Borgfeld. Justin von Thaden hat die Sache unter Kontrolle. Der angehende Landwirt überwacht die Pumpen gleich neben dem Kuhstall auf dem inzwischen weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt gewordenen Hof des Vizepräsidenten des Bremischen Landwirtschaftsverbandes (BLV), Carsten Schnakenberg, in Timmersloh. Das Wasser auf der Hofstelle des Milchviehbetriebes ist weitgehend zurückgegangen. Das sah auf Bildern in den vergangenen Tagen noch ganz anders aus: Der unter Wasser stehende Hof schaffte es sogar in die Tagesschau. "Alle waren sie in der vergangenen Woche hier – der NDR, die Deutsche Presseagentur", berichtet Landwirt Schnakenberg. RTL und SAT 1 habe er zunächst abgelehnt. Erschreckende Luftaufnahmen von seinem Hof seien verbreitet worden. Seitdem stehe das Telefon nicht mehr still.
Dabei sei seine Familie eigentlich mit einem "blauen Auge" davongekommen, unterstreicht der Milchbauer. Schnakenbergs Auszubildender Justin von Thaden bestätigt das. Der 18-Jährige ist bei der Freiwilligen Feuerwehr am Lehester Deich in Bremen. Er habe in der vergangenen Woche Schlimmeres gesehen.
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Die Kühe auf dem Schnakenbergschen Hof mussten – im Vergleich zu anderen Timmersloher Höfen – nicht evakuiert werden, und auch das Futter im Silo sei nur zehn Zentimeter hoch durchnässt gewesen. Das habe man schnell verfüttert "und gut", sagen die Milchbauern. Senior Heinz Schnakenberg kann sich an ähnliche Hochwasser im Juli 2002 und 1962 erinnern. Aber da sei nicht so viel Rummel drum gemacht worden. "Als ich Kind war, war die Borgfelder Landstraße jeden Winter überschwemmt", erinnert sich sein Sohn.
Situation nicht kleinreden
Man wolle das Hochwasser nicht kleinreden. "Viele Menschen sind verunsichert und haben gelitten, aber wir auf unserem Hof sind insgesamt glimpflich davon gekommen", meint Carsten Schnakenberg. Das sei unter anderem dem "guten Krisenmanagement von Lilienthals grünem Bürgermeister Kim Fuerwentsches zu verdanken. Und dem Einsatz der Feuerwehren, der Landwirte und vieler Freiwilliger." Der Christdemokrat Carsten Schnakenberg findet, dass in so einer Situation nicht parteipolitisch gedacht werden solle, sondern lösungsorientiert.
Die Arbeit gehe auch weiter, wenn das Wasser zurückgehe: Aufräumen, sauber machen und die Infrastruktur wieder herstellen. "Das Hebewerk in Lilienthal ist defekt. Viele Straßen müssen gesäubert und wieder hergestellt werden", zählt Carsten Schnakenberg Aufgaben für die kommenden Tage, Wochen und Monate auf. Er wünsche sich, dass der gute Zusammenhalt zwischen Landwirten, Einsatzkräften, Gemeinden und Bevölkerung auch in Zukunft Bestand habe.