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Energiewende in Blumenthal Millionen für ein Wärmenetz

Es ist ein Großprojekt, das Jahre dauern und Millionen kostet wird: Die ersten siebenstelligen Summen für ein Wärmenetz in Blumenthal sind jetzt freigegeben worden, zumindest bei einem Projektpartner.
20.07.2023, 18:00 Uhr
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Millionen für ein Wärmenetz
Von Christian Weth

Im Februar hielten Entscheider beider Firmen schriftlich fest, dass sie Partner werden wollen – jetzt haben sie mit einem Vertrag besiegelt, dass sie Partnern sind: Das eine Unternehmen heißt HKW Blumenthal und betreibt das Kraftwerk im Kämmerei-Quartier, das andere Enercity Contracting und baut bundesweit Leitungstrassen. Zusammen wollen beide ein Wärmenetz im Stadtteil schaffen. Es ist ein Projekt, bei dem es um siebenstelligen Summen geht. Und die ersten Millionen inzwischen freigegeben sind.

Der Wärmeerzeuger ist, wenn man so will, schon weiter als der Wärmelieferant. Andreas Nieweler sagt, dass der Aufsichtsrat den Investitionen vor Kurzem zugestimmt hat. Der Aufsichtsrat, von dem er spricht, ist der von der AWG in Bassum. Das Kürzel steht für Abfallwirtschaftsgesellschaft. Die HKW Blumenthal ist eine hundertprozentige Tochter von ihr. Und Nieweler deren Geschäftsführer. Nach seiner Rechnung wird der Kraftwerksbetreiber 13,5 Millionen Euro in die Anlage im Kämmerei-Quartier investieren – und sie damit quasi netztauglich machen, damit sie mehr Kunden bekommt.

Das will das Unternehmen schon länger. Im Grunde gibt das Kraftwerk weniger Wärme ab, als es eigentlich könnte. Mit dem Ende der Bremer Woll-Kämmerei fiel der größte Abnehmer weg. Und übernahm die AWG die Regie bei der Blumenthaler Anlage. Seit 2021 gibt es Gespräche mit sogenannten Wärmevermarktern – und seit diesem Monat nun einen festen Partner. Plus einen Plan, wie das Kraftwerk bis wann umgebaut werden muss, damit die Abwärme nicht nur zu den umliegenden Firmen im Quartier kommt, sondern am Ende auch zu öffentlichen Gebäuden und privaten Haushalten.

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So der Plan. Damit er aufgeht, braucht es moderne Technik: eine neue Turbine, eine neue Filteranlage und eine neue Übergangsstation, in der die Wärme des Kraftwerks ins Leitungsnetz des Projektpartners abgegeben wird. Macht nach Niewelers Kalkulation fünf Millionen plus fünf Millionen plus 3,5 Millionen. Die Technik soll bis Ende 2025 eingebaut sein. Die Planungen, sagt der Geschäftsführer, laufen längst, vor allem für die weiterentwickeltere Rauchgasreinigung. Er spricht von Ersatzbrennstoffen, die verfeuert werden. Was in diesem Fall sortierter Haus- und Gewerbeabfall ist.

Aus ihm gewinnt der Kraftwerksbetreiber bisher 10.000 Megawattstunden an Energie, die in Wärme umgewandelt wird. Was ein Bruchteil von dem ist, was Manfred Schüle braucht. Der Chef des Netzdienstleisters Enercity Contracting denkt in Etappen. Und in Leistungseinheiten, die erst doppelt so hoch ausfallen als die alten und später ein Vielfaches von dem betragen sollen, was jetzt an Abwärme von der Anlage abgegeben wird. Planer haben berechnet, dass sie nach allen um- und einbauten auf eine Kapazität von 120.000 Megawattstunden kommen und damit 12.000 Wohnungen versorgen kann.

Es ist eine theoretische Zahl. Schüle kann im Moment noch nicht sagen, ob es am Ende tatsächlich so viele Abnehmer werden. Was er sagen kann, ist: Seit dem Ukraine-Krieg hat die Bedeutung von Fern- und Nahwärmenetzen zugenommen. Und sind Vertreter des Energiedienstleisters aus Hannover mittlerweile mit immer mehr potenziellen Kunden im Gespräch oder wollen es bald sein. Zum Beispiel mit den Planern des Schwimmbades im Kämmerei-Quartier. Mit dem Bauträger der Mehrzwecksporthalle. Mit der Bildungsbehörde, die dabei ist, einen Berufsschulcampus zu entwickeln.

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Schüle sagt, dass noch in diesem und im nächsten Jahr mögliche Abnehmer unter Vertrag genommen werden, damit im übernächsten der Bau von Leitungstrassen beginnen kann. Im dritten, spätestens im vierten Quartal 2025 sollen von der neuen Übergangsstation des Kraftwerks die ersten Netzmeter, vielleicht auch schon Netzkilometer zu Neukunden abgehen. Nach Angaben des Geschäftsführers wird inzwischen geprüft, wo die Trassen verlaufen könnten. Der Plan soll im nächsten Jahr fertig und mit Behördenvertretern abgestimmt werden, um das Vergabeverfahren einleiten zu können.

Wie AWG-Chef Nieweler spricht auch Schüle von siebenstelligen Summen, die sein Unternehmen für das Wärmenetz aufwenden muss. Und wie der Bassumer geht auch er von einem zweistelligen Millionenbetrag aus, den Enercity Contracting zu bezahlen hat – allerdings einen deutlich höheren als der Projektpartner. Wie hoch genau er ausfällt, wird nach Schüles Zeitplan im nächsten Jahr feststehen. Zumindest für die ersten Ausbaustufen. Er geht davon aus, dass das Vorhaben fünf bis zehn Jahre dauern wird.

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