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Lange Nacht der Museen Abenteuerliche Museumsnacht in Bremen-Nord: Von Kunst bis Seefahrt

Von Kunst bis Seefahrt: Die Museumsnacht im Bremer Norden hat mehr geboten als Kultur. Was Gäste bei einer der Moonlight-Fahrten auf der Weser erlebten.
26.05.2024, 19:04 Uhr
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Von Jana Barkei

Eine ganze Nacht voller Kunst, Kultur und Geschichte: bis Mitternacht in ganz Bremen von Museum zu Museum wandern, hier und da eine Bratwurst essen oder ein Weinchen trinken und sich von der Bremer Geschichte verzaubern lassen. Ob zu Wasser, zu Fuß, auf dem Rad oder mit der Bahn – zahlreiche Interessierte haben sich das einzigartige Erlebnis nicht nehmen lassen. Auch die Museen im Bremer Norden freuten sich über großen Andrang von Besuchern aus ganz Bremen und umzu. Was auf den ersten Blick wie eine entspannte und entschleunigte Veranstaltung wirkte, wurde besonders in Vegesack zu einem wahrhaft abenteuerlichen Erlebnis, bei dem aus Museumsgängern waschechte Seebären wurden. Insgesamt nahmen 30 Bremer Museen an der Langen Nacht der Museen 2024 teil. Zehn Stationen gab es in Bremen-Nord zu besuchen.

Einen eher ruhigen Stop bot das Overbeck-Museum. Dort sind aktuell nicht nur die Werke des Worpsweder Malerpaares Fritz und Hermine Overbeck ausgestellt. Die Besucherinnen und Besucher können auch moderne Adaptionen besichtigen. Zeitgenössische Kunst trifft dort auf klassische Landschaftsmalerei und obwohl mehr als hundert Jahre zwischen den Kunstschaffenden liegen, greifen sie Themen auf, die trotz der verschiedenen Zeiten gleichsam wichtig sind. „Es läuft extrem gut. Um fünf vor sechs ging es los und da standen sie schon vor der Tür und haben mit den Hufen geschart“, erzählte Museumsleiterin Katja Pourshirazi zufrieden. Sie habe bisher nur gute Erfahrungen mit der Langen Nacht der Museen gemacht und genieße immer wieder, dass durch diese Veranstaltung auch mal ein anderes Publikum die Räumlichkeiten des Overbeck- Museums betrete.

Der Kampf gegen die Natur

In diesem Jahr gab es stündliche Kurzführungen, die sich mit verschiedenen Aspekten der Ausstellungen beschäftigten. So führte Volontär Finn Völkel zu Beginn zum Thema Umweltverschmutzung durch die ausgestellten Werke von Künstlerin Stefanie von Schroeter. In der Führung spannte er den Bogen zwischen den Kunstwerken der Overbecks, der Industrialisierung, von Schroeters Adaption von Kunst im Bezug zur Natur und der Umweltkrise, in der sich unsere Welt und Gesellschaft aktuell befindet. Früher wie heute beschäftigt sich die Kunst mit dem menschlichen Kampf gegen die Natur für Industrie und Wohnraum.

Immer wieder bezog er auch die Kunstinteressierten mit ein, wodurch sich ein spannender Austausch entwickelte. So konnte Völkel zum Nachfragen und Hinterfragen anregen. „Wir reden immer vom Artensterben. Wir sterben aber auch. Wir sind auch eine Art“, sprach Völkel und hinterließ bei den Gästen einen wahrscheinlich bleibenden Aha-Moment.

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Weniger Museum aber dafür viel mehr frische Luft boten die Moonlight-Fahrten auf der Weser von Vegesack nach Farge und wieder zurück. Im stündlichen Rhythmus konnten die Museumsgänger Bremer Geschichte zum Anfassen erleben: Ob auf dem Kirchenschiff „St. Nikolaus“ oder dem ehemaligen Krabbenkutter „Orion“. Letzterer wurde vom Vater-Tochter-Duo Ulf und Regina Tetens gesteuert. „Es ist schön, dass dem Traditionsschiff Rechnung gezollt wird und es so Anerkennung bekommt“, sagte Regina Tetens. „Das hat einen ganz anderen Unterhaltungswert als klassische Museen“, ergänzte sie und prophezeite damit unbewusst voraus, wie sich die Fahrt entwickeln würde.

Rückfahrt im Sturm

Mussten die Passagiere auf dem Hinweg noch nach ihren Sonnenbrillen kramen, um die Aussicht genießen zu können, sah es auf dem Rückweg ganz anders aus: Blitze, Donner, Regen aus allen Richtungen und natürlich auch eine raue Brise. Vom traumhaften Sonnenuntergang war nichts mehr zu sehen, denn am Horizont bot sich nur noch eine Regenwand, die alles in einem Grau verschwinden ließ. „Nach so einer Fahrt fühlen sich die Leute als Mannschaft. Aus ihnen wird eine eingeschworene Gemeinschaft“, wusste Regina Tetens schon vor Beginn der Fahrt.

Nach der mehr als feucht-fröhlichen Wassertaufe auf der Rückfahrt im Sturm sollte sie recht behalten. Sich eng zusammen zu setzen, um dem Regen von allen Seiten zu entkommen und sich mit dem Tauschen von Regencapes behilflich zu sein, schweißte für die Dauer der Fahrt auf jeden Fall zusammen. „Das ist mal Geschichte zum Anfassen. Mal was ganz anderes, als nur von außen zuzuschauen“, schwärmte Heike Rümann. Das Wetter konnte an der Begeisterung der Ausflugsteilnehmerinnen und -teilnehmer nichts ändern.

Ein trockeneres, aber sehr unterhaltsames Angebot bot auch das Vegesacker Geschichtenhaus. Mit Liebe zum Detail wurde dort der Vegesacker Hafen zur Walfangzeit nachgebaut und die Gäste konnten mit dem schauspielenden Museumspersonal in die vergangenen Zeiten eintauchen. Der ein oder andere Herr wurde von den Schauspielern direkt als Walfänger angeheuert – natürlich nur mit Zustimmung der jeweiligen Ehefrauen.

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