Erst haben Spezialisten der Kriminalpolizei ermittelt, dann wurde ein externes Sachverständigenbüro eingeschaltet – trotzdem kann nicht sicher gesagt werden, warum die Fliegerhalle in Flammen aufgegangen ist. Jedenfalls nicht hundertprozentig sicher. Bei der Staatsanwaltschaft hat sich stattdessen ein Verdacht erhärtet: Sie geht im Fall des Feuers, das Ende Juni den denkmalgeschützten Industriebau im Blumenthaler Kämmerei-Quartier zerstört hat, von Brandstiftung aus. Ihr zufolge sprechen dafür mehrere Indizien.
Die ersten Ergebnisse der Sachverständigen stützten sich auf Berichte von Feuerwehrleuten und Fotos, die nach den Löscharbeiten gemacht wurden – ins Trümmerfeld konnten sie dagegen nicht so schnell. Wegen der Hitze, die bei dem Feuer so groß war, dass sich Stahlträger verformten. Und weil Mauern einzustürzen drohten. Nach Angaben der Wirtschaftsförderung, die das Gebäude verwaltet hat, war deshalb mit Polizei und Versicherung vereinbart worden, dass die Fassaden abgerissen werden, damit die Brandermittler aufs Grundstück können, ohne sich zu gefährden.
Dass für sie nicht zweifelsfrei festzustellen ist, wie es zu dem Feuer am letzten Wochenende im Juni kommen konnte, hat für Frank Passade mehrere Gründe. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft sagt, dass eine detaillierte Untersuchung der Brandstelle durch die Kriminalpolizei angesichts der erheblichen Schäden nur bedingt möglich war. Genauso wie für den externen Sachverständigen, der seine Arbeit aufnahm, als der Abriss bereits lief. Ob die Mauern der Fliegerhalle zu früh zum Einsturz gebracht und die Reste sortiert worden sind, kann Passade nach eigenem Bekunden nicht beurteilen.
Von Brandstiftung geht die Staatsanwaltschaft deshalb aus, weil eine natürliche Ursache sowie ein technischer Defekt ihr zufolge ausgeschlossen werden können. Laut Passade hat es weder einen Blitzschlag noch einen Kurzschluss gegeben. Oder geben können. Die Fliegerhalle soll stromlos gewesen sein. Nach Angaben des Zwischenmieters, der dabei war, in dem Industriebau ein Tiny House zusammenzusetzen, konnten ausschließlich akkubetriebene Werkzeuge eingesetzt werden. Das Winzlingshaus war nach seinen Worten fast fertig, als das Feuer ausbrach.
Es ist das zweite Mal, dass in dem Gebäude ein Feuer ausgebrochen ist. Und das zweite Mal, dass die Ermittler von Brandstiftung sprechen. Auch vor viereinhalb Jahren sind Polizeibeamte zu dem Schluss gekommen, dass das Feuer vorsätzlich gelegt worden war. Damals hatten die Flammen nicht das gesamte Gebäude erfasst wie jetzt, sondern in erster Linie einen Teil des Daches zerstört. Drei Monate später begannen Arbeiter, es zu sanieren. Für das Gebäude wurde im Anschluss von der Wirtschaftsförderung ein Käufer gesucht, aber nicht gefunden.
Für die Staatsanwaltschaft ist der Fall inzwischen erledigt. Sie hat die Sache abgeschlossen. Anders als die Versicherung, die noch dabei ist, die Schadenssumme zu ermitteln. Und anders als Christian Gerken und sein Team, die über Jahre versuchten, aus der Fliegerhalle eine Schwimmhalle zu machen – und jetzt hoffen, dass es die vom Bund zugesagten zehn Millionen Euro für den Umbau des Altbaus auch für einen Neubau an gleicher Stelle gibt. Einen, der Elemente der Halle mit aufnimmt. Zum Beispiel einen Teil der Fassadensteine, die von den Abrissarbeitern nicht entsorgt worden sind.
Ob die Brandstelle zur Brache oder im nächsten Jahr zur Baustelle wird, soll sich im Herbst entscheiden. Darauf setzt zumindest Gerken. Der Leiter der Schwimmsparte der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack geht davon aus, dass das Bundesbauministerium dann endgültig sagen wird, ob es bei der Millionen-Zusage bleibt, auch wenn die Fliegerhalle weg ist. Eigentlich wollte die Berliner Behörde das in diesem Monat geklärt haben. Weil jedoch das Okay des Finanzministeriums nicht vorlag, musste die Entscheidung kurzfristig vertagt werden.