Jahrelang kamen Handwerker auf die Baustelle beim Blumenthaler Bahnhof – jetzt die Besucher zur Eröffnungsfeier. Und die war, wenn man so will, eine dreifache. Alle Mieter des neuen Geschäftskomplexes und -geländes an der Landrat-Christians-Straße haben am Freitag ihre Filialen präsentiert: eine Bank, eine Bäckerei, ein Carsharing-Unternehmen. Was Kunden am Standort direkt an den Gleisen erwartet und welches Angebot noch kommt – das Millionenprojekt im Überblick.
Sparkasse: 480 Quadratmeter – eigentlich ist die neue Stadtteilfiliale der Bank nicht so groß, dass man sich verlaufen könnte. Henry Ponty bietet trotzdem eine Führung an. Der Sparkassen-Mitarbeiter zeigt, was wo ist: hier der Empfangstresen, dort die Schreibtische der 18 Kaufleute, Berater und Servicekräfte. Und dazwischen ein Bereich, den Ponty die Community-Area nennt. Die Zweigstelle, sagt er, ist mehr als eine Bankfiliale. Er spricht von einem Ort für Blumenthaler. Von 70 Quadratmetern, die von Vereinen, Gruppen und Initiativen quasi gemietet werden können. Und davon, dass das nichts kostet.
Es gibt ein Sofa, eine Küche und Tische, die an diesem Morgen zu einer Tafel zusammengeschoben sind. An ihr sitzen Gäste der Eröffnungsfeier. Die meisten müssen stehen, weil so viele gekommen sind: Politiker, Kunden, Anwohner. Ponty sagt, dass der Sparkasse die Verbundenheit mit dem Ort wichtig ist. Er geht vorbei an Monitoren, die alte Fotos von Blumenthal zeigen, und an Räumen, die nach den Ortsteilen benannt sind. Draußen bleibt er vor einem Extra-Eingang stehen, der rund um die Uhr geöffnet ist. Hinter der Tür reihen sich die Geldautomaten. Sie sind, wie auch alle Mitarbeiter, vom alten Standort zum neuen gewechselt.
Rolf GmbH: Michael und Andreas Rolf-Pissarczyk sind an diesem Vormittag nicht in der Backstube. Die beiden Brüder stehen vor ihrer neuesten Filiale. Es ist ihre neunte im Norden und die vierte in Blumenthal. Auf die Eröffnung haben sie länger gewartet als bei anderen Zweigstellen. Erst hieß es, dass die Arbeiten auf dem Gelände an den Gleisen im Frühjahr fertig werden, dann im Sommer. Dass der Termin verschoben wurde, hat mit Problemen zu tun, die viele Projekte haben: mit Lieferengpässen und fehlenden Handwerkern. Michael Rolf-Pissarczyk sagt, dass sie schon vor Monaten mit dem Einbau des Equipments beginnen wollten.
Die Bäckerei an den Schienen ist eine geteilte Bäckerei. Die eine Hälfte ist in einem Altbau, die andere in einem Neubau. Links das historische Bahnhofsgebäude, rechts ein Flachdachbau mit viel Glas. In dem einen ist das Café, in dem anderen der Verkaufstresen. An diesem Morgen sind alle Tische besetzt. 40 sind es. Es ist so viel zu tun, dass das Team größer ist als sonst. Vier Frauen bedienen gleichzeitig. Später, sagt Michael Rolf-Pissarczyk, werden zwei Mitarbeiterinnen vormittags und zwei nachmittags arbeiten. Geöffnet hat die Bäckerei so wie fast alle anderen Filialen des Familienbetriebs: sieben Tage die Woche.
Cambio: Lasse Schulz kennt Bremen – und trotzdem kommt es vor, dass der Chef der Carsharing-Firma von Neuland spricht. Im Fall von Blumenthal zum Beispiel. Der Stadtteil war bisher ein weißer Fleck auf der Karte der Autofahrer, die keinen eigenen Wagen wollen, sondern lieber einen buchen, um von A nach B zu kommen. Seit dieser Woche gehört auch Blumenthal zum Geschäftsgebiet. Schulz zeigt auf Parkplätze hinterm Geschäftskomplex, die jetzt Cambio-Parkplätze sind. Der Standort am Bahnhof ist für ihn guter Standort. Weil es die Pendler nicht weit haben zum Leihauto, wie er meint. Und weil auch die Sparkasse ein Cambio-Kunde ist.
Läuft alles glatt, soll das Angebot ausgebaut und aus einem doppelten Stellplatz am Bahnhof vielleicht ein vierfacher werden. Oder aus einem Standort in Blumenthal noch ein zweiter. Auch in Vegesack und Burglesum, sagt Schulz, sind die Cambio-Flotte und die Zahl der Anlaufstellen nach und nach erweitert worden. Nach seiner Rechnung gibt es dort mittlerweile jeweils zwei Stationen und ein Dutzend Fahrzeuge, die gebucht werden können. Schulz rechnet mit mehr Nutzern im nördlichsten Stadtteil, wenn der Berufsschulcampus kommt – und weitere Firmen oder Behörden im Geschäftshaus am Bahnhof zum Mieter werden.
Gesundheitsamt: Im Frühjahr steht voraussichtlich die nächste Eröffnung an. Davon geht jedenfalls Bauunternehmer und Projektentwickler Jan-Gerd Kröger aus. Dann, meint er, wird der Standort am Bahnhof auch zum Behördensitz. Das Gesundheitsressort will im hinteren Gebäudeflügel den Grundstein für ein Gesundheitszentrum legen. Auf zwei Etagen sollen alle Angebote in der Region zusammengezogen werden: der schulische Gesundheitscheck, die Familienhebammen, die aufsuchende Hilfe. Bis zu 15 Mitarbeiter sollen vor Ort sein. Die Verträge sind im Sommer unterschrieben worden.