Christian Gerken, das sagt er selbst, hat einen ehrgeizigen Plan – und der ist jetzt noch einmal ehrgeiziger geworden: Weil es so wenige Schwimmbäder gibt, dass Kinder mindestens ein halbes Jahr auf einen Platz im Kursus warten müssen, will er selbst Becken und Bahnen bauen. Und weil keine Zuschüsse von der Stadt zu erwarten sind, versucht Gerken etwas, was noch kein Sportfunktionär aus dem Bremer Norden vor ihm probiert hat: ein Millionenprojekt größtenteils mit Sponsorenhilfe umzusetzen.
Gerken, Chef der Schwimmsparte der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack, hat mit vielen Leuten über das Vorhaben gesprochen: mit Vertretern der Stadtteilpolitik, des Sportamts, der Wirtschaftsförderung, mit Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne), Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich (parteilos), dem Senatsbeauftragten Martin Prange (SPD). Alle, sagt Gerken, finden gut, was er und andere planen. Nur hat noch keiner signalisiert, dass für sie das Gebäude reserviert wird, das zum Schwimmbad werden soll: die sogenannte Fliegerhalle auf dem Woll-Kämmerei-Gelände in Blumenthal.
Der Vereinsfunktionär braucht jedoch diese Zusage, weil potenzielle Sponsoren ihn danach fragen. Und ihm erklären, dass er gerne wiederkommen kann, um für sein Projekt zu werben, wenn er den Zugriff auf die Immobilie hat. Am liebsten nicht bloß einen befristeten, sondern den endgültigen. Dass mögliche Geldgeber so reden, kommt für ihn nicht von ungefähr. Sie wollen, meint Gerken, sich möglichst sicher sein, dass aus dem Vorhaben etwas werden kann. Und dass die Stadt nicht nur sagt, hinter dem Projekt zu stehen, sondern es mit einer Entscheidung, die Halle freizugeben, quasi auch garantiert.
Er hofft, dass das jetzt schnell passiert. Zum einen, weil Gerken die Sponsorensumme für den Umbau des Gebäudes am liebsten im Sommer zusammenhaben will. Zum anderen, weil die Summe, die gebraucht wird, siebenstellig ist: Neun Millionen Euro sind für das Schwimmhallen-Projekt veranschlagt – und mindestens zwei Drittel des Betrages sollen von privaten Geldgebern kommen. Vor einem Jahr hatte Gerken noch anders kalkuliert. Das war, als ihm die Behörden noch nicht mitgeteilt hatten, dass er ohne Zuschüsse der öffentlichen Hand auskommen muss.
Sechs Millionen in sechs Monaten: Gerken glaubt, dass das auch in Corona-Zeiten, in denen sich Firmen mit Investitionen bisher zurückgehalten haben, gelingen kann. Der Mann ist Unternehmensberater. Er spricht nicht nur von einem Bad-Konzept, das überzeugend ist. Sondern auch von ersten Sponsoren, die überzeugt wurden. Von ihm und seinem Team. Gerken führt mittlerweile nicht nur eine Schwimmsparte an – er steht jetzt auch an der Spitze eines Fördervereins, der sich für den Bau eines Blumenthaler Hallenbades einsetzt und mehrere Vorstandsmitglieder hat. Darunter sind Bänker, Techniker und Beamte.
Im Vorjahr hatte er das Projekt noch allein im Beirat vorgestellt. Damals legte er den Stadtteilpolitikern ein Konzept vor, das auf 30 Seiten kam. Es enthielt einen Grundrissplan, wo was hinsoll – und eine Liste an Firmen, die den Umbau der Flieger- in eine Schwimmhalle vollziehen wollen. Am Plan und an der Liste hat sich nichts geändert. Nur, dass zum Entwurf auf dem Papier nun auch ein Modell dazugekommen ist. Gerken sagt, dass er es in Auftrag gegeben und bezahlt hat. Wie auch anderes, um den Bau der Becken und Bahnen weiter voranzubringen. Alles in allem kommt der Vereinsfunktionär auf eine vierstellige Summe, die er bisher investiert hat.