Einmal haben sich Anwohner und Vereinsvertreter bereits getroffen, um zu sagen, was in Lüssum anders werden muss, jetzt sind sie ein zweites Mal zusammengekommen. Und diesmal ist ihre Liste an Ideen nicht nur länger geworden, sondern auch konkreter. So konkret, dass sie in einem Entwicklungskonzept einfließen können. Nach Grohn ist es das zweite Mal, dass die Stadt so etwas im Bremer Norden macht, um ein Viertel, das Probleme hat, voranzubringen. Mit Millionen aus der Städtebauförderung.
Rixa Gohde-Ahrens kennt alle Idee. Sie sammelt sie. Die Freiraumplanerin war deshalb nicht nur beim ersten Quartierstreffen dabei, sondern auch beim zweiten. Gohde-Ahrens arbeitet für die Hamburger Lawaetz-Stiftung, die Wohnen sozial gestalten will – und im Auftrag der Stadt das Entwicklungskonzept schreibt. Sie sagt zum Papier manchmal Leitfaden für die Behörden. Und zu den Behörden gelegentlich Partner. Sie sollen bei der Umsetzung des Plans helfen, weil die Themen der Bewohner letztlich auch ihre Themen sind.
Es geht ums Wohnen und um Mobilität, um Bildung und soziales Engagement, um Gesundheit und Imagepflege. Das alles soll sich in Lüssum verändern, vor allem aber verbessern. So der Plan. Zu ihm gehört aus Sicht von Anwohnern und Vereinsfunktionären ein Anbau ans Haus der Zukunft und ein Ausbau der Radwege, ein Plus an Qualifizierungsangeboten und an Nachbarschaftsveranstaltungen, der Abriss des Parkdecks und der Bau einer Sporthalle. Und mehr Eigendarstellung des Quartiers, um mit Vorurteilen aufzuräumen.
Sporthalle statt Parkdeck
Auch die Gewoba will das. Sie hat angekündigt, das Wohnen an der Lüssumer Heide attraktiver zu machen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft wird Fassaden, Fenster, Türen sowie Hauseingänge der Mietblocks erneuern und ein Waschhaus bauen, das zugleich ein Treffpunkt für die Bewohner sein soll. Laut Gohde-Ahrens will sich Gewoba aber auch am Bau einer Multifunktionssporthalle beteiligen, indem sie das Grundstück, auf dem die Halle später stehen soll, frei macht – mit dem Abriss des Parkdecks.
Wenn man so will, nimmt die Wohnungsbaugesellschaft eine Schlüsselrolle bei dem Quartiersprojekt ein. Weil sie mehr als 200 Lüssumer Wohnungen von der Vonovia kaufte, geht jetzt, was vorher nicht gegangen ist: Dass eben ein Konzept erstellt wird, mit dem Fördermittel aus dem Städtebauprogramm abrufbar werden. Nach dem Zeitplan von Gohde-Ahrens wird das voraussichtlich ab März möglich sein. Das ist zumindest der Monat, in dem der Senat das Konzept für Lüssum beschließen soll.
Und damit festlegt, was wo wann im Quartier die nächsten sechs, sieben, vielleicht auch acht Jahre umgesetzt wird. So lange wird es nach Einschätzung der Freiraumplanerin voraussichtlich dauern, bis die Liste an Ideen und Projekte der Gewoba abgearbeitet ist. Genauer kann sie es momentan nicht sagen, weil noch unklar ist, ob tatsächlich alles kommt, was sich Anwohner und Vereinsvertreter vorstellen. Gohde-Ahrens sagt, dass ein Entwicklungskonzept immer auch ein Prozess ist, bei dem sich etwas ändern kann.
Wie bei jedem Projekt der Städtebauförderung, so auch bei diesem: Es geht ums Geld. Der Bund beteiligt sich nur, wenn sich auch das Land und der Eigentümer beteiligen. Geben die viel zu den Kosten dazu, gibt es auch viel Geld aus Berlin. So sind die Bedingungen. Für Gohde-Ahrens folgt daraus, dass die Wohnungsbaugesellschaft und die Stadt genau schauen müssen, bei welchem Projekt sie sich mit welcher Summe einbringen, damit am Ende so viele Vorhaben wie möglich umgesetzt werden können.
Die Lawaetz-Mitarbeiterin geht davon aus, dass die neuen Fassaden, Fenster, Türen und Eingänge für die Wohnblocks zuerst kommen werden – und der Abriss des Parkdecks an der Lüssumer Heide plus Neubau einer Multifunktionshalle wahrscheinlich später. Wenn Politik und Behörden beidem überhaupt zustimmen. In zwei Monaten hat Gohde-Ahrens ein Treffen mit mehreren Fachleuten aus der Verwaltung. Sie sollen als Erste sagen, wie sie finden, was Anwohner und Vereinsvertreter an Ideen aufgelistet haben – und welche sie für finanzierbar und damit auch für machbar halten.