Unsere gemeinsame Reise – unter dieser Überschrift stand der Elternabend, zu dem Robert Herdzina und sein Trainerteam kürzlich geladen hatten. Schließlich kommt es nicht nur auf die Verantwortlichen neben und die Fußball-Talente auf dem Platz an, wenn sich der Blumenthaler SV am zweiten August-Wochenende in das Abenteuer Fußball-Regionalliga Nord stürzt. Auch die Eltern müssen mitziehen, wenn ihre 14- und 15-jährigen Sprösslinge, die zu einem großen Teil sternförmig um Bremen-Nord herum in Bremerhaven, Delmenhorst, Stuhr oder Verden wohnen, die großen Herausforderungen in der höchsten deutschen Spielklasse meistern wollen. In der gerade laufenden Vorbereitung wird nahezu täglich trainiert, im laufenden Punktspielbetrieb werden Fahrdienste beispielsweise drei- bis viermal wöchentlich benötigt.
Seit dem 2. Juli befindet sich der Aufsteiger, der, wie Robert Herdzina es formuliert, von einer Doppelspitze geführt wird, in der Vorbereitung. Dabei bringe sich Ben Altenburg besonders bei Taktik und Formationsthemen stark ein. Daran, dass die Taktik neben der Physis und Mentalität in dieser Liga mit unzähligen Teams aus Nachwuchsleistungszentren eine bedeutende Rolle spielen wird, führt kein Weg vorbei. Und diesbezüglich haben die Blumenthaler Trainer auch bereits eine klare Vorstellung. Das bisherige 4:2:3:1-System, mit dem Robert Herdzina die U14 des Blumenthaler in die Verbandsliga führte, wird in ein defensiveres 5:2:3:1 umgestaltet. "Es ist wichtig, nicht so schnell Gegentore zu kassieren", begründet der 44-Jährige die Maßnahme, in die auch Einschätzungen von Denis Spitzer (U19-Trainer), Riza Avdiji (U17-Trainer) und Malte Tietze (Herrentrainer) einflossen. Robert Herdzina ist seit zwei Jahren im Trainergeschäft und war nach seiner Tätigkeit als Co-Trainer für die Verbandsliga-D-Junioren und die zweite C-Jugend verantwortlich, mit der er Winter- und Sommerrunden-Meister sowie Pokalsieger wurde. Als Spieler lief der Bankbetriebswirt in der Jugend für den SV Grohn und den Blumenthaler SV (A-Jugend-Regionalliga) auf, im Herrenbereich spielte er jeweils zwei Jahre für den TSV Lesum-Burgdamm und den Bremer SV, danach bis zum Karriereende für den Blumenthaler SV.
Die verstärkte Defensivabsicherung bei der U15 soll aber nicht bedeuten, dass der BSV Beton anmischen will. Vielmehr soll so eine Stärke bestmöglich zum Tragen kommen: das Umschaltspiel. Bei Ballgewinnen soll also die Post abgehen, "tendenziell über die Flügel", erläutert Robert Herdzina. In vorderster Linie sollen dann die körperlich und athletisch starken Angreifer Leon Holz, Destiny Aguene und Marvellous Hochfeld den Gegnern Rätsel aufgeben. "Die wissen, wo das Tor steht und haben Durchschlagskraft", sagt Herdzina, der ein "positives Mindset" als seine Art der Ansprache und Kommunikation bezeichnet. Herdzina will mutig spielende BSV-Youngster, zu denen auch sein Sohn Ben gehört, sehen.
Positiv denken könnte schnell nötig werden, denn der Spielplan beschert dem Blumenthaler SV einige herausfordernde Aufgaben. In den Partien zwei bis fünf treffen die Nordbremer mit dem VfL Wolfsburg, dem FC St. Pauli, dem HSV und Hannover 96 auf Gegner, die Robert Herdzina allesamt weit vorne erwartet. Da ist die Auftaktpartie am Sonntag, 10. August, 13 Uhr, gegen HSC Hannover möglicherweise das erste Schlüsselspiel der Saison. "Vielleicht haben wir nach diesem Auftaktprogramm Lehrgeld bezahlt. Aber das zahlen wir lieber gegen Mannschaften wie Wolfsburg und St. Pauli", sieht Robert Herdzina auch etwas Gutes im Hammerprogramm.
Aber der Trainer macht den BSV auch nicht kleiner, als er ist. Er sieht, einmal abgesehen von den bei Werder spielenden Talenten, beim BSV die besten Spieler der Region vereint und bezeichnet ein unmittelbar nach der Saison gegen Eintracht Braunschweig ausgetragenes und mit 2:1 gewonnenes Testspiel als "Indikator". Nun gelte es, die eigene Qualität auf den Platz zu bringen. Dafür, dass das gelingt, gibt es allerdings keine Gewähr, weiß Herdzina. Denn der Rahmen, in dem sich die Spieler jetzt in Deutschlands höchster Spielklasse bewegen, ist ein für sie Unbekannter. Als hilfreich könnte sich das Teamklima erweisen, das Herdzina als "gut" beschreibt. Zwölf der insgesamt 24 Spieler sind Blumenthaler und bilden damit einen stabilen Kern. Dazu geholt wurden laut Herdzina vor allem Zentrums- und Abwehrspieler, die körperlich stark sind. Nach dem Trainingslager am Wochenende 2./3. August in Westerstede, in dem Testspiele gegen den SC Borgfeld und den VfL Oldenburg bestritten werden sollen, soll der BSV dann bereit für die Regionalliga sein. Für "Unsere gemeinsame Reise", wie Robert Herdzina die bevorstehenden Monate auf dem Elternabend genannt hatte. Die Reise, der der BSV-Coach den Namen "Mission Klassenerhalt" gibt: "Wir wollen vier Teams hinter uns lassen."