Insgesamt 214 Kindergarten- und Krippenplätze werden nach derzeitigem Stand zum Start des neuen Kindergartenjahres im August im Stadtteil Burglesum fehlen. Das geht aus einer Übersicht der senatorischen Behörde für Kinder und Bildung zu Anmeldezahlen für das Kita-Jahr 2020/21 hervor, die der Redaktion vorliegt.
Der Beirat Burglesum hatte zur Vorbereitung einer für den 26. Mai vorgesehenen Planungskonferenz zum Thema Kinder und Bildung Zahlen vom Ressort angefordert. Gefragt wurde nach vorhandenen Kitaplätzen im Stadtteil, nach den Anmeldungen für das Kita-Jahr 2020/21 und Fehlplätzen. Das Ergebnis: Die Bildungsbehörde glich das bestehende Platzangebot von derzeit 1142 Plätzen mit den Anmeldungen für das Kita-Jahr 2020/21 ab. Demnach werden 115 Plätze im Elementarbereich für Kinder zwischen drei und sechs Jahren sowie 99 Krippenplätze für unter Dreijährige zum 1. August dieses Jahres fehlen.
Das größte Defizit verzeichnet die Statistik für den Ortsteil Burg-Grambke mit insgesamt 101 Fehlplätzen, davon 72 im Elementarbereich. In Burgdamm fehlen 57 Kita-Plätze, darunter 29 für unter Dreijährige. Im Ortsteil Lesum zeichnet sich zum Start des neuen Kita-Jahres vor allem ein Mangel an Betreuungsplätzen für Drei- bis Sechsjährige ab. 34 der insgesamt 39 Fehlplätze in Lesum entfallen auf den Elementarbereich. In St. Magnus bleiben nach den vorliegenden Zahlen zehn Drei- bis Sechsjährige und sieben Kinder unter drei Jahren zum 1. August unversorgt.
Die Bildungsbehörde nennt in ihrem Bericht an den Burglesumer Beirat auch Zahlen zur Entwicklung der Betreuungsplätze über einen Zeitraum von sechs Kita-Jahren. Danach gab es im Kita-Jahr 2015/16 insgesamt 969 Plätze, im Jahr darauf waren es 1006. Für das Kita-Jahr 2017/18 verzeichnet die Amtsstatistik 1070 Plätze. Für 2018/19 werden 1143 Betreuungsplätze gelistet, für 2019/20 sind es 1124 Plätze und für 2020/21 werden 1142 Plätze angegeben.
Pius Heereman, FDP-Mitglied im Beirat Burglesum und Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes Bremen-Nord, hat sich in einer Stellungnahme zu den Zahlen der Bildungsbehörde geäußert. „Die vorliegenden Zahlen legen nahe, dass es in den letzten zwei Jahren überhaupt keinen Aufwuchs an Kita-Plätzen im Stadtteil gegeben hat, sondern im Gegenteil 19 Plätze abgebaut wurden und man künftig wieder mit einem Platz Abweichung auf das Niveau des Vorjahres kommt. Bei über 200 fehlenden Plätzen in Relation zu den 1142 vorhandenen Plätzen ist das ein Armutszeugnis für Bremen“, kritisiert der Liberale. Er fordert von der Senatorin für Kinder und Bildung Aufklärung. „Entweder stimmen die eigenen Zahlen des Senats nicht oder der Senat hat gegenüber der Öffentlichkeit eine Ausbauaktivität bei Kita-Plätzen nur vorgetäuscht“, mutmaßt Pius Heereman.
107 Kinder auf Wartelisten
In seiner November-Sitzung hatte der Beirat vom Bildungsressort eine aktuelle Auflistung der Anzahl aller Kinder gefordert, die im laufenden Kita-Jahr auf den Wartelisten der einzelnen Einrichtungen stehen. Hintergrund: Eine Vertreterin des Bildungsressort hatte in der Sitzung mitgeteilt, dass 26 Kinder in Burglesum nicht mit einem Kita-Platz versorgt seien. Eine Kita-Leiterin hatte daraufhin angemerkt, dass tatsächlich mehr Kinder unversorgt seien, weil in den Zahlen der Behörde Kinder auf Wartelisten nicht erfasst werden. Das Ergebnis der vom Beirat geforderten Abfrage liegt jetzt vor. Nach der Erhebung des Ressorts, die im März durchgeführt wurde, stehen demnach 107 Kinder in Einrichtungen auf den Wartelisten.
„Damit sind nicht 26, sondern mindestens 133 Kinder in Burglesum unversorgt“, kommentiert FDP-Beiratsmitglied Pius Heereman die Zahlen. Weil die Auflistung des Ressorts für einige Einrichtungen keine Angaben mache, sei weiterhin von einer höheren Dunkelziffer auszugehen. Wie berichtet, plant die Bildungsbehörde einen Ausbau von Kita-Plätzen in Burglesum. Der Beirat hatte zum Umsetzungsstand einzelner Ausbauvorhaben gefragt. Das Ressort macht in seiner Antwort Angaben zur zeitlichen Umsetzung von vier Projekten.
Als Erstes soll demnach das DRK-Kinderhaus im Lesumpark zum August 2021 fertiggestellt werden. Der Träger möchte hier eine Kita mit sechs Gruppen betreiben. Ein weiteres Kita-Projekt an der Hindenburgstraße soll nach Behördenangaben Anfang 2022 fertig werden. Wie der Burglesumer Ortsamtsleiter Florian Boehlke auf Nachfrage der Redaktion mitteilt, soll der Kindergarten im Zuge einer geplanten Wohnbebauung auf einer Brachfläche zwischen der Eisenbahn-Trasse und der Hindenburgstraße entstehen. Zum August 2022 rechnet die Bildungsbehörde mit der Inbetriebnahme des Kinder- und Familienzentrums Burgdamm. Die alte Dorfschule an der Burgdammer Straße soll dafür zu einer Kita mit vier Gruppen umgebaut werden. Der Ausbau des Kinder- und Familienzentrums Lesum um drei zusätzliche Gruppen soll nach den Plänen des Ressort zum Kita-Jahr 2025/26 abgeschlossen sein.
Wie berichtet, gibt es weitere Projekte. Im November war Richtfest für die Kita Helsinkistraße. Im Neubau sollen künftig bis zu sechs Gruppen Platz haben. Darunter vier Gruppen, die derzeit in Mobilbauten betreut werden. 60 Plätze für Kinder ab drei Jahren und 30 Krippenplätze sind geplant. Laut Ortsamtsleiter Florian Boehlke sollen die Plätze zum kommenden Kita-Jahr bereitstehen. „Wegen der Verzögerungen bei den Planungen für die Kita an der Burgdammer Straße sollen die Mobilbauten an der Helsinkistraße auch nach Fertigstellung des Neubaus noch bestehen bleiben, um zusätzliche Kapazitäten vorzuhalten“, sagt Boehlke.
Gestartet ist die neue, von der Arbeiterwohlfahrt betriebene Kita an der Grambker Heerstraße. Sechs Gruppen sollen nach und nach aufgebaut werden. Neben dem DRK-Kinderhaus ist im Lesumpark eine weitere Einrichtung geplant. Im Neubau einer Tagespflegeeinrichtung will der Träger Vacances einen Kindergarten integrieren. Geplant sind nach Angaben des Ortsamtsleiters zehn Plätze für Kinder unter drei Jahren und 20 Plätze für über Dreijährige. Sowohl Kinder von Mitarbeitern der Tagespflegeeinrichtung wie auch aus dem Stadtteil sollen hier betreut werden. Um 18 Plätze ausgebaut wird der Kindergarten Kefi, den ein Elternverein betreibt. Im ehemaligen Studiohaus Grambke, das umgebaut wird, sollen laut Boehlke 20 Kindergarten-Plätze zum ersten Quartal 2021 entstehen.