IG Metall und Betriebsrat gehen davon aus, dass es bei Thyssen-Krupp System Engineering einen neuen Firmenumbau geben wird, obwohl der alte nicht mal abgeschlossen ist. Die sechs Standorte, die zu dieser Unternehmensgruppe des Konzerns gehören, sollen noch einmal aufgeteilt werden. Darüber sind am Donnerstag die Beschäftigten von Mitgliedern der Gewerkschaft informiert worden – und auch darüber, dass der Stellenabbau womöglich weitergeht.
Es sind entscheidende Tage für die Zukunft der Engineering-Sparte. So steht es zumindest auf Flugblättern, die am Donnerstag vor dem Werkstor von Thyssen-Krupp in Farge verteilt wurden. Vertreter der IG Metall und des Betriebsrats verhandeln seit Tagen in Essen mit der Konzernspitze. An diesem Freitag, auch das steht auf dem Flugblatt, will die Geschäftsführung den Mitbestimmungsgremien des Unternehmens sagen, wie der neuerliche Strukturumbau im Detail aussehen soll und welche Folgen er für die Beschäftigten an den einzelnen Standorten hat.
Laut Guido Heinrich reicht dem Konzern offensichtlich nicht, was bisher für Thyssen-Krupp System Engineering in Farge vorgesehen war: dass Unternehmen, das bisher Montageanlage für Verbrennungsmotoren entwickelt, künftig Produktionsstraßen für Elektroantriebe bauen zu lassen. Nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden sollen alle Standorte jetzt außerdem in die Bereiche Antrieb und Karosserie gesplittet und damit kleiner werden. Heinrich sagt, dass die Produktionsstätten auf die Größe von mittelständischen Betrieben schrumpfen sollen.
Betriebsversammlung geplant
Für ihn ist es deshalb keineswegs ausgeschlossen, dass der Konzern wie bei der ersten Umstrukturierung der Engineering-Standorte auch bei der zweiten dazu übergeht, Stellen abzubauen. Nach Heinrichs Worten hat der Firmenumbau, der Anfang des Jahres ausgehandelt worden war, unterm Strich 230 Arbeitsplätze am Standort Farge gekostet. Die ersten Mitarbeiter sind im Zuge der sogenannten Restrukturierung längst gegangen, die letzten werden Ende des Jahres gehen. Im März war der Betriebsratschef noch auf 788 Beschäftigte am Farger Standort gekommen.
Ob es tatsächlich so kommen wird, wie Heinrich befürchtet, kann Konrad Böcker momentan nicht sagen. Ausschließen kann es der Unternehmenssprecher von Thyssen-Krupp jedoch genauso wenig. Ihm zufolge hat die Konzernleitung bereits im Mai angekündigt, sein Geschäftsportfolio neu auszurichten und zugleich auch deutlich gemacht, dass es zu weiteren Anpassungen und Veränderungen an den Standorten kommen kann. Böcker sagt, dass die Nachfrage nach automobilen Montageanlagen seit Jahren zurückgeht – und dass das der Hauptgrund für die Restrukturierung ist.
Auch wenn für Böcker noch nichts definitiv ist, plant Heinrich bereits für nächste Woche eine Betriebsversammlung für die Beschäftigten in Farge. Davon hat es inzwischen schon so viele gegeben, dass der Betriebsratsvorsitzende auf Anhieb gar nicht mehr sagen kann, wie viele.