Robert Tuschl wohnt da, wo sich – salopp formuliert – Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen können. Weil auch sie dort leben. Seit 25 Jahren, berichtet er, wohnt er in Farge nahe des Tanklagers. "Wir leben hier mit der Natur", sagt der Mann. "Auf die Tiere kann man sich einstellen." Aber nun ist Robert Tuschl in Rage, weil die Natur für sein Empfinden gerade etwas zu sehr zuschlägt. Besser gesagt, deren Bewohner. Rehe, Füchse, Marder – die gebe es hier, und mit denen lasse sich gut leben. Auf den sprichwörtlichen Baum aber bringen ihn die jungen Wilden. "Eine junge Rotte Wildschweine hat hier ihr Unwesen getrieben", klagt der Anwohner und berichtet von seinem aufgewühlten Garten. "Weil die Tiere in der Erde nach Nahrung suchen."
Eigentlich habe er kein Problem mit den Wildschweinen, die im Tanklager-Wald leben. Hin und wieder würden mal zwei, drei von ihnen vorbeikommen. Aber dass sich nachts um drei, vier Uhr eine Rotte auf den Weg macht, um die Gärten zu durchpflügen, bereite den Anwohnern schon Sorge. Die Schweine würden sich auch von Zäunen nicht abhalten lassen, sagt der Farger und fügt hinzu: "Was sollen wir machen, wenn wir nachts nach Hause kommen und hinterm Busch steht eine Sau? Was ist, wenn etwas passiert, weil das Tier sich in die Enge getrieben fühlt und womöglich seine Frischlinge schützen will?"
Bremens Stadtjägermeister Richard Onesseit hält solch ein Szenario für unwahrscheinlich. Die Sauen würden ihren Nachwuchs eher durch Rückzug schützen und nicht durch Angriff, erklärt er. Darüber hinaus würden sie auch das Weite suchen, wenn sich Menschen nähern. Robert Tuschl hingegen ist der Ansicht, dass die Wildschweine aus dem Tanklager-Wald "stärker bejagt werden müssen". Der Farger hat sich wegen der Wildschweine ans Blumenthaler Ortsamt gewandt, das ihn wiederum ans Bürgertelefon des Ordnungsamts Bremen verwiesen hat. "Das Ordnungsamt hat Möglichkeiten, Jäger zu beauftragen, die sich die Situation anschauen", erklärt Phillip Olthoff, Stadtteilassistent im Ortsamt. Er sei aber vom Ordnungsamt wieder ans Ortsamt verwiesen worden, kritisiert Robert Tuschl und fühlt sich mit dem Problem alleingelassen.
Förster empfiehlt stabile Zäune
Die Problematik sei bekannt, sagt Severin Lechner-Gardner Mc Taggart. Er ist der zuständige Revierleiter im Bundesforst Tanklager-Wald. Es würden auch Wildschweine aus dem Bestand geschossen, berichtet der Förster. Aber übertreiben dürfe man damit nicht. "Wenn wir die Wildschweine zu sehr bejagen, vergrämen wir sie." Dann würden die Tiere den Wald noch stärker verlassen. Im Herbst und Winter würden sich die Wildschweine im Wald aufhalten und dort auch Nahrung finden. Die sei im Frühjahr allerdings aufgebraucht, sodass es die Tiere hinausziehe. Noch finden sie auf den Äckern keine Nahrung, aber in vier Wochen müssten die Anwohner wieder Ruhe haben, meint der Revierleiter. "Dann gehen die Wildschweine in den Mais."
Severin Lechner-Gardner Mc Taggart rät dringend, die Grundstücke einzuzäunen. "Ein fester Zaun hält die Wildschweine schon zurück." Die Tiere würden sich auch nicht unter dem Zaun durchbuddeln. "Wenn es ein fester Zaun ist wie zum Beispiel ein Stabgitterzaun oder ein Lattenzaun, möglichst im Boden verankert, kommt da kein Schwein durch." Die Tiere würden sich durch Begrenzungen drücken, graben aber keinen Tunnel, weiß der Fachmann. Außerdem empfiehlt er, draußen keine Essensreste liegen zu lassen. Etwa auf dem Kompost oder weil Katzen und Igel draußen gefüttert werden. Auch das könnte die Wildschweine unnötig anlocken. Komme dennoch eines in Sichtweite, könne man es aus sicherer Entfernung durch Rufen und Klatschen verscheuchen. Und wer in der Gegend mit dem Hund unterwegs ist, sollte sein Tier immer an der Leine führen, sagt der Revierleiter. Auch wegen der Brut- und Setzzeit.