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Lehrermangel 1600 Schüler mehr in Blumenthal

Die Tami-Oelfken-Schule bildet mit einer Unterrichtsversorgung von 80 Prozent das Schlusslicht in Bremen. Die Unterrichtsversorgung ist im Vergleich zum vorherigen Schuljahr noch gesunken.
16.08.2023, 18:00 Uhr
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Von Sara Sundermann Patricia Brandt

Wenn es ein Ranking gäbe, welche Schule in Bremen bei der Versorgung mit Lehrern am schlechtesten abschneidet, hätte bisher die Grundschule am Wasser den ersten Platz eingenommen. Hier lag die Unterrichtsversorgung im Mai bei gerade mal 60 Prozent. Das wurde jetzt im Rahmen einer Pressekonferenz der Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) im Rathaus bekannt. Mit drei Abordnungen habe die Situation hier nun deutlich verbessert werden können, hieß es. Das Schlusslicht in der Hansestadt bildet nun eine andere Brennpunktschule: die Tami-Oelfken-Schule in Lüssum.  

Wie berichtet, hatte sich die Tami-Oelfken-Schule bereits vergangenes Jahr mit einer Gefährdungsanzeige an die Behörde gewandt. Eltern und Kollegium der Grundschule forderten Hilfe: Die Schule sei völlig überlastet. Es gebe Kinder mit Beeinträchtigung, die wegen fehlender Rückzugsräume gegen die Wände schlagen. Schüler, die den Großteil des Tages in Fluren verbringen. Und Lehrkräfte, die Attacken ausgesetzt sind. Doch während die Unterrichtsversorgung nach Angaben des Senats im Februar 2022 noch bei fast 87 Prozent lag, ist sie nun weiter gesunken.

Die Bremer Schulen stünden weiterhin "vor riesigen Herausforderungen", sagte Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) mit Blick auf die steigenden Schülerzahlen in der Stadt. In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Bremen um 15 Prozent gestiegen, also um etwa 7000 Kinder. Den stärksten Zuwachs gab es demnach in Blumenthal mit 1600 neuen Schülerinnen und Schülern in den vergangenen zehn Jahren.   

Insgesamt 86 Lehrerstellen in Bremen konnten laut Bildungsbehörde dieses Schuljahr nicht besetzt werden. Die Situation sei nicht zufriedenstellend, dennoch stehe Bremen deutlich besser da als viele andere Bundesländer, insbesondere in ländlichen Gebieten, hieß es bei der Pressekonferenz im Rathaus. In der Regel liegt die Versorgung der Bremer Grundschulen nach Angaben des Sascha-Aulepp-Hauses bei 96 Prozent, an Oberschulen bei 97 Prozent und an Gymnasien bei 98 Prozent. Schulen in Bremen-Nord seien im Stadtteilvergleich jedoch weiterhin mit am stärksten vom Lehrermangel betroffen, bestätigte Sascha Aulepps Büroleiter Aygün Kilincsoy auf Anfrage, „wenngleich die Schere durch die zentrale Personalsteuerung seit Juni deutlich verringert werden konnte“. So habe es in den vergangenen Wochen fünf Abordnungen und Versetzungen „aus dem Bestand“ an Schulen nördlich der Lesum gegeben. Davon allein drei an die Grundschule am Wasser, sodass die Unterrichtsversorgung nun bei 86 Prozent liege. "Der geringste Wert liegt an einer Schule bei 80 Prozent", sagt Kilincsoy. Auf diese Quote käme die Tami-Oelfken-Schule.  

Es habe zahlreiche Maßnahmen zur Personalgewinnung gegeben, so Kilincsoy. So gibt es neuerdings ein Programm „Back to school“ für Quereinsteigende, Speeddatings für Bewerber und Qualifizierung ausländischer Lehrkräfte). „Darüber hinaus steuern wir seit diesem Jahr zentral das Personal und schaffen es so, zielgerichtet den Einsatz zu organisieren“, sagt Kilincsoy. Dennoch bleibt die Unterrichtsversorgung beispielsweise an der Grundschule Landskrona Straße bei 89 Prozent (zuvor 83 Prozent). Bei der Grundschule am Pürschweg (vorher 86 Prozent) konnte sie allerdings nach Verwaltungsangaben zum neuen Schulstart auf 95 Prozent gesteigert werden.

Personalvertretung, Elternvertreter und Opposition blickten im Vorfeld der Pressekonferenz im Rathaus mit großer Sorge und Kritik auf den Schuljahresstart. „Vielfach kommt Grundversorgung hier – bei allen Bemühungen des noch verbleibenden, pädagogischen Personals – einer reinen Verwahrung gleich, wie der Zentralelternbeirat dies bereits im letzten Schuljahr mehrfach feststellen musste und öffentlich kritisiert hat“, heißt es in einer Pressemitteilung des Zentralelternbeirats vom Mittwoch dieser Woche. Er rechnet fest mit der erneuten Einschränkung von Ganztagsangeboten, stellenweisem Wegfall der inklusiven Beschulung und sozial notwendiger und pädagogisch sinnvoller Angebote. So hätten im vergangenen Schuljahr neun Grundschulen den Ganztag angesichts des Personalmangels nicht mehr stemmen können. Unter anderem an der Tami-Oelfken-Schule werden sich aufgrund der „personellen und räumlichen Situation bis auf weiteres“ die Beschulungszeiten“ verändern: So können die Schüler nur noch zwei Tage in der Woche bis 15 Uhr in der Schule betreut werden, hieß es bereits in einem Brief an die Eltern.

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