Zwei Festivals, vier Konzerte: Auf der Brachfläche im Blumenthaler Kämmerei-Quartier war vier Wochen lang mehr los als in den beiden vergangenen Jahren zusammen. Jetzt wird abgebaut – und eine erste Bilanz gezogen. Was hat es dem Stadtteil, den Einzelhändlern und Veranstaltern unterm Strich gebracht? Welche Erwartungen haben sich erfüllt, welche nicht? Und wie geht es weiter? Hier die Antworten von denen, die bei dem Open-Air-Projekt zusammengearbeitet haben.
Der Festivalmacher: André Stuckenbrok hat es grob überschlagen. Der Chef der Bremer Musikszene und Geschäftsführer einer Veranstaltungsfirma kommt auf knapp 3500 Menschen, die zu den Festivals und Konzerten in Blumenthal gekommen sind. Er sagt, dass die meisten Besucher beim Auftritt von Thees Uhlmann und beim zweitägigen Metal-Programm dabei waren – rund 900. Und dass sich manche Konzertmacher mehr versprochen hatten – mindestens das Doppelte. Auch Stuckenbrok. Er hat das Hellseatic-Festival organisiert.
Und wird das wieder tun. Der Termin für nächstes Jahr steht schon: 9. und 10. September. Stuckenbrok findet nämlich, dass die Besucherzahlen für das erste Open-Air-Projekt in Blumenthal nicht so schlecht waren, um es kein zweites Mal zu versuchen. Ihm zufolge braucht es Jahre, damit sich eine Veranstaltung etabliert. Für ihn ist das Industriegelände ein vielversprechendes Gelände. Mit dem geplanten Berufsschulcampus kommen künftig genau die ins Kämmerei-Quartier, die er und andere Konzertplaner erreichen wollen: junge Menschen.
Der Förderverein: Oliver Fröhlich sagt, dass es immer Luft nach oben gibt, aber eigentlich mit der Festival- und Konzert-Resonanz zufrieden zu sein. So sehr sogar, dass der Ortsamtsleiter und Chef des Fördervereins der Blumenthaler Bürgerstiftung eine weitere Auflage will. Der Verein hat für das zweite Festival auf dem Kämmerei-Gelände gesorgt. Green Sounds of Blumenthal hat er es genannt. Das Geld für die beiden Konzertabende kam von Sponsoren und von der Stadt, die 80 Prozent der Kosten für das Open-Air-Projekt übernommen hat.
Fröhlich geht davon aus, dass sie das im nächsten Jahr nicht noch einmal machen wird – oder zumindest nicht so, wie sie es jetzt getan hat. Darum will er mit den anderen Veranstaltern so schnell wie möglich zusammenkommen, um so früh wie möglich für die zweite Festival- und Konzertreihe werben zu können. Seiner Ansicht nach war die erste nicht nur gut fürs Stadtteilimage, sondern auch gut für Unternehmen. Fröhlich spricht von ausgebuchten Campingplätzen und davon, dass an den Veranstaltungstagen viele junge Menschen in den Geschäften waren.
Die Wirtschaftsbehörde: Für Kristina Vogt hat das Kämmerei-Quartier das Potenzial, zu einem neuen Veranstaltungsort zu werden. Die Wirtschaftssenatorin sieht darin keinen Widerspruch zu den Plänen, das Viertel weiter gewerblich zu entwickeln und zugleich zu einem Schulstandort zu machen. Bei einem Rundgang durch Blumenthal im September sprach sie von der Veranstaltungsbranche als treibende Kraft, die ein Quartier voranbringen kann. Wo kulturell etwas los ist, argumentierte sie, werden Flächen auch für andere Nutzer interessant.
Nach den Zahlen der Linken-Politikerin sind in diesem Sommer rund 170.000 Euro in Open-Air-Veranstaltungen investiert worden, um Kulturmacher in der Corona-Krise zu unterstützen. Das Hellseatic-Festival bekam zusätzlich einen Zuschuss von 24.000 Euro. Vogt sagt, dass die Blumenthaler Veranstaltungen die Erwartung der Behörde erfüllt haben. Und dass sie sich freuen würde, wenn durch die finanzielle Hilfe neue Optionen für die Musikszene entstehen, die nachhaltiger wirken als einen Sommer. Ob es eine weitere Förderrunde geben wird, ist momentan offen.