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Nordbremer Stadtentwicklung Blumenthaler Zentrum: Zwei leere Läden weniger

Im Blumenthaler Zentrum stehen so viele Läden leer, dass für Stadtumbauplaner die Geschäftsstraßen ihren eigentlichen Zweck verloren haben. Jetzt gibt es für zwei frühere Geschäftsflächen neue Mieter.
07.07.2024, 12:00 Uhr
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Blumenthaler Zentrum: Zwei leere Läden weniger
Von Christian Weth

Im Blumenthaler Zentrum gibt es demnächst etwas, was es schon länger nicht mehr gegeben hat: zwei leere Läden weniger. Im einen Fall geht es um eine Schule, im anderen um ein Büro. Beide Neueröffnungen sind für Anfang August geplant. Für ein Ladenlokal ist der Vertrag seit dieser Woche unterschrieben, für das andere steht das noch aus. Wer die neuen Mieter sind und warum sie sich für den alten Ortskern entschieden haben – ein Überblick.

Mühlenstraße 40: Noch bis Ende des Monats gehört die Adresse zur Anlaufstelle des Fördervereins der Blumenthaler Bürgerstiftung, dann kommt ein anderer Schriftzug auf die Schaufensterscheibe: Hoffnung durch Lernen. So nennt Richmond Coffi sein Schulprojekt, das in der Vahr angefangen hat, auf Tenever ausgeweitet wurde und jetzt in Blumenthal etabliert werden soll. Seit dreieinhalb Jahren bietet er Nachhilfeunterricht an, der vom Bund gefördert wird. Coffi schätzt, dass rund 90 Prozent seiner Schüler den sogenannten Bremen-Pass haben. Es gibt ihn, wenn das Einkommen einer Familie gering ist. Seine drei Schulen sind Kooperationsschulen der Bildungsbehörde.

Seit April unterrichtet er mit anderen in den Räumen des Fördervereins, jetzt haben sie die ganz übernommen, um aus dem zweitägigen Angebot ein fünftägiges zu machen. Zum Team gehören drei Festangestellte und drei Kräfte auf Abruf. Alle sind Masterstudenten oder waren es noch vor Kurzem. Und alle sind deshalb manchmal nicht viel älter als ihre Schüler. Coffi sagt, dass das gut ist, weil es hilft, Hemmschwellen abzubauen. Genauso wie er es gut findet, dass seine Schüler sehen: Auch der Lehrer ist kein gebürtiger Deutscher. Coffi kommt aus Ghana, ist in der Vahr aufgewachsen, hat Wirtschaftswissenschaften studiert und wohnt nun in Blumenthal. Er ist der Älteste im Team – 30.

Momentan hat er elf Schüler. In der Vahr und in Tenever hatten er und sein Team anfangs weniger Kinder und Jugendliche im Unterricht. Heute, sagt Coffi, kommen sie auf 100 Grund- und Oberstufenschüler. Er kann sich vorstellen, dass die Blumenthaler Nachhilfeschule die größte seiner drei Schulen wird, weil auch die Räume größer sind. An der Mühlenstraße hat er 70 Quadratmeter. In den nächsten Tagen sollen die neuen Tische, Stühle und das Whiteboard kommen. Unterrichtet wird in zwei Gruppen. Darum sind auch immer zwei Lehrer im Einsatz. Coffi springt ein, wenn andere nicht können. Er koordiniert den Unterricht, spricht mit Lehrern und Eltern und hält Kontakt zur Behörde.

Mühlenstraße 144: Das verwaiste Geschäft war zuletzt ein Systemhaus für Webdesign – inzwischen sind die Schaufenster schon länger so wie viele andere im Stadtteilzentrum: verhangen. Das sich trotzdem etwas tut, kann man deshalb vom Bürgersteig aus nicht sehen. Die Ladenfläche, bis vor Kurzem noch vollgestellt, ist jetzt leer geräumt. So wie es der neue Mieter zur Bedingung gemacht hat, um sie zu übernehmen. Der Elektronikstandort soll jetzt zum Beratungsstandort werden: für Hauseigentümer, Bauträger und Investoren, die wissen wollen, wie sie davon profitieren können, dass das Blumenthaler Zentrum und die angrenzenden Quartiere nun Sanierungsgebiet sind.

Die Stadtumbauplaner und Architekten, die den Prozess der Zentrumsentwicklung voranbringen sollen, haben immer gesagt, dass sie mit ihrem Büro an den Marktplatz wollen – jetzt steht ihr Umzug kurz bevor. Matthias Gunnemann sagt, dass der neue Standort den Vorteil hat, bei Passanten noch präsenter zu sein und zugleich signalisiert: Auch bei der Freifläche im alten Ortskern gibt es Veränderungen. Bisher haben die Ortskernsanierer die Anlaufstelle des Fördervereins der Bürgerstiftung genutzt. Nun müssen sie raus, weil Richmond Coffi mit seiner Nachhilfeschule reingeht. Darum ist sein Einzugstermin zugleich auch ihrer am Marktplatz.

Seit Dezember vergangenen Jahres sind die Planer zweimal in der Woche da. Laut Gunnemann, der zu ihrer Gruppe gehört, ist die Resonanz gut. Nach seiner Rechnung kommen an manchen Tagen acht, an anderen drei Anwohner, die Fragen haben und Antworten von den Architekten haben wollen. Dass mal niemand etwas wissen will, kommt zwar auch vor, ihm zufolge aber immer seltener. An diesem Morgen hatte Gunnemann drei Vor-Ort-Termine bei Anwohnern. Er und seine Kollegen gehen davon aus, dass sie im neuen Büro deutlich länger bleiben werden als im alten. Planer haben hochgerechnet, dass es ungefähr 15 Jahre dauern wird, bis alle Projekte abgeschlossen sind, die bei den Sanierern auf der Liste stehen.

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