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Blumenthaler Millionenprojekt Kitaneubau am Boddener Ring: Neue Pläne, neue Kritik

Die Kita am Boddener Ring soll eine hybride Kita werden: halb Hauskindergarten, halb Waldkindergarten. Inzwischen liegen die finalen Pläne für das Modellprojekt vor – und gibt es erneut Kritik an ihm.
19.09.2024, 18:00 Uhr
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Kitaneubau am Boddener Ring: Neue Pläne, neue Kritik
Von Christian Weth

Diese Kita soll beides werden: ein Hauskindergarten und ein Waldkindergarten zugleich. Wer sie besucht, soll jeden Morgen die Wahl haben – entweder den ganzen Tag ins Grüne oder lieber in den Gruppenraum mit angeschlossenem Freigelände. Die geplante Tagesstätte am Boddener Ring ist als hybride Tagesstätte angelegt. Und einmalig in der Stadt. Genauso wie der Streit um sie. Eine Petition gegen den Neubau in Blumenthal ist vor Monaten abgewiesen worden, jetzt haben Anwohner erneut Kritik geübt und eine E-Mail verschickt. Zu den Adressaten gehören: Bürgerschaft, Polizei, Verkehrsbehörde, Ordnungsamt.

Seit zwei Jahren plant Yvonne Riegel inzwischen einen Kindergarten, der zum Modellprojekt für Bremen werden könnte – und zum vierten Kitaangebot der gemeinnützigen Hansea Sana GmbH. Es gab Entwürfe und immer wieder neue Entwürfe. Weil Anlieger finden, dass das Gebäude zu groß ist, planten Architekten es kleiner. Und weil Nachbarn meinen, dass die Tagesstätte zu viel Verkehr ins Wohngebiet bringt, wird daran gearbeitet, mehr Zufahrten und Parkmöglichkeiten zu schaffen: nicht nur am Boddener Ring, sondern auch an der Straße Am Bodden. Hansea-Sana-Chefin Riegel zeigt auf Karten, wo. Sie liegen neben Fotos von Baumaterialien und Computerbildern vom geplanten Gebäude. Es sind die neuesten.

Die Kita soll auf drei Etagen kommen: Keller, Parterre, Obergeschoss. Und auf vier Gruppenräume. Zwei sind für den Krippen-, zwei für den Elementarbereich. Riegel sagt, dass alles für 60 Kinder ausgelegt ist. Und dass die knapp drei Millionen Euro teure Tagesstätte so geplant worden ist wie kaum eine andere in Bremen – naturnah. Die Fenster sind aus Holz und so tief, dass auch die Kleinsten nach draußen gucken können. Es gibt eine Dachterrasse und mehrere Zugänge zu den Außenbereichen. Die Fassade soll eine raue Klinkerfassade werden und das Dach ein Gründach mit Fotovoltaik. Laut Riegel passt sich nicht die Umgebung ans Haus an, sondern das Haus an die Umgebung. Ihr zufolge steht es so, dass kein Baum gefällt und keine Krone gekappt werden muss.

Es gibt mehrere Bäume auf dem knapp 2000 Quadratmeter großen Grundstück – und noch viele mehr auf dem daneben. Dort steht der Wald für den Waldkindergarten. Laut Riegel ist er drei-, vielleicht sogar viermal so groß wie das Gelände beim geplanten Gebäude. Sie spricht von einem Bau- oder Zirkuswagen, der für die Kinder und das Personal aufgestellt werden soll, die den Tag draußen im Grünen verbringen. Von einer flexiblen Gruppengröße und darum auch von einer unterschiedlich großen Zahl an Betreuern. Und davon, dass zum Konzept auch speziell ausgebildete Waldpädagogen gehören. Nach ihrer Rechnung kommen immer zwei Mitarbeiter auf eine Gruppe. Eigentlich. Im Waldkindergarten sollen es doppelt so viele sein.

Dass sie Probleme bekommen könnte, auf so viele Beschäftigte zu kommen, die sie am Ende braucht, glaubt die Geschäftsführerin nicht. Riegel sagt, dass es inzwischen erste Anfragen gibt – auch von Eltern, die ihr Kind in der neuen Tagesstätte betreuen lassen wollen. Wegen des naturnahen Ansatzes. Aber auch, weil in Blumenthal wie in vielen anderen Gebieten Bremens nach wie vor Plätze in Krippen- und Elementargruppen fehlen. Die Bildungsbehörde rechnet deshalb fest damit, dass der Kindergarten am Boddener Ring kommt. Er steht auf einer Liste von Neubauten und Anbauten, mit der das Ressort die Wende schaffen will: Im Kitajahr 2025/2026 soll es im Stadtteil erstmals mehr Angebote als Anmeldungen geben.

Und weil der Bedarf groß ist und er das Konzept überzeugend findet, hat der Petitionsausschuss auch die Forderung von Anwohnern abgelehnt, die Pläne für den Neubau zu stoppen. Anfang des Jahres war das. Riegel hatte geglaubt, dass damit der Konflikt um die Kita beendet ist – bis sie von einer E-Mail hörte, die Ende August beim Ortsamt eingegangen ist. Die Stadtteilverwaltung stand in Cc. Die Post von einem Anwohner, der nach eigenen Angaben für fast alle anderen Anlieger spricht, war direkt an die Bürgerschaftskanzlei und die Behörden gegangen. Eine Aufforderung an den Beirat, sich noch einmal mit dem Bauprojekt zu beschäftigen, gab es laut Oliver Fröhlich nicht. Der Ortsamtsleiter hat das Schreiben trotzdem an die Parteien weitergeleitet.

Was aus der erneuten Kritik wird, kann Riegel nicht sagen – was sie dagegen weiß, ist: Soll die neue Kita so eröffnet werden, damit die Behörde die Wende schaffen kann, muss es jetzt schnell gehen. Die Geschäftsführerin hofft, dass im Herbst die Baugenehmigung vorliegt, damit im Winter gebaut werden kann – und im nächsten Jahr die hybride Tagesstätte fertig ist. Was mal anders geplant war, vor allem früher.

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