Borgfeld. Das Wasser der Wümme zieht sich langsam ins Flussbett zurück – für die betroffenen Menschen in Borgfeld und Timmersloh heißt es nun, die Folgen des Hochwassers zu bewältigen. Seit Tagen räumen sie bereits zerstörte Möbel und Gegenstände aus Kellern und Wohnungen. Noch weiß niemand genau, wie hoch die entstandenen Schäden sind. Das Borgfelder Ortsamt und die Beiratsmitglieder wollen die Betroffenen unterstützen, Hilfe zu finden. Die nächste Beiratssitzung am Dienstag, 16. Januar, soll zunächst im Zeichen einer Bestandsaufnahme stehen.
Die verantwortlichen Behörden versuchen jetzt, sich ein Bild zu machen, wer bei dem Hochwasser der vergangenen Wochen Hab und Gut verloren hat, wessen Wohnhaus Schaden genommen hat und wer womöglich sogar in Existenznot gerät. Unklar sei derzeit auch, wer sich um die entstandenen Schäden kümmert, sagt die Mitarbeiterin des Borgfelder Ortsamtes, Eileen Paries. "Für eine Zusammenfassung ist es im Moment noch zu früh". Anstatt in "wilden Aktionismus zu verfallen", müssten zunächst einmal Informationen gesammelt werden, sagt Beiratssprecher Jörn Broeksmid (CDU). Auf der Beiratssitzung am Dienstag sollen deshalb erst einmal all jene zu Wort kommen, die über ihre Erfahrungen mit dem Hochwasser berichten wollen und Fragen haben.
Berichte aus erster Hand
Jörn Broeksmid hofft, dass möglichst viele betroffene Bürgerinnen und Bürger "aus erster Hand über ihre Erfahrungen bei den Abläufen berichten und wie die Hilfen vor Ort angekommen sind". Aus ihren Informationen, ihrer Kritik und den Fragen der Bürgerinnen und Bürger wollen die Beiratsmitglieder laut Broeksmid einen Fragenkatalog mit den jetzt wichtigsten zu klärenden Punkten zusammenstellen, die dann im Beirat verabschiedet und an die Behörden weitergeleitet werden sollen.
Mögliche Schwerpunkte hat die Mehrheitsfraktion der CDU in drei Anträgen für die kommende Beiratssitzung formuliert. Die Borgfelder Christdemokraten schlagen unter anderem vor, den Hochwasserschutz in Borgfeld auf den Prüfstand zu stellen und anzupassen. "Die Pflege der Deiche ist über Jahrzehnte vernachlässigt worden, da müssen wir wieder rangehen", so Broeksmid, der im Beirat auch als CDU-Fraktionsführer fungiert. Der Bremer Plan für den Not- und Katastrophenfall müsse im Schulterschluss mit dem Land Niedersachsen und den niedersächsischen Nachbargemeinden fortgeschrieben werden und die länderübergreifende Koordination der Hilfskräfte weiter verbessert werden.
Vom Hochwasser im Ortsteil Borgfeld besonders betroffenen Bürgerinnen und Bürgern solle der Bremer Senat "unbürokratisch und schnell finanzielle Unterstützung zum Wiederaufbau ihrer beschädigten Häuser, landwirtschaftlichen Betriebe und anderer existenzieller Sachgüter" gewähren. Die vom Senat bereits in Aussicht gestellte eine Million Euro sei dafür nicht ausreichend, kritisierte Broeksmid in dieser Woche. Er habe von zwei Hauseigentümern am Erbrichterweg erfahren, dass das Hochwasser an ihren Gebäuden Schäden in Höhe von einmal 100.000 Euro und im anderen Fall in Höhe von 80.000 Euro angerichtet habe. In Borgfeld und Timmersloh seien aber noch viel mehr Häuser und Betriebe betroffen. "Wir erwarten deutlich mehr finanzielle Unterstützung", monierte Broeksmid, diese könne auf vielfältige Weise gewährt werden, zum Beispiel in Form von zinslosen Darlehen.
Ortsamtsmitarbeiterin Eileen Paries glaubt, bis die finanziellen Hilfen ausgezahlt werden, könnten noch Monate vergehen. Die gelernte Versicherungskauffrau gibt zu bedenken, dass genau geschaut werden müsse, wer in welchem Maß betroffen ist und nach welchen Kriterien das von der Landesregierung zur Verfügung gestellte Geld verteilt wird.
Aus Erfahrungen lernen
Darüber hinaus müssten die Borgfelder und Borgfelderinnen an der Aufarbeitung des Hochwassereinsatzes beteiligt und ihre Erfahrungen berücksichtigt werden, so die CDU. Laut Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe können die Informationen der Betroffenen in Borgfeld einen wichtigen Beitrag leisten, "damit wir beim nächsten Hochwasser glimpflicher davon kommen". Bramsiepe bat mit Blick auf eine Einladung der Bürgerinitiative Borgfelder Forum zu einem Informationsaustausch am Montagabend darum: "Die Aufarbeitung muss im Beirat stattfinden." Würden auch andere Gremien auf den Plan treten, könnte das zu Irritationen in der Bevölkerung führen. Eine zielgerichtete Hilfe sei dann nur schwer möglich.
Broeksmid indes ist überzeugt, dass bis zur Borgfelder Beiratssitzung am 20. Februar ab 19.30 Uhr in der Borgfelder Schützenhalle auch die Behörden schon mehr über das Ausmaß der Schäden und Unterstützungsangebote sagen können. Broeksmid: "Jetzt geht es erst einmal darum, die Leute zu hören."
Die Sitzung des Borgfelder Beirates am Dienstag, 16. Januar, findet ebenfalls ab 19.30 Uhr in der Schützenhalle statt.