Anwohner des Boddener Rings haben jetzt Ernst gemacht – und aus der Ankündigung einer Petition eine offizielle Petition. Vor Kurzem ist sie beim zuständigen Ausschuss der Bürgerschaft eingegangen. Und damit der Protest gegen ein Projekt amtlich, das Bremen eigentlich dringend braucht: Die Unterzeichner wehren sich gegen den Bau einer Kita. Das Drei-Millionen-Euro-Vorhaben in Blumenthal soll trotzdem weitergeplant werden. Allerdings anders als bisher.
Claas Rohmeyer darf nicht viel über die Petition sagen. Eigentlich nur, dass es sie inzwischen gibt. Die Eingabe der Anwohner ist nämlich eine nicht öffentliche Eingabe. Und nicht öffentlich heißt, dass auch der Chef des Petitionsausschusses schweigen muss. Ihm zufolge gilt ansonsten, was bei allen Bittgesuchen gilt: Der Senat wird sich innerhalb von vier Wochen zu den Forderungen und Beschwerden verhalten müssen. Und der Ausschuss tagen, sobald er sich nach der Bürgerschaftswahl neu gebildet hat. Rohmeyer rechnet damit, dass er nach den Sommerferien zusammenkommt.
Abwarten, was wird, müssen die Investoren deshalb aber nicht. Eine Petition hat keine aufschiebende Wirkung. Yvonne Riegel ist froh darüber. Sie ist die Planerin des Projekts. Und sie will, das sagt sie gleich, an dem Vorhaben festhalten. Das hat sie auch den Anliegern erklärt, mit denen sie sich getroffen hat. Die Geschäftsführerin der gemeinnützigen Hansea Sana GmbH, die Trägerin von mehreren Kita-Angeboten im Bremer Norden ist, hatte geglaubt, mit den Kritikern ausdiskutieren zu können, was sie stört. Und was anders am Neubau werden müsste, damit es keine Einwände mehr gibt.
Doch Riegel, das weiß sie jetzt, hat falsch gedacht. Sie sagt, dass das Treffen schnell zu Ende war – und dass sie gleich zu Beginn ein Papier bekam, auf dem ein Wort besonders hervorstach: Petition. Die Beiratsfraktionen wissen, was in dem Schreiben steht. Sie haben sich mit ihm beschäftigt, weil es ans Ortsamt ging. Vor allem aber haben sie sich ein weiteres Mal für das Vorhaben ausgesprochen. Und begründet, warum es wichtig ist: Wie in jedem Stadtteil fehlt es auch in Blumenthal an Betreuungsplätzen. Und im Bereich des Boddener Ringes gibt es weit und breit keine Kita.
Die Fraktionen sind sich klar darüber, dass die Straße nahe der Landesgrenze keine große Straße ist. Deshalb aber gleich das Vorhaben abzulehnen wie die Anlieger, kommt für die Politiker nicht infrage. Zumal die Investorin angekündigt hat, nach Lösungen zu suchen, wie der zusätzliche Verkehr so geleitet werden kann, dass er nicht zur Dauerbelastung wird. Riegel spricht davon zu prüfen, ob es einen Verbindungsweg von der Straße Am Bodden geben kann, um den Boddener Ring zu entlasten. Von einer Verbreiterung eines Straßenabschnitts. Und von einem neuen Kita-Plan.
Die Geschäftsführerin war noch mal mit Baumsachverständigen und den Architekten vor Ort. Die einen haben erklärt, was stehen bleiben muss und welche Kronen gekappt werden können, die anderen daraus einen Entwurf gemacht, der sich vom bisherigen unterscheidet. Der Bau ist jetzt kleiner, der Abstand zum Grün größer. Die geringere Nutzfläche will Riegel mit einem Raum kompensieren, der im nahen Waldstück entstehen soll. Die Investorin plant auf 2200 Quadratmetern keine herkömmliche Kita, sondern eine naturnahe. Auch Fotovoltaik und Geothermie soll es geben.
Die Zahl der Gruppen will Riegel dagegen so belassen wie zuvor: fünf. Drei sind für den Elementarbereich vorgesehen, zwei für die Krippe. Macht rund 80 Mädchen und Jungen. Die Anwohner nennen eine andere Zahl. Sie lautet 60 – so viele Autos erwarten sie am Vormittag, wenn die Kinder gebracht, und noch einmal so viele am Nachmittag, wenn sie abgeholt werden. So steht es in der Petition und auch, dass damit die Ruhe im Wohngebiet gestört wird. Riegel sagt, dass nicht alle aus der Straße so denken. Und dass sie E-Mails von Anwohnern bekommen hat, die für die Kita sind.
Das Grundstück, auf dem gebaut werden soll, gehört inzwischen der Hansea Sana gGmbH. Den überarbeiteten Plan für die Tagesstätte will Riegel in den nächsten Wochen der Genehmigungsbehörde vorlegen. Es geht um die sogenannte Bauvoranfrage. Die Investorin hofft, dass die Prüfer nichts zu beanstanden haben und es dann schnell geht, damit Blumenthal zügig neue Betreuungsplätze bekommt. Als voraussichtlichen Eröffnungstermin nennt sie immer noch den, den sie vor Wochen den Beiratspolitikern bei der Projektpräsentation genannt hat: zweites Quartal nächsten Jahres.