Der Klimawandel bringt außer erhöhten Temperaturen auch verstärkt Extremwetterlagen mit sich, zum Beispiel Starkregenereignisse. „Die Dynamik von langen Trockenphasen und heftigen Regenfällen in kurzer Zeit wird sich in Zukunft wohl noch verstärken“, sagt Hans-Gerhard Kulp von der Biologischen Station Osterholz (Bios).
In Bremen-Nord kann Hochwasser besonders im Bereich von Burg Blomendal gefährlich werden. Denn dort kann es bei sehr kurzer Vorwarnzeit zu einem starken Anschwellen der umliegenden Gewässer Blumenthaler Aue und Beckedorfer Beeke kommen. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Bresilient“ unter Leitung der Bremer Umweltbehörde wurde deshalb ein Frühwarnsystem für Hochwasser entwickelt. „Damit ist allerdings die Überschwemmungsgefahr nicht gebannt“, sagt Bio-Landwirt Ulli Vey, der in Blumenthal große Flächen Grünland extensiv bewirtschaftet. „Im Zuge der zunehmenden Versiegelung von Flächen im Stadtteil nimmt das Risko sogar immer weiter zu“, sagt er, „denn versiegelte Flächen bringen ein erhöhtes Aufkommen von Regenwasser mit sich – das bereitet mir jedes Jahr größere Sorgen.“ Während das Schmutzwasser zur Aufbereitung in die Kläranlage Farge geht, landet das Regenwasser in Dierksgraben und in der Blumenthaler Aue.
Das Problem der Verrohrung
„An Dierksgraben haben wir als Kinder noch an dem Rinnsal mit einer Breite von unter einem Meter gespielt – heute ist der Graben verrohrt und tritt in Höhe Lüssumer Straße 106 aus einem Rohr auf die freie Wiese aus. Durch die gewaltigen Wassermassen werden die Ränder abgetragen, und der Graben ist inzwischen mehrere Meter breit“, sagt der Bio-Landwirt.
„Doch der Siedlungsbereich in Blumenthal wird immer dichter, und damit fließt immer mehr Oberflächenwasser ab statt im Boden zu versickern – das Wasseraufkommen steigt ständig weiter an“, sagt Vey. Nach seinen Beobachtungen werden auch immer mehr Vorgärten in Blumenthal nicht nur in Schottergärten verwandelt, sondern sogar gepflastert. Verstärkten Wasserabfluss hat Ulli Vey an seinem Hof an der Lüssumer Straße, Haus Blomendal und Anwohner auf der Höhe von Haus Blomendal festgestellt. Die Gefahr von Hochwasser werde weiter erhöht infolge der Einleitung durch die Autobahn A27, die Kreisstraße und städtische Straßen sowie durch die Anlage und Vergrößerung von Drainagen, Grüppen und Gräben zwischen der Quelle in Brundorf und der Mündung in Blumenthal.
Hans-Gerhard Kulp von der Bios hält die Anlage neuer Retentionsflächen im Bereich der Blumenthaler Aue und Beckedorfer Beeke für die beste Maßnahme, um wirksam vor Hochwasser zu schützen. „Allerdings sind die Täler dieser Geestbäche so schmal, dass es dafür einfach keinen Raum gibt“, sagt Rolf Dülge, Technischer Leiter beim Deichverband am rechten Weserufer. Der Deichverband sehe jedenfalls derzeit keine Notwendigkeit, in diesem Bereich weitere Maßnahmen zum Hochwasserschutz zu ergreifen.
„Bremen hat im letzten Jahr ein neues Ortsgesetz zur Begrünung von Freiflächen und Flachdächern verabschiedet. Danach werden Schottergärten ab dem Jahre 2027 endgültig verboten – das ist auf jeden Fall ein Weg in die richtige Richtung“, sagt Ulli Vey. Nach diesem Gesetz müssen auch schon bestehende Schottergärten bis Ende 2026 begrünt werden.