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Blumenthaler Kämmerei-Quartier Abgebrannte Fliegerhalle: Spurensuche im Trümmerfeld

Im Trümmerfeld der abgebrannten Fliegerhalle gehen Abrissarbeiter und Brandermittler gemeinsam vor. Von dem denkmalgeschützten Industriebau stehen inzwischen nur noch anderthalb Wände – und bald keine mehr.
12.07.2024, 16:07 Uhr
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Abgebrannte Fliegerhalle: Spurensuche im Trümmerfeld
Von Christian Weth

Kurz nach dem Feuer am letzten Juni-Wochenende standen noch drei Mauern der zerstörten Fliegerhalle im Kämmerei-Quartier – inzwischen sind gerade mal anderthalb übrig. Arbeiter sind dabei, auch die letzten Reste des denkmalgeschützten Industriebaus abzureißen, obwohl die Brandermittlungen noch laufen. Dass die Wände fallen, bevor feststeht, warum das Gebäude in Flammen aufging, hat mit der Bauweise der Halle zu tun. Und mit Sicherheit. Würden die Mauern bleiben, wären die Beamten der Kriminalpolizei und die Gutachter der Versicherung bei der Spurensuche gefährdet.

Das haben Sachverständige gleich nach dem Brand festgestellt. Sie stützen sich dabei auf Berichte von Feuerwehrleuten und Fotos, die kurz nach den Löscharbeiten gemacht wurden. Die Aussagen und Aufnahmen bilden zugleich die Basis der Kriminalbeamten, die aufklären sollen, wie es zu dem Brand in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag, 29. und 30. Juni, kommen konnte. Es ist das zweite Mal, dass in dem Gebäude ein Feuer ausgebrochen ist. Vor viereinhalb Jahren waren die Beamten zu dem Schluss gekommen, dass der Brand vorsätzlich gelegt worden war. Die Flammen hatten einen Teil des Daches zerstört, das drei Monate später saniert wurde.

Diesmal geht es um einen Totalschaden. Weil das neue Dach der 95 Jahre alten Halle zusammengefallen ist, stehen auch die Mauern, die ausschließlich von oben gehalten wurden, nicht mehr sicher. So sagt es Andrea Bischoff. Und auch, dass die Situation an der Brandstelle momentan gefährlich ist. Nach den Worten der Sprecherin der Wirtschaftsförderung, die erst den Klinkerbau verwaltet hat und jetzt für seine Reste zuständig ist, besteht akute Einsturzgefahr. Darum haben die Ermittler der Polizei und die Gutachter der Versicherung das Trümmerfeld zwischen den Straßen Marschgehren und An der Wollkämmerei nicht gleich betreten können.

Laut Bischoff haben sie das inzwischen getan – allerdings nur dort, wo die Wände mit einem Bagger meterweise abgetragen wurden. Und nur in Begleitung der Abrissspezialisten vor Ort. So, sagt die Unternehmenssprecherin, ist das mit der Polizei und der Versicherung vereinbart worden. Dass die kriminaltechnischen Untersuchungen zeitlich mit dem Abriss der Mauern zusammenfallen, war ihr zufolge eine Vorgabe der Kriminalbeamten. Nach Bischoffs Zeitplan sind die Arbeiter seit Dienstag dabei, die verbliebenen Mauern abzureißen und die Ermittler bei ihrer Spurensuche auf dem Fliegerhallen-Grundstück zu begleiten.

Ein Großteil des Gebäudes ist inzwischen zerlegt und in Haufen unterteilt: hier die Steine, dort das verkohlte Holz, daneben die verbogenen Stahlträger, die mal das Dach gehalten haben. Niels Matthiesen sagt, dass es die Arbeit der Ermittler nicht beeinträchtigt, wenn Fachfirmen einen Trümmerbereich räumen – Spuren, meint der Sprecher der Polizei, können auch dann noch gefunden werden. Zum Beispiel mithilfe von Brandmittelspürhunden und spezieller Detektorentechnik. Ihm zufolge stehen den Ermittlern mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, um zu klären, ob ein Feuer durch einen technischen Defekt, durch Fahrlässigkeit oder Vorsatz entstanden ist.

Wann feststeht, was es im Fall der Fliegerhalle war, kann die Sprecherin der Wirtschaftsförderung nur so ungefähr sagen. Bischoff geht davon aus, dass im Lauf der nächsten Woche erste Ergebnisse vorliegen werden. Sicher ist sie sich dagegen, wann die beiden letzten anderthalb Mauern des Industriegebäudes – zumindest Stand jetzt – fallen sollen: Anfang nächster Woche. Dann wird der Klinkerbau endgültig Geschichte sein. Beim Landesamt für Denkmalpflege ist er es jetzt schon. Auf seinem Portal im Internet lässt sich der Eintrag zum sogenannten Haus 173, wie die Halle in der Woll-Kämmerei-Verwaltung genannt wurde, nicht mehr abrufen.

Geld für das Projekt, das seit Jahren mit dem Gebäude verbunden ist, soll es trotzdem geben. Jedenfalls wenn es nach Uwe Schmidt geht. Der SPD-Bundestagsabgeordnete sagt, dass der Zuschuss für den Umbau der Fliegerhalle zur Schwimmhalle bewilligt wurde, als der Klinkerbau noch gestanden hat. Also, meint er, muss das Geld aus Berlin auch gezahlt werden – jetzt eben für einen Neubau. Zehn Millionen Euro hat der Bund zugesagt. Im Mai 2022 war das. Nächste Woche haben die Badplaner erneut ein Treffen mit Entscheidern aus der Bundeshauptstadt. Es ist das erste nach dem Feuer.

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