Zuletzt hat die SWB das Wärmenetz von der Uni in die Vahr ausgebaut – nun soll in Blumenthal der nächste Trassenbau beginnen. Nicht vom Bremer Energieversorger, sondern von einem Unternehmen aus Hannover. Und nicht für Fern-, sondern Nahwärme. Dabei geht es auch bei ihr um einige Kilometer. Auf knapp zehn will es Enercity Contracting, so heißt die Firma aus der niedersächsischen Landeshauptstadt, in den nächsten fünf Jahren bringen. Mit dem Bau des ersten Abschnitts soll es noch in diesem Sommer losgehen. Der Senat hat jetzt die Voraussetzungen für das Millionenprojekt geschaffen.
Im Vorjahr hat Manfred Schüle noch davon gesprochen, dass geprüft wird, wo die ersten Netzkilometer verlaufen können. Inzwischen weiß der Enercity-Geschäftsführer das. Nur die Strecke beschreiben, das kann er noch nicht. Wegen Absprachen mit dem Kunden, der am Ende dieses Abschnitts angeschlossen wird. Schüle sagt, dass es um ein Unternehmen geht. Und der Name dieses Unternehmens in einigen Wochen bekannt gegeben werden soll – und mit ihm dann der Verlauf der Leitungen. Was Schüle schon jetzt sagen kann, ist: Dass es um rund drei Kilometer geht. Dass sie einen mittleren einstelligen Millionenbetrag kosten werden. Und dass die Leitungen beim Blumenthaler Heizkraftwerk beginnen.
Der Betreiber der Anlage, die Abfallwirtschaftsgesellschaft in Bassum, und Enercity sind Partner bei diesem Projekt. Im Vorjahr kündigten Entscheider beider Firmen an, dass sie zusammenarbeiten wollen, um Monate später ihre Zusammenarbeit vertraglich zu besiegeln. Dass der Wärmeerzeuger einen Wärmelieferanten gesucht hat, der ein neues Leitungs- und damit auch ein neues Kundennetz aufbaut, kommt nicht von ungefähr: Nach Angaben der GmbH aus dem Landkreis Diepholz könnte das Heizkraftwerk im Kämmerei-Quartier nämlich deutlich mehr Energie als bisher erzeugen, um sie anschließend in Wärme umzuwandeln – statt 10.000 künftig 120.000 Megawattstunden. Was rein rechnerisch für ungefähr 12.000 Wohnungen reichen würde.
So haben es Planer überschlagen und auch kalkuliert, wie viel Geld in neue Technik investiert werden muss, um das Ziel zu erreichen: 13,5 Millionen Euro. Diese Summe hat zuletzt Andreas Nieweler genannt, nachdem sie vom Aufsichtsrat genehmigt worden ist. Nach dem Zeitplan des Chefs der Abfallwirtschaftsgesellschaft soll der Umbau der Anlage 2025 abgeschlossen sein. Es ist das Jahr, in dem Enercity den ersten Trassenabschnitt fertig haben und mit der Wärmeversorgung beginnen will. Laut Geschäftsführer Schüle sollen die Arbeiten im Juli beginnen. Seit Monaten liegen die Pläne dem Amt für Straßen und Verkehr vor und prüfen Juristen, wie die Vergabe der sogenannten Wegenutzungsrechte fürs Verlegen der Leitungen erfolgen soll.
Das hat der Senat am Dienstag entschieden. Ihm zufolge soll jedem Unternehmen das Nutzungsrecht erteilt werden können, sodass auch jedes Unternehmen für den Aufbau eines Leitungssystems infrage kommt. Bisher verfügt ausschließlich die Wesernetz GmbH, eine Tochter der SWB, über einen Vertrag mit der Stadt, der es ihr erlaubt, Wärmeleitungen zu verlegen. Einen Monat lang sollen Firmen nun die Möglichkeit bekommen, sich auf das Projekt im Bremer Norden zu bewerben. Was bedeuten würde, dass die Arbeiten dann starten könnten, wann sie nach dem Zeitplan von Enercity auch starten sollen: eben in spätestens zwei Monaten, damit im Oktober nächsten Jahres die erste Etappe fertig ist.
Die zweite soll gleich im Anschluss folgen und 2026 beim nächsten Kunden sein. Den Abnehmer kann Enercity-Chef Schüle nach eigenem Bekunden momentan noch genauso wenig öffentlich machen wie den ersten. Nur so viel kann er bisher sagen: Die Folgetrasse wird nur halb so lang wie die jetztige – etwa anderthalb Kilometer. Kosten wird sie laut Schüle allerdings fast genau so viel wie die Strecke, bei denen die Arbeiter in diesem Sommer im Kämmerei-Quartier loslegen sollen. Nach seinen Worten sind die Preise in der Baubranche, die vor Jahren kontinuierlich angezogen haben, noch immer nicht am Sinken. Zumindest nicht so, wie es einige Bauunternehmen und Projektentwickler zwischenzeitlich gehofft hatten.