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Wätjens Park Tempel ist wieder in Original-Zustand

Das Denkmal ist wieder vollständig: Der Förderverein Wätjens Park hat den Gedächtnistempel in der historischen Grünanlage sanieren lassen und um vier fehlende Vasen ergänzt. Eine ist ein Original.
01.12.2019, 22:12 Uhr
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Tempel ist wieder in Original-Zustand
Von Julia Ladebeck

Der Gedächtnistempel in Wätjens Park ist wieder komplett. Der Förderverein Wätjens Park hat die fehlenden Schmuckvasen, die in den 1960er-Jahren entfernt wurden, wieder herstellen und auf die Ecken des Tempeldachs setzen lassen. Unter den vier Exemplaren ist ein Original. Es diente als Vorbild für die Repliken, die Steinbildhauer Michael Paesler angefertigt hat. Zusätzlich wurden der Tempel saniert, das Dach gereinigt, frisch verfugt und mit neuen Blechen versehen.

Gesichert an Schlaufen baumelt die Sandsteinvase an einem langen Seil. Ein Kran zieht sie Stück für Stück nach oben und schwenkt sie dann vorsichtig in Richtung Tempel. Dort stehen Michael Paesler und mehrere Männer auf dem Dach bereit, um sie sicher in Empfang nehmen zu können. Rainer Frankenberg, Vorsitzender des Fördervereins Wätjens Park, begrüßt unterdessen die Gäste, die zu diesem Anlass gekommen sind. Unter ihnen ist Rolf Kirsch vom Landesamt für Denkmalpflege. Außerdem sind Vertreter des Bremer Ortskuratoriums der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) sowie der Öffentlichen Versicherungen Bremen (ÖVB) und VGH Stiftung dabei, die das Projekt ebenso wie das Umweltressort finanziell gefördert haben.

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Insgesamt haben die Instandsetzung des Tempels, die Herstellung der drei neuen Gefäße und Restaurierung der historischen Vase sowie das Aufsetzen 30.000 Euro gekostet. Der Förderverein sowie die DSD, die ÖVB, die VGH-Stiftung und die Stadt Bremen haben sich an der Finanzierung beteiligt.

Das Denkmal stammt aus der Gründerzeit des Parks. Der Reeder Diedrich Heinrich Wätjen hatte um 1830 den Landschaftsgärtner Isaak Hermann Albert Altmann damit beauftragt, für ihn einen Landschaftspark im englischen Stil anzulegen. Der Sohn des Parkgründers, Christian Heinrich Wätjen, erweiterte den Park und stattete ihn mit einer Reihe zeittypischer Bauwerke und Schmuckelementen aus.

Als Wätjen im Jahre 1887 starb, beauftragten die Söhne und Enkel Heinrich Müller, den Lieblingsarchitekten des Vaters, im Jahr 1888 damit, einen Gartentempel zum Gedenken an den Vater und Großvater zu errichten. „Nach Angaben von Familienangehörigen der Familie Wätjen war ursprünglich geplant, ein Grabmonument zu schaffen“, erzählt Frankenberg. „Die preußischen Gesetze verboten es aber, Menschen außerhalb von Friedhöfen zu beerdigen.“ Und so ließ die Familie den Gartentempel bauen.

Recherchen klären Hintergründe auf

Später wurde der Park geteilt und war nicht mehr zugänglich. Ein Teil gehörte dem Bremer Vulkan, der andere der Bremer Woll-Kämmerei. Als die Stadt ihn übernahm, war er verwahrlost und erst nach und nach wurde der frühere Zustand wieder hergestellt. Im Jahr 2001 wurde der neoklassizistische Gartentempel gründlich renoviert. Damals war es noch nicht möglich, die fehlenden Schmuckvasen wieder aufzusetzen, denn sie waren verschwunden. 2005 gründete sich der Förderverein. Durch Recherchen der Mitglieder konnte rekonstruiert werden, warum die Vasen abgenommen wurden und wo sie sich befinden könnten.

„Zeitzeugen haben uns erzählt, dass sie als Kinder häufig am Tempel gespielt haben. Ein Gärtner hatte damals ein Gerüst als Rankhilfe für Glyzinien aufgestellt. Darauf sind die Kinder gerne herumgeklettert.“ Möglicherweise, so ist die Vermutung, hatte sich dadurch die Verankerung einer Vase gelockert. Als die Kinder bei einer Geburtstagsfeier wieder einmal am Tempel spielten, stürzte eines der Sandsteingefäße herunter und schlug direkt neben einem Kind auf.

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Frankenberg: „Der Gärtner soll daraufhin die anderen drei Vasen ebenfalls abgenommen und in einem der Bombenkrater entsorgt haben, die hier damals noch überall waren.“ Nachdem sie diese Information hatten, durchsuchten die Vereinsmitglieder die Umgebung des Tempels. „Wir haben mit Eisenstangen den Boden abgesucht.“ Sie blieben allerdings erfolglos. Ein Zufall brachte eine der Originalvasen dann doch in den Park zurück. „Die Familie eines Freundes von mir hatte ein Haus an der Kuhstraße. Im Garten stand eine Sonnenuhr. Wie mir mein Freund irgendwann erzählte, handelte es sich dabei tatsächlich um eine der Vasen. Die Spitze fehlte und dafür steckte ein Stab oben drin.“ Als die Familie das Haus verkaufte, rief der Freund bei Rainer Frankenberg an und fragte ihn, ob er die Vase haben möchte.

Beim Abbau passierte dann das Malheur

„Natürlich wollte ich“, sagt der Vereinsvorsitzende und lacht. Er fand ein Bauunternehmen, das sich bereit erklärte, die Vase kostenlos abzuholen. Beim Abbau passierte dann das Malheur: Die Vase zerbrach in zwei Teile. Immerhin hatte der Verein nun das Original. Anhaltspunkte dafür, wie es früher einmal ausgesehen hat, brachten historische Fotos, „die allerdings sehr undeutlich sind“, so Rolf Kirsch vom Landesamt für Denkmalpflege. Sie halfen aber dabei, zu rekonstruieren, wie die fehlende Spitze in etwa geformt war. „Rekonstruktionen sind in der Denkmalpflege umstritten. In diesem Fall fanden wir sie aber angemessen. Vor allem, weil eine Original-Vase vorhanden ist.“

Michael Paesler, der inzwischen eine enge Verbindung zu dem Tempel hat, restaurierte das zerbrochene Stück. Er hatte bereits im Jahr 2001 den Gedächtnistempel restauriert und 2009 um die Replik der Büste von Christian Heinrich Wätjen ergänzt. Nachdem die Büste durch Vandalismus zerstört worden war, übernahm Paesler auch die Restaurierungsarbeiten. Die reparierte Original-Vase sowie die historischen Fotos dienten schließlich als Vorbild für die Repliken. Die vier großen Gefäße zieren nun das Dach des Tempels und Spaziergänger sehen den klassizistischen Pavillon nach Jahrzehnten erstmals wieder so, wie er 1888 errichtet wurde.

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