Was läuft schlecht in Blumenthal, was gut – und welche Plätze, Straßen und Parks müssten wie verändert werden, um attraktiver für junge Leute zu werden? Antworten hat jetzt das Team des neuen Jugendforums gesammelt. Zweimal trafen sich Ruben Wiesner, Rebekka Schmidt, Yunus Dikici, Sanja Rosenow und Matthis Arndt mit Schülern aus dem Stadtteil. Zum ersten Jugendbeteiligungstag kamen 30, zur Nachlese zehn Teilnehmer. Im Beirat stellten die Organisatoren jetzt vor, was Kinder und Jugendliche bewegt. Ein Überblick.
Drogenhandel: Manche Jugendlichen erleben es immer wieder: Auf dem Weg zur Schule kommen sie an Plätzen vorbei, auf denen Drogen angeboten werden. Und auf denen sie regelmäßig angesprochen werden. Forumsgründer Wiesner sagt, dass davon mehrere Sechst- und Siebtklässler verschiedener Schulen berichtet haben. Und dass diese Schüler meistens auf Nebenstraßen unterwegs sind, weil sie auf kürzestem Weg zur Schule wollen.
Wiesner und die anderen Forumsgründer wollen jetzt mit Politikern über die Drogenplätze sprechen. Und mit den Kontaktpolizisten des Stadtteils. Die Beamten sollen eingeladen werden, um mal Schülern zu sagen, wie die sich bei der nächsten Begegnung mit den Dealern verhalten sollen. Und was die Polizei unternimmt, damit es nicht mehr zu diesen Begegnungen kommt. Ein Termin für das Treffen soll noch bekannt gegeben werden.
Sicherheit: Es gibt mehrere Angebote in Blumenthal, die speziell für Jugendliche gedacht sind, aber nicht von ihnen genutzt werden. Jedenfalls nicht von allen. Die Skateranlage auf der Bahrsplate ist für manche so ein Angebot – weil Eltern sagen, dass die Grünanlage kein sicherer Ort ist. Deshalb, sagt Beteiligungsplaner Dikici, fahren einige Blumenthaler Jugendliche weit, um mit dem Board oder den Inlinern zu üben: zum Skateplatz nach Findorff.
Um dem Gefühl der Unsicherheit zu begegnen, will das Forumsteam umsetzen, wofür sich Jugendliche ausgesprochen haben: für sogenannte Selbstbehauptungskurse. Das Projekt soll zu den ersten Vorhaben gehören, die umgesetzt werden. Die Organisatoren des Jugendbeteiligungstags sind inzwischen mit Trainern in Kontakt, die Wendo-Seminare anbieten. Demnächst wollen die mit den Beiratsparteien über die Finanzierung sprechen.
Rassismus: Immer mehr Schulen sind dem Netzwerk "Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage" angeschlossen – und trotzdem hat die Teilnehmer des Beteiligungstags diese Form der Diskriminierung beschäftigt. Wiesner und Dikici sagen, dass manche von Anfeindungen gesprochen haben. Aber auch von der Sorge, wie die anderen aus der Klasse darauf reagieren könnten, wenn eine Schülerin etwa anfangen will, ein Kopftuch zu tragen.
Die Organisatoren sprechen davon, ein Forum innerhalb des Forums schaffen zu wollen: einen Treff, in dem jeder über seine Erfahrungen mit Alltagsrassismus sprechen kann – nicht nur über die auf der Straße, sondern auch über die in den Köpfen. Und weil das Thema ihrer Ansicht nach ein großes Thema ist, sollen andere bei der Umsetzung helfen. Zum Beispiel die Schulen. Sobald die Ferien vorbei sind, soll es Gespräche mit Lehrern geben.
Mobilität: Nach Ansicht von Kindern und Jugendlichen muss ein Stadtteil nicht alles haben, was es in einem anderen gibt. Und auch nicht immer alles zu Fuß erreichbar sein. Nach den beiden Beteiligungsrunden wissen die Forumsgründer jetzt, dass Schüler es gut finden, zum Shoppen in die Waterfront zu fahren. Noch besser fänden sie es allerdings, wenn die Fahrt mit Bus und Bahn nicht eine Stunde und manchmal noch länger dauern würde.
Die Mitstreiter des Forums wissen noch nicht, wie sie sich für einen schnelleren Takt auf Schiene und Straße einsetzen können. Und auch nicht, wie es möglich werden soll, dass die Fahrpreise sinken. Was sie allerdings wissen, ist: Dass auch die Kosten für ein Schülerticket für manche Kinder und Jugendlichen zu hoch sind. Und dass sie darüber demnächst mit den Parteien sprechen wollen.