhanden, auch viele Fassadensteine sind erhalten geblieben. Unterm Strich lässt sich die Fliegerhalle so weit rekonstruieren, dass sie ihre Funktion als Denkmal nachkommen kann. Darum ist auch im Haushaltsausschuss entschieden worden, den Zuschuss von zehn auf 15 Millionen Euro zu erhöhen.
Und Sie glauben tatsächlich, dass das dem Denkmalamt genügt?
Auch das Kolosseum in Rom ist kein kompletter Bau...
Aber vom Kolosseum steht noch vieles, von der Fliegerhalle inzwischen nichts mehr.
In der Architektur wird immer wieder Neues mit Altem verbunden, um daran zu erinnern, was mal war.
Als die Fliegerhalle noch stand, war von einer Bauzeit fürs Bad von neun Monaten die Rede. Wie lange, glauben Sie, wird dann ein kompletter Neubau mit alten Materialien inklusive Becken-Einbau dauern?
Mit Prognosen halte ich mich zurück. Deshalb sage ich es mal so: Ich denke, dass Mitte nächsten Jahres einiges zu sehen sein wird.