In der Liste der Bremer Denkmäler ist er noch ganz neu: Der sternenförmige Beton-Pavillon auf der Bahrsplate an der Weserstrandstraße in Blumenthal ist jetzt unter Denkmalschutz gestellt worden. Die Erhaltung des Bauwerks, das im Jahr 1966 von der Sparkasse Blumenthal anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens gestiftet wurde, liege aus "geschichtlichen, heimatgeschichtlichen, architekturgeschichtlichen und künstlerischen Gründen im Interesse der Öffentlichkeit", heißt es im Gutachten zum Denkmalwert. Unter Schutz steht auch die zugehörige Sitzgruppe mit vier winkelförmigen Bänken.
Das Gutachten geht auf die wechselvolle Geschichte der Bahrsplate ein. Die ursprüngliche Flussinsel wurde ab 1925 im Zuge einer Weserkorrektur planiert und zu einem Park umgestaltet. Ab Mitte der 1930er-Jahre ergänzten unter anderem eine Badestelle und eine Uferpromenade mit Pappelallee die Grünanlage. Ab 1942 wurde ein Großteil des Geländes als Lager für Ostarbeiter und sowjetische Kriegsgefangene genutzt. Im Jahr 1944 errichteten die Nationalsozialisten auf der Bahrsplate ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. Dessen Häftlinge mussten für die AG Weser-Werft der Deutschen Schiff- und Maschinenbau AG (Deschimag) Zwangsarbeit leisten.
Nach der Auflösung des Lagers im April 1945 dienten die zuvor von den Häftlingen bewohnten Baracken als Unterkünfte für Kriegsflüchtlinge und ausgebombte Familien. 1956 wurden die ehemaligen Lagergebäude abgerissen und ab 1964 begann schließlich die erneute Umgestaltung der Bahrsplate in eine öffentliche Grünanlage. Neben neuen Wegen, Staudenbeeten und Sitzbereichen entstanden auch ein Spielplatz und eine Terrassenanlage mit Pergola. Im Jahr 1966 wurde der Beton-Pavillon als Wetterschutzdach am Ende der historischen Pappelallee aufgestellt.
In den folgenden Jahrzehnten wurde der Park nach und nach verändert. In den 1980er-Jahren entstand am nördlichen Rand des Areals eine Gedenkstätte für die ehemals auf der Bahrsplate untergebrachten Zwangsarbeiter, zu der unter anderem eine Skulpturengruppe des Künstlers Paul Bichler gehört. 2009 integrierten die Planer ein Mahnmal, das Schüler vom Schulzentrum Alwin-Lonke-Straße geschaffen haben. Zwischen 2005 und 2007 wurden die Uferpromenade erneuert, der Spielplatz ausgebaut und eine Skateanlage in der Nähe des Pavillons errichtet.
"Trotz der aufgeführten Umgestaltungsmaßnahmen in seiner direkten Umgebung hat sich der Pavillon selbst weitestgehend unverändert erhalten", heißt es im Gutachten. Er stehe für die wechselvolle Entstehungs- und Nutzungsgeschichte des Geländes, das eine hohe ortsgeschichtliche Bedeutung für Blumenthal habe. Der Pavillon bilde "einen markanten Blickpunkt innerhalb der Parkanlage" und gehöre "zu ihren wichtigsten baulichen Ausstattungselementen".
Hervorgehoben wird unter anderem das markante sternförmige Dachtragwerk des Pavillons: "Seine unbehandelten Sichtbeton-Oberflächen und sein skulptural wirkendes Faltwerk, das auf den schlanken Betonstützen zu schweben scheint, zeugen vom Zeitgeist seiner Entstehungszeit, als die Anwendung innovativer neuer Konstruktionsweisen – wie beispielsweise Falt- und Schaltragwerke – insbesondere für öffentliche Bauten sehr populär war." Nach Ansicht der Denkmalpfleger hat das Bauwerk einen besonderen architekturgeschichtlichen und baukünstlerischen Wert, weil es mit seiner "Materialität und expressiven Formensprache" charakteristisch für die Architekturströmung der Nachkriegsmoderne sei. Der Pavillon habe im Land Bremen damit auch ein Alleinstellungsmerkmal.